Daniel Wenzel: Goldpreis konnte sich wieder stabilisieren

Interview mit Daniel Wenzel
Daniel Wenzel ist selbständiger Finanzplaner und Finanzberater EFC Financial Planning Center in Bensheim. Mit ihm sprechen wir über Flash-Crash, Kursverlust sowie Dow Jones.

Der Goldpreis ist zuletzt in nur zwei Tagen stark eingebrochen. Was ist ein Flash-Crash, woher kommt der Begriff und wie äußert er sich?

Daniel Wenzel: Bei einem Flash Crash handelt es sich um einen starken Absturz an einem Finanzmarkt, der sehr rasch erfolgt. Ebenso schnell setzt dann auch wieder die Erholung ein.

Der Begriff kommt aus dem angelsächsischen Raum und ist eine Wortkombination aus „Blitz“ und „Absturz“ oder eben Crash. Ein bekanntes Flash Crash Ereignis ist der Einbruch des Dow Jones im Mai 2010. Der amerikanische Börsenindex verlor innerhalb von einer halben Stunde 1000 Punkte.

Inwiefern unterscheidet er sich zum herkömmlichen Börsen-Crash?

Daniel Wenzel: Der herkömmliche Börsencrash ist ebenfalls durch einen sehr starken Einbruch an einer oder mehreren Börse(n) gekennzeichnet. Die anschließende Kurserholung fällt allerdings -wenn überhaupt- moderater aus. Bekanntestes Beispiel ist der Börsencrash an der New Yorker Börse im Jahr 1929, auf den dann die große Weltwirtschaftskrise folgte.

Was alle Crashs gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie unerwartet eintreten. Meist werden Sie durch ein externes Ereignis ausgelöst, zum Beispiel die Ankündigung von Zinserhöhungen, einen Terroranschlag oder eine große Firmenpleite. Stichwort Lehman.

Der Goldpreis sank zeitweise um 100 Dollar. Woraus resultierte der Kursverlust und welche Gründe gibt es?

Daniel Wenzel: Direkter Auslöser für den Kursrückgang war eine 4 Milliarden Dollar schwere Verkaufsorder, die auf sehr wenig Liquidität im Markt traf. Diese führte zu weiteren Panik Verkäufen am Goldmarkt. Doch welches Ereignis wiederum veranlasste die Marktteilnehmer, sich von ihren Goldbeständen zu trennen? Hierzu muss man wissen, dass die derzeit alles entscheidende Frage unter Marktteilnehmern lautet, wann die amerikanische Notenbank mit der Drosselung der Anleihekäufe beginnt. Die Fed kauft derzeit jeden Monat Anleihen im Wert von 120 Milliarden Dollar auf, um die Finanzmärkte liquide zu halten und um die Bereitstellung von Krediten zu erleichtern.

Sollte die Zentralbank die Käufe drosseln („tapern“), werden die Zinsen am Anleihemarkt wieder steigen. Dadurch werden Anlageklassen wie Aktien – aber eben auch Gold- im Vergleich wieder unattraktiver.

Welche Rolle spielt der US-Arbeitsmarkt beim rapiden Kursverlust?

Daniel Wenzel: Der US – Arbeitsmarkt spielte schon immer eine entscheidende Rolle, wenn es um die weitere Einschätzung der Finanzmärkte geht. Anders als beispielsweise bei uns in Deutschland trägt das private Konsumverhalten der Amerikaner entscheidend zur konjunkturellen Entwicklung bei. Eine Erholung am Arbeitsmarkt bedeutet demnach, das in Zukunft mehr Amerikaner mehr konsumieren können, weil sie wieder mehr Geld zur Verfügung haben. Die höhere Kaufnachfrage führt zu steigenden Preisen, was wiederum zu steigenden Inflationsraten führen kann. Und steigende Inflationsraten zwingen die Zentralbank dazu, die Zinsen zu erhöhen. Höhere Zinsen bedeuten aber, das Gold als Anlageklasse unattraktiver wird.

Welche US-Fed Entscheidungen – z.B. weniger Anleihen zu kaufen – machen das Anlegen in Gold unattraktiv?

Daniel Wenzel: Neben der Drosselung der Anleihekäufe kann die Fed den Leitzins erhöhen. Dieser liegt aktuell in einer Bandbreite von 0,00 bis 0,25 Prozent. Jede Erhöhung des Leitzinses führt zu sinkender Attraktivität von Anlageklassen wie Aktien, Immobilien und Gold.

Was glauben Sie, wie geht es mit dem Goldkurs nun nach dem Flash-Crash weiter? Kann man einen Blick in die Zukunft werfen?

Daniel Wenzel: Natürlich kann niemand vorhersagen, wie sich der Goldpreis in Zukunft entwickeln wird. Was wir sehen konnten, ist die Tatsache, dass sich der Goldpreis nach dem Flash Crash wieder stabilisieren konnte. Die Entwicklung des Gold Preises wird auch in naher Zukunft sehr stark von der Politik der Notenbanken abhängen. Aber auch die politische Großwetterlage spielt beim Goldpreis eine große Rolle, viel mehr noch als bei andere Anlageklassen. Denn Gold wird von vielen Marktteilnehmern immer noch als eine per se sichere Anlageklasse gesehen. Ob sie das auch tatsächlich ist, steht auf einem anderen Blatt.

Herr Wenzel, vielen Dank für das Gespräch!

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