Jeanine Rupp ist Osteopathin in Schöneberg. Mit ihr sprechen wir über Osteopathie als alternative Heilmethode, Unterschied zum Chiropraktiker sowie die Kostenübernahme durch die Krankenkassen.
Osteopathie ist eine alternative Heilmethode, die auf die Selbstheilungskräfte des Körpers setzt. Auf welchen Grundlagen basiert die Osteopathie?

Jeanine Rupp: Sie basiert ganz einfach auf anatomischen Zusammenhängen. Als Osteopathin versuche ich, alle anatomischen Zusammenhänge abzurufen: die Muskeln mit ihren Verläufen und Ansätzen, die Faszien, also das Bindegewebe, das alle Strukturen umschließt wie ein Netz, die arterielle Versorgung, der venöse Abfluss und der Abfluss der Lymphe. Wenn das alles frei und beweglich ist, kann der Körper sich selbst regenerieren/heilen.
Osteopathen arbeiten teils ähnlich wie Chiropraktiker. Worin unterscheiden sich die Behandlungsansätze?
Jeanine Rupp: Als Osteopathin arbeite ich z. Bsp. sehr häufig mit indirekten Techniken und nicht mit manipulativen Techniken (das ist dann, wenn es „knackt“). Bei der manipulativen Technik werden zum Beispiel ein Wirbel durch aktive Mobilisation mit Druck und Kraft aus seiner Fehlstellung zurück in die natürliche Normalstellung geführt. Der Ansatz meiner Ausbildung ist dagegen, dass evtl. muskuläre Verspannungen erst dazu geführt haben, dass sich der Wirbel in die Fehlstellung begeben hat. Also ist mein Ziel, die Muskeln dieses Bereiches durch Annäherung in ein „Reset“ und so zum Entspannen zu bringen. Ich nehme also die Spannung aus dem Muskel, indem ich ihn eine Zeit lang annähere. So kann er sich lockern und der Wirbel kann von allein in seine richtige Position zurückgleiten. Ganz einfach beschrieben.
Viele Krankenkassen übernehmen osteopathische Behandlungskosten. Ist die Branche auf dem Weg aus der Nische in den Mainstream?
Jeanine Rupp: Davon bin ich überzeugt. Als ich 2007 das erste Mal von Osteopathie hörte, war das noch etwas sehr exotisches. Inzwischen hat fast jeder schon mal von Osteopathie gehört oder gelesen.
Welche Ausbildung müssen Osteopathen haben, um eine Praxis eröffnen zu dürfen?
Jeanine Rupp: Als Osteopathin muss ich die Prüfung der Heilpraktiker*in beim Gesundheitsamt bestanden haben oder Ärztin sein und eine Ausbildung an einer entsprechenden Schule nachweisen. Dann werde ich nach dem Absolvieren von mindestens 1375 Stunden Fortbildung und Bestehen der Abschlussprüfung in den Verband der deutschen Osteopath*innen aufgenommen. Die Ausbildungsstätten sind meist Privat und dementsprechend teuer ist die Ausbildung.
Worin unterscheiden sich die Ausbildung und das Studium der Osteopathie?
Jeanine Rupp: Eine Ausbildung kann man gut nebenberuflich absolvieren, die Nachweispflicht von 1375 Stunden Fortbildung ist jedoch trotzdem Voraussetzung. Der Vorteil ist hier natürlich, dass man viel praktische Erfahrungen sammeln kann. Ein Studium ist in Vollzeit mit Pflichtpraktika und Praxissemester, das man dann mit einer Bachelorarbeit abschließt und den Titel Bachelor of Science erhält.
Hi Jeanine,
das hast du sehr gut und verständlich beschrieben . Ich als Arzt glaube auch, dass die Osteopathie immer mehr Beachtung findet. Wir haben bisher das Bindegewebe viel zu sehr vernachlässigt und uns nur auf Knochen und Muskeln konzentriert.
Weiter viel Erfolg in der beruflichen Fortbildung.
J.R.