Social Media Trends im Wandel

Interview mit Marian van Hove
Social Media bewegt sich rasant – und Marken verlieren schnell den Anschluss. Marian van Hove von der PRETTY NASTY Agency Group erklärt, warum Kultur wichtiger ist als Algorithmen und wie Agenturen echte Relevanz schaffen.

Welche aktuellen Social-Media-Trends dominieren derzeit den Markt und wie beeinflussen sie die Strategien von Marketingagenturen?
Der Markt wird gerade massiv von Creator-Räumen geprägt. Das sind keine Influencer im alten Sinne, sondern die sozialen Orte, in denen Zielgruppen wirklich unterwegs sind. Trends entstehen dort und nicht mehr in den Kanälen der Marken. Kurzformate wirken nur, wenn sie sich wie echte Beiträge anfühlen und nicht wie polierte Mini-Werbespots. Für Agenturen heißt das, dass Markenidentität erst dann funktioniert, wenn sie im kulturellen Umfeld verankert ist. Wer versucht, Trends einfach zu kopieren, verliert sofort den Anschluss. Wer versteht, wie sich Communities bewegen, baut Strategien, die wirklich funktionieren.

Inwiefern stellen die sich schnell ändernden Algorithmen auf Plattformen wie Instagram oder TikTok ein Risiko für die Verlässlichkeit von Social-Media-Kampagnen dar?
Volatile Algorithmen wirken wie ein Risiko, sind aber vor allem ein Stresstest für Marken, die inhaltlich wenig zu bieten haben. Die Reichweiten schwanken, die Plattformen schieben neue Mechaniken rein und die alten Regeln gelten von heute auf morgen nicht mehr. Wer austauschbare Inhalte postet, spürt das sofort. Wer kulturelle Signale setzt und in echten sozialen Räumen vorkommt, verliert deutlich weniger. Das Risiko entsteht nicht durch Technik, sondern durch Beliebigkeit. Algorithmische Änderungen sind ein Filter, der trennt, wer wirklich relevant ist.

Können Sie aus Ihrer praktischen Erfahrung erläutern, welche Social-Media-Trends in der Vergangenheit besonders erfolgreich für Ihre Kunden waren?
Am stärksten waren immer Formate, die sich wie Beiträge aus der Zielgruppe anfühlen. Creator, die bereits in einer Community verankert sind, erzeugen Wirkung, weil sie echte Beziehungen haben. Wenn Marken in Gespräche einsteigen, die bereits laufen, statt künstlich welche anzuschieben, funktioniert es dauerhaft. Erfolg entsteht nicht durch Trends, sondern durch kulturelle Anschlussfähigkeit. Die besten Ergebnisse kamen zustande, wenn Marken die Kontrolle ein Stück weit abgegeben und sich wirklich auf die Logik der Communities eingelassen haben.

Wie sehen Sie die Entwicklung von Social-Media-Trends in den nächsten fünf Jahren und welche neuen Plattformen oder Technologien könnten in den Vordergrund treten?
Der Markt fragmentiert weiter und Social Media wird sich stärker wie ein Netzwerk aus vielen kleineren Räumen anfühlen. Plattformen, die echte Nähe und Micro-Communities fördern, rücken nach vorn. KI beschleunigt alltägliche Produktionsprozesse, macht aber identitätslose Inhalte noch schneller wertlos. Creator werden zu festen Bestandteilen der Markenstrukturen. Unterhaltung, Community und Commerce verschmelzen und Marken müssen lernen, darin mitzuspielen, statt daneben zu stehen. Die Geschwindigkeit steigt, kulturelle Sensibilität wird Pflicht und hierarchische Kampagnenlogik zunehmend unbrauchbar.

Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Datenschutz und Nutzertransparenz: Wie reagieren Marketingagenturen auf diese Herausforderungen im Kontext der Social-Media-Trends?
Datenschutz zwingt die Branche dazu, relevanter zu arbeiten. Weniger Tracking bedeutet weniger künstliche Reichweite. Das macht Creator-Beziehungen und kulturelle Signalwirkung wichtiger als je zuvor. Marken können sich nicht mehr darauf verlassen, dass ein Algorithmus die Zielgruppe fein zerteilt und ihnen serviert. Inhalte müssen tragen, ohne datengetriebene Krücken. Agenturen reagieren, indem sie Strategien entwickeln, die auf Identität, Haltung und echten sozialen Räumen basieren. Wer glaubwürdig ist, braucht keine Überoptimierung. Wer nur über Targeting funktioniert, hat ein strukturelles Problem.

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Marian van Hove

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