Rückenschmerz: HeilpraktikerIn für Physiotherapie – Alexandros Swoch

Alexandros Swoch ist Physiotherapeut und Heilpraktiker für Physiotherapie bei Physiotherapie Alexandros Swoch. Im Interview spricht er über die Diagnosefähigkeit von HeilpraktikerInnen für Physiotherapie und dem Unterschied zur Wellnesmassage.

Alexandros Swoch

Wie kann der Patient bei der Vielzahl an Physiotherapeuten denjenigen herausfinden, der ihm optimal helfen kann?

Alexandros Swoch: Ein Thema, das natürlich für jeden von Interesse ist und nicht leicht beantwortet werden kann, da jeder Patient auch immer mit seinen persönlichen Bedürfnissen und Vorlieben zu beachten ist. Sicher lässt sich anhand von Fortbildungen und Zugehörigkeiten zu Verbänden, Gremien, Arbeitsgemeinschaften u. v. m. ein großer Wissensschatz aufzeigen. Dennoch sagt es letztlich wenig darüber aus, ob der Therapeut*in auch in der Lage ist Zuzuhören und oder gar emphatisch auf mich als Patient einwirken kann. Das pauschal zu benennen ist in meinem Dafürhalten sehr schwer möglich. Letztlich wird man es selbst herausfinden müssen oder auch über die berühmte „Mundpropaganda“ gehen. Als Empfehlung kann ich folgendes geben. Schauen Sie, ob der Physiotherapeut*in sich die Zeit nimmt ihrer anzunehmen und nicht nur „stumpf“ eine Anordnung auf dem Rezept ausführt. Für die Therapieplanung ist es unerlässlich eine Physiotherapeutische Befunderhebung zu machen und so die beste Behandlung für den Patienten zu gewährleisten. Auch sollte in der Behandlung eine stetige Aufklärung und Transparenz erfolgen. Nichts ist für den Patienten schlimmer, als dass er nicht versteht was mit ihm gemacht wird, oder was nach so einer Behandlung erfolgen kann. Unsere Patienten haben auch die Möglichkeit sich jederzeit per WhatsApp-Hotline an uns zu wenden, wenn es ihnen nach der Behandlung etwas schlechter gehen sollte oder Fragen aufkommen. Das sorgt für eine große Sicherheit bei den Patienten.

Früher hieß es „Krankengymnastik, heute heißt es „Bewegungstherapie (Physiotherapie) “ und findet auch Anwendung bei Nicht-Kranken. Können Sie den Unterschied erläutern?

1994 gab es eine Namensnovelierung. Im „Westen“ hieß es korrekterweise Krankengymnast, medizinischer Bademeister und Masseur. Im „Osten“ war der Begriff der Physiotherapie bereits gesetzt und wurde dann für den gesamten Berufsstand übernommen. Es gab auch einen Facharzt für Physiotherapie in der damaligen DDR – der heutige Facharzt für Physikalische- und Rehabilitative Medizin.

Die Anwendung bei „Nicht-Kranken“ ist per Definition dann erfolgt, wenn es keine Diagnose und somit kein Rezept vom Arzt gibt. Dann ist es eine Wellness-Behandlung oder Wohlfühlmassage, die im Übrigen dann auch mit der Umsatzsteuer abzurechnen gilt, und einzig und alleine der Erholung dient. Die Physiotherapie auf Grundlage einer Diagnose, ist von der Umsatzsteuer befreit und hat klar als Ziel die Heilung des Patienten.

Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie besser einen Physiotherapeuten aufsuchen sollten, statt „nur“ zur Massage zu gehen, wenn sie beispielsweise Rückenprobleme haben. Wie sehen die von der Krankenkasse angebotenen Möglichkeiten dabei aus?

Alexandros Swoch: Rückenprobleme können viele Ursachen haben. Der Gang zur Physiotherapie macht da auf jeden Fall sehr großen Sinn. Gerade zur jetzigen Zeit, da es auch seit einigen Jahren den Heilpraktiker für Physiotherapie gibt, den vielen leider noch nicht kennen. Es ist die Erlaubnis für mich auch Patienten ohne Rezept vom Arzt annehmen zu dürfen und nach eigener Diagnosestellung gleich mit den Heilmitteln der Physiotherapie (und nur mit denen) mit der Behandlung zu beginnen. Eine (Wellness-) Massage kann zur Entspannung beitragen. Beruht allerdings nicht auf einer Diagnose. Wenn ich also Schmerzen habe, dann kann ich auch den Heilpraktiker für Physiotherapie aufsuchen. Viele meiner Patienten nehmen diese Option bereits wahr und freuen sich über diese direkte und unkomplizierte Behandlungsform.

Können Sie kurz schildern, was eine physikalische Therapie ist und wie sich die Bereiche Massage, Elektrotherapie, Hydrotherapie sowie Thermotherapie voneinander unterscheiden?

Alexandros Swoch: Der Begriff „physikalische Therapie“ beschreibt Heilverfahren zur allgemeinen Anregung oder gezielten Behandlung gestörter natürlicher Funktionen, die auf physikalischen Methoden beruhen (z. B. Wärme, Kälte, Licht oder elektrische Reize). Für die Hydrotherapie (Therapie mit Wasser) und zum Beispiel einer Unterwasserdruckstrahlmassage brauch man große Badewannen mit speziellen Apparaturen und sehr viel Wasser. Auch kennen viele noch die Schlamm-Moorpackungen, die zur Thermotherapie zählen. Aber auch dafür brauchen große Geräte um das Moor aufzubereiten. Daher finden sich die physikalischen Therapien oftmals in ihrer Urform in Kur- und Rehaeinrichtungen. Mir ist jetzt keine Praxis in Berlin bekannt, die beides im Angebot hätte. Daher greifen viele zum Beispiel auf Moor-Einwegpackungen zurück.

Bedarf es besonderer Ausbildungen oder Fähigkeiten, um den Beruf des/der Physiotherapeut/in zu ergreifen?

Alexandros Swoch: In Deutschland reicht der Realschulabschluss (MSA) aus, um die Fachausbildung zum Physiotherapeuten*in zu machen. Seit Anfang der 2000er gibt es allerdings auch den Studiengang zur Physiotherapie oder auch Therapiewissenschaften bei dem man die Physiotherapieausbildung inkludiert hat. Dafür ist ein Abitur nötig.

Zahlt die Krankenkasse grundsätzlich jede Behandlung, die der Arzt verschreibt?

Alexandros Swoch: Als Betreiber einer Privatpraxis für Physiotherapie gehe ich immer ein Vertragsverhältnis mit dem Patienten ein, der im Vorhinein über die Kosten aufgeklärt wird und dann seine Rechnung zur Erstattung seiner privaten Krankenversicherung vorlegen kann. Grundsätzlich ist der Arzt an den Heilmittelkatalog gebunden und verschreibt nur das, was auch von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet wird. Allerdings ist der Wald mit den verschiedensten Fortbildungen und auch Behandlungsmaßnahmen mittlerweile so undurchsichtig voll, dass es vorkommen kann ein Rezept mit einer „außergewöhnlichen“ Anforderung zu erhalten. Da aber die Physiotherapeuten*innen gesetzlich verpflichtet sind die Rezepte auf Richtigkeit zu überprüfen, sollte es in den seltensten Fällen zu Missverständnissen kommen.

Herr Swoch, vielen Dank für das Gespräch.

Ein Kommentar

  1. Christoph sagt:

    Der Beitrag ist super gut, um das Berufsbild des Physiotherapeuten mehr zu verstehen. Ich habe selbst lange überlegt eine Ausbildung in der Physiotherapie zu machen. Es ist toll, wie nah man mit Menschen arbeiten kann.

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