Wie hat sich der Bedarf an Resilienz-Coaching in den letzten Jahren auf dem Arbeitsmarkt entwickelt und welche Faktoren treiben diese Nachfrage an?
In den vergangenen Jahren hat der Bedarf an Resilienz-Coaching im beruflichen und privaten Kontext stark zugenommen. Besonders seit der Pandemie, aber auch aufgrund der anhaltenden Digitalisierung und des zunehmenden Fachkräftemangels erleben viele Beschäftigte dauerhafte Unsicherheiten und Veränderungen. Was früher als „temporäre Herausforderung“ galt, ist heute für viele Menschen ein konstanter Begleiter im Arbeitsalltag geworden. Das Bedürfnis, innere Stabilität in einer stressigen Arbeitswelt zu bewahren, ist dadurch enorm gestiegen.
Zudem hat sich die Sichtweise in Unternehmen verändert: Resilienz wird heute nicht mehr als rein individuelle Fähigkeit betrachtet, sondern als strategischer Erfolgsfaktor. Unternehmen erkennen, dass belastbare, achtsame und emotional stabile Mitarbeitende produktiver, kreativer und loyaler sind.
Auch die erhöhte Sensibilisierung für mentale Gesundheit treibt die Entwicklung weiter voran. Rund 323 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte aufgrund psychischer Erkrankungen zählt der DAK-Psychreport 2025 – bei Frauen sind es 431, bei Männern 266 Fehltage. Damit hat sich die Anzahl der AU-Tage seit der Jahrtausendwende fast verdreifacht, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt.
Ich rege deshalb häufig meine Klienten dazu an, sich mit Longevity zu beschäftigen: Sie beginnt dort, wo Körper, Geist und Seele zur Ruhe kommen. Langlebigkeit als Lebenskunst bedeutet, nicht länger durch ein funktionsorientiertes Leben zu hetzen, sondern erfüllter und bewusster Leben selbst zu regulieren. Meine Reisen verbinden jahrtausendealtes Wissen aus Yoga mit moderner Achtsamkeit. Ob wohltuende Wanderungen in der Natur, Atemübungen oder Yoga in entspannter Atmosphäre: Hier geht es nicht um Selbstoptimierung, sondern um echte Regeneration, neue Leichtigkeit und bewusste Lebenszeit. Dazu biete ich Yoga- und Wander-Reisen zu schönen Orten an – nächstes Jahr im Frühling geht es für zwei Wochen auf die Kapverdischen Inseln. Wer sich dafür interessiert, hier ist der Link:
https://www.neuewege.com/afrika/vorderasien/kapverden/yoga-wandern-meehr-auf-den-kapverden/
Als Achtsamkeits-Coach und krankenkassen-zertifizierte Yogalehrerin mit über 25 Jahren Erfahrung sehe ich täglich, wie wichtig die Kompetenz der Selbstregulation geworden ist.
Welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie bei der Implementierung von Resilienzstrategien in Unternehmen, insbesondere in stressintensiven Branchen?
In stressintensiven Branchen – etwa im Gesundheitswesen, der IT, Logistik oder Beratung – herrscht eine enorme Arbeitsdichte, sodass Resilienz-Maßnahmen oft zunächst als zusätzliche Belastung wahrgenommen werden. Die größte Herausforderung besteht daher häufig darin, Mitarbeitenden klarzumachen, dass Resilienz keine „zusätzliche Aufgabe“ ist, sondern ein Werkzeug, das langfristig Entlastung schafft.
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Unternehmenskultur. Resilienz-Strategien funktionieren nur, wenn sie auf allen Ebenen unterstützt werden. In vielen Organisationen wird zwar über mentale Gesundheit gesprochen, aber im Alltag bleiben Zeit- und Leistungsdruck unverändert hoch. Dadurch entsteht ein Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit, den Mitarbeitende deutlich spüren. Es fehlt Mitarbeitenden an Vertrauen in die Aufrichtigkeit des Unternehmens: Bin ich als Mensch überhaupt noch gemeint?
Zudem benötigen Führungskräfte selbst Unterstützung: Viele wissen um die Bedeutung von Resilienz, fühlen sich aber unsicher, wie sie diese Kompetenzen in ihren Teams fördern können. Es reicht nicht, Workshops anzubieten – es braucht einen strukturellen Kulturwandel, der Achtsamkeit, Fehlertoleranz und Selbstfürsorge zulässt.
Hier setze ich häufig an: mit körperorientierten Trainings, aber auch kontinuierlicher, individueller Prozessbegleitung. Viele Unternehmen suchen entsprechende Formate, inklusive achtsamkeitsbasierter Ansätze aus dem Yoga, die besonders gut in stressintensiven Bereichen wirken. Aber Stressabbau braucht beständige Übung – und das ist häufig ein Widerspruch in sich.
Können Sie uns aus Ihrer Praxis ein Beispiel geben, wie Resilienz-Coaching einem Klienten geholfen hat, mit beruflichen Krisen besser umzugehen?
Ein besonders eindrückliches Beispiel ist die Arbeit mit einer Klientin aus der Gesundheitsbranche, die mitten in einer Phase umfassender Unternehmensumstrukturierungen stand. Sie fühlte sich emotional überlastet, erlebte starke Selbstzweifel und wusste nicht, wie sie die ständigen Veränderungen verkraften sollte.
Im Coaching haben wir zunächst durch IFS-Arbeit (Arbeit mit den Anteilen der inneren Familie nach Richard Schwartz) eine kurze tägliche Praxis eingeführt, um aus dem Autopilot-Stressmodus auszusteigen. Anschließend haben wir an ihrer inneren Haltung gearbeitet: Welche Gedanken welcher Teiler verstärken den Stress? Welche Werte geben Orientierung und damit Stabilität? Wie kann sie aktiv Einfluss auf ihre emotionale Sicherheit nehmen?
Ergänzend erhielt sie konkrete Tools mit Atemtechniken aus dem Yoga, kurze Achtsamkeitsroutinen für den Büroalltag und Methoden zur Priorisierung.
Nach wenigen Monaten berichtete sie, dass sie wieder klarer denken, Grenzen setzen und konstruktiver kommunizieren konnte. Besonders wertvoll war für sie die Erkenntnis, dass Resilienz nicht bedeutet, alles „wegzustecken“, sondern bewusster mit Herausforderungen umzugehen.
Diese Veränderung wirkte sich positiv auf ihr Wohlbefinden aus – und auf die Zusammenarbeit mit ihrem Team. Die Kombination aus Achtsamkeits-Coaching und meiner langjährigen Erfahrung als zertifizierte Yogalehrerin bildet die Basis vieler erfolgreicher Transformationsprozesse in meiner über 20-jährigen Coaching-Erfahrung.
In welche Richtung sehen Sie die Entwicklung von Resilienz-Coaching in den nächsten fünf Jahren, insbesondere in Bezug auf technologische Unterstützung und neue Methoden?
Die kommenden Jahre werden von einer starken Verzahnung analoger Coaching-Methoden mit digitalen Tools geprägt sein. Technologische Unterstützung wird Resilienzarbeit nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen. Apps zur Emotionsregulation, Achtsamkeit oder Belastungseinschätzung werden weiter an Bedeutung gewinnen. Insbesondere KI-gestützte Assistenzsysteme können Impulse geben, Stressmuster frühzeitig erkennen und Mitarbeitende im Alltag begleiten.
Gleichzeitig wächst der Wunsch nach tiefem, authentischem Kontakt. In Zeiten virtueller Zusammenarbeit steigt die Sehnsucht nach echten, menschlichen Coaching-Erfahrungen – ob in Workshops, Retreats oder 1:1-Begleitungen. Aus meiner Sicht wird die Kombination aus persönlichem Coaching und digitalen Micro-Interventionen zum neuen Standard.
Methodisch wird sich Resilienz-Coaching stärker körperorientieren. Die Verbindung von Achtsamkeit, Nervensystemregulation und Yoga-basierten Elementen wird wichtiger, weil die Wissenschaft immer deutlicher bestätigt, dass Resilienz keine rein mentale Fähigkeit ist. Als Yogalehrerin mit über 25 Jahren Erfahrung integriere ich diese Aspekte bereits heute systematisch in meine Arbeit – ein Ansatz, der in Zukunft zum Mainstream werden dürfte.
Angesichts der wachsenden Bedeutung von Resilienz im Beruf: Wie integrieren Unternehmen diese Konzepte in ihre bestehenden Strukturen und welche Rolle spielt dabei die Führungsebene?
Immer mehr Unternehmen verstehen Resilienz als strategischen Bestandteil ihres Gesundheits- und Kulturmanagements. Der erste Schritt besteht meist in Trainings oder Workshops, aber der nachhaltige Effekt entsteht erst, wenn Resilienz zu einem wiederkehrenden Bestandteil interner Strukturen wird – zum Beispiel durch regelmäßige Meditations- und Yoga-Kurse, Resilienz-Zirkel oder die Integration entsprechender Kompetenzen in Mitarbeitergespräche.
Die zentrale Rolle spielt dabei die Führungsebene. Führungskräfte müssen Resilienz vorleben: Grenzen anerkennen, realistische Prioritäten setzen, eine offene Kommunikationskultur pflegen und zeigen, dass Selbstfürsorge kein Zeichen von Schwäche, sondern professioneller Stärke ist. Nur wenn Führungskräfte echte Verbündete der psychischen Gesundheit sind, entsteht im Unternehmen ein Klima, das Belastbarkeit fördert.
Gleichzeitig sollten Unternehmen ihre Prozesse überprüfen: Sind Arbeitszeiten realistisch? Wie wird mit Fehlern umgegangen? Gibt es ausreichend Raum für Pausen und Reflexion? Ohne eine Anpassung der Rahmenbedingungen bleibt Resilienzförderung schnell symbolisch.
Als Coach unterstütze ich Unternehmen genau dabei: Resilienz nicht nur zu vermitteln, sondern nachhaltig zu verankern – kulturell, methodisch und menschlich. Mehr zu meiner Arbeit finden Sie auf meinen Internetseiten, in meinem Podcast „Menschenglück“ oder in meinen Yogakursen und -reisen.