Der Edelmetallskandal bei der Firma Pim Gold

Janine Mehrer : Der Edelmetallskandal bei der Firma Pim Gold, darüber sprechen wir heute beim Business Talk am Kudamm mit Rechtsanwalt Dr. Thomas Schulte. Thema Pim Gold: Es gibt schon wieder einen großen Betrugsskandal am Kapitalmarkt, mehr als 10.000 Anleger sind scheinbar auf ein Schneeballsystem mit Edelmetallen hereingefallen. Was ist genau passiert?

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Transkript / Interview

Dr. Thomas Schulte: Es ist so, dass nach der Lehman
Katastrophe 2008 Sachwerte in den Fokus von Anlegern kamen und dadurch hat sich
dann der Anlegerhorizont erweitert und diese Art von Produkten sind
aufgekommen. Das heißt man kauft Edelmetalle Silber, Gold oder andere – es gibt
ja verschiedene Geschäftsmodelle. Zum einen kann man die zu Hause lagern oder
man kann sie in eine Fremdwährung geben. Und da gibt es einen alten Grundsatz:
Freibier macht durstig. Also wenn man sozusagen fremdes Bier im Keller hat, so
wie dieses Gold, da kann das auch verschwinden und das könnte einer dieser
Fälle sein.

Janine Mehrer: Insgesamt liegt die Schadenssumme bei
bis zu 150 Millionen Euro. Was sollten Geschädigte jetzt tun?

Thomas Schulte: Man muss das Geschehen beobachten. Der Insolvenzverwalter ist in diesen Tagen bestellt worden durch das zuständige Amtsgericht. Der hat jetzt die Hoheit. Der sammelt die Unterlagen der Gesellschaft, findet dann also auch die Adressen der Kunden heraus und schreibt die alle an.

Janine Mehrer: Welche rechtlichen Möglichkeiten gibt es für die Anleger ihren Schaden ganz oder wenigstens teilweise erstattet zu bekommen?

Thomas Schulte:  Rechtlicher Rat ist in so einer Situation teuer. Das ist ja auch wie dieser alte Spruch „Wer vom Rathaus kommt ist immer schlauer“ und es macht, glaube ich, gar keinen Sinn jetzt in irgendeiner Art und Weise in Hysterie zu verfallen. Wir haben eine lange Verjährungsfrist. Das heißt drei Jahre, gerechnet ab Silvester dieses Jahres, so dass man in Ruhe überlegen kann, wie man vorgehen will. Ich würde denken es macht Sinn, die Situation zu beobachten und sich dann qualifizierten Rat zu holen. Möglicherweise auch in einer Gemeinschaft.

Janine Mehrer: Am Grauen Kapitalmarkt entstehen immer
wieder Skandale. 2018 mit P&R Container der größte Anlegerskandal in der
deutschen Geschichte. Worauf sollten Kapitalanleger achten, um nicht auf diese
betrügerischen Schneeballsysteme reinzufallen?

Thomas Schulte:  Das ist ganz schwer von außen zu sehen, weil
man natürlich in der Regel nicht den Kontakt hat zu dem Unternehmen, sondern zu
einem netten Vertreter, der dieses Produkt vermittelt. Also man hat gar keinen
direkten Einblick. Natürlich gibt’s die alte Regel: „was du nicht verstehst,
das solltest du nicht machen. Ich glaube es macht keinen Sinn, dass eine
Landratte zum Beispiel im Schiffscontainer investiert. Wer immer an der Nordsee
den Schiffen hinterher guckt der mag qualifizierter sein. Genauso ist es also
auch in anderen Bereichen. Investiere möglichst in Dinge, die du verstehst und
wo du einen persönlichen Zugang zu hast.

Janine Mehrer: Nochmal zum Gold. Edelmetalle gelten generell als sicheres Investment. Worauf sollte man achten, wenn man jetzt in Gold und Silber nach wie vor investieren möchte?

Thomas Schulte: Es gab ja in Berlin diesen großen
Skandal mit der BWF Stiftung. Da war das zum Beispiel das Problem, dass Teile
des Goldes nicht echt waren. Allein die Frage der Echtheit sollte zum Beispiel
bei diesen Investments im Vordergrund stehen. Und dann gibt es eigentlich den
alten Grundsatz: „was ich nicht prüfen kann, da sollte ich nicht investieren“.

Janine Mehrer: Und wie kann ich das Gold prüfen?

Thomas Schulte: Technisch kann man das Gold prüfen
durch andere Händler. Durch Spektralanalyse, Gewichtsprüfung. Das war zum
Beispiel ein Riesenproblem bei der BWF Stiftung, dass dann erst nach dem
polizeilichen Zugriff deutlich wurde große Teile des gefundenen Goldes waren
Katzengold, oder waren nicht echt.

Janine Mehrer:  Also steht auch immer der Kapitalanleger selbst in der Verantwortung Sorge zu tragen und richtig tiefe Recherche zu machen.

Thomas Schulte: Anders wird es wohl angesichts dieser vielen Skandale nicht möglich sein. Das Sichverlassen auf bunte Papiere nette Gespräche und auf diese Hoffnung, die spare Steuern und bekommen eine tolle Rendite, ist vielleicht nicht der richtige Weg. Und im Übrigen gibt es den alten Grundsatz „niemand schlägt den Markt“. Das bedeutet also, wenn es auf allen anderen Investments kaum Zinsen gibt, wieso sollte ich dann gerade als Privatanleger erwarten können, dass ich große Rendite oder Zinsen erwirtschafte?

Janine Mehrer: Vielen Dank, Dr. Schulte.

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