Wie und warum Kunst Unternehmen helfen kann
Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele (Pablo Picasso)
Es ist kein Geheimnis mehr. Wir befinden uns im größten Wandel aller Zeiten – in der Wirtschaft und Arbeitswelt ebenso wie in der Gesellschaft. Die Unternehmen müssen die digitale Transformation bewerkstelligen, aber auch viele weitere Themen bewältigen wie Integration, Diversity, Fachkräftemangel, Globalisierung, demografischer und gesellschaftlicher Wandel,. Um am Markt zu bestehen, ist Innovation existenziell. Doch viele Mitarbeiter sind überfordert und demotiviert. In der Gallup-Studie wird jedes Jahr erneut das Ausmaß derer, die innerlich kündigen, vor Augen geführt. Ein Beispiel zeigt das Bild von Réne Magritte: Ein Weinglas steht in einer Landschaft und in dem Weinglas steht eine Giraffe.
Umso wichtiger erscheint es, die Mitarbeiter zu motivieren, sie auf eine positive Ebene zu bringen, gute Laune zu verbreiten und Begeisterung für das eigene Tun zu vermitteln. Um einen guten und reibungslosen Ablauf im Alltagsgeschäft zu bewerkstelligen, ist gute Kommunikation das oberste Ziel. Gerade, weil Teams immer diverser werden, ist gute Kommunikation im Team das A und O.
Kommunikation im Team verbessern
Respektvolle und wertschätzende Kommunikation zwischen Teammitgliedern und Führungskräften führt nachgewiesen zu hoher Motivation. Wer motiviert ist, setzt sich für das Unternehmen ein und denkt mit, wird kreativ, findet Schwachstellen und Möglichkeiten zu Verbesserung. Ohne gute Kommunikation keine Kreativität! Ohne Kreativität keine Innovation.
Wir brauchen mutige, aktive Mitarbeiter, die Veränderung gestalten wollen, ihre Ideen ausdrücken und umsetzen dürfen, die im Team Gehör finden und Rückhalt erfahren. Erst dann entsteht intrinsische Motivation und Innovation. Wenn jeder einzelne Mitarbeiter sich im Unternehmen gesehen und aufgehoben fühlt, wächst auch seine Bereitschaft, im Team mitzuwirken und sich einzusetzen.
Als Kunstvermittlerin und Business Coach habe ich die langjährige Erfahrung gemacht, dass Kunstbetrachtung hier tatsächlich Wunder bewirken kann. Kunst ist ein Türöffner für Herz, Gefühl und Verstand. Die Betrachter kommen in Resonanz mit sich selbst und anderen.
Um miteinander ins Gespräch zu kommen, eignet sich ein begleiteter Museumsbesuch. Die Teammitglieder lernen sich besser kennen. Mit gemeinsamer Kunstbetrachtung lernt man sich und den anderen näher kennen, die Wahrnehmung der anderen wert zu schätzen. Begeisterung und Freude über gemeinsame Erkenntnisse sind deutlich sichtbar. Die Teammitglieder hören und sehen, was der andere sieht, denkt und sagt. Gemeinsam sieht man mehr. Wir holen die Multiperspektive in den Raum und schaffen so einen Resonanzboden für eine gute Zusammenarbeit. Die Beschäftigung mit Kunst fördert zudem die Persönlichkeit und das kulturelle Wissen.
Dabei ist es nicht erforderlich, einen Kunstsachverstand zu haben bzw. etwas von Kunst zu verstehen. Um Prozesse wie Mut, Neugier, Kreativität und Kommunikation anzuregen, ist Kunst besonders geeignet, auch niederschwellig mit ihr zu arbeiten. Auch wenn man Kunst oder ein bestimmtes Kunstwerk nicht mag, ist das eine Reaktion, mit der weitergearbeitet werden kann.
Auch praktisches künstlerisches Arbeiten motiviert und fördert Teambildung. So können gemeinsame Bilder entstehen, bei der der Kommunikations- und Abstimmungsprozess moderiert wird. Oder gegenseitiges Zeichnen fördert das Kennenlernen. Dafür muss man nicht Malen können! Eine professionelle Begleitung hilft.
Kreativität trainieren, um Innovationen zu ermöglichen
Und mehr noch: Kunst fördert nicht nur die Kommunikation, sondern auch die Kreativität eines jeden Einzelnen und im Team. Die gute Nachricht zuerst: Kreativität kann man lernen!
In einigen Unternehmen ist von Mitarbeitern immer noch zu hören: „Wir machen das so, wie wir es immer schon gemacht haben!“ Doch diese Haltung führt nicht zu Innovationen. Sie hindert sie sogar regelrecht. Es ist daher eine wichtige Aufgabe, Mitarbeiter zu befähigen, kreativ zu werden, ihre Ideen zu entwickeln und zu kommunizieren. Dafür ist ein kreatives, auch agiles Umfeld und Mindset notwendig, das Kreativität ermöglicht. Mitarbeiter brauchen ein Gehör und Verständnis, um ihre Ideen äußern zu dürfen. Immerhin profitiert das Unternehmen von kreativen Mitarbeitern. Sie sind das wertvollste Gut von Unternehmen. Mit der Betrachtung von Kunst und der Beschäftigung mit künstlerisch-kreativen Methoden werden Mitarbeiter inspiriert und kreativ. Sie werden mutig und trauen sich, ihre Ideen im Team zu teilen.
Künstler machen es vor. Sie sind mutig, neugierig und erfinden sich jeden Tag neu. Sie wagen neue Methoden und probieren Materialien aus, sie haben eine intrinsische Motivation und das nonlineare Denken spornt sie an.
Für die Ideengenerierung und Kreativität sind Raum, Zeit und Muße Grundvoraussetzungen. Je weiter man sich vom Arbeitsplatz wegbewegt, umso besser. Daher sind Besuche in Kunstmuseen oder Ateliers sehr förderlich, um bestimmte Problemstellungen anzugehen und Ideen zu entwickeln. Mit genauer Wahrnehmung und Gesprächen über Kunst offenbaren sich künstlerisch-kreative Methoden, die in den Arbeitsalltag übertragen werden können. Der kreative Funke springt über.
Ein Beispiel zeigt das Bild von Réne Magritte: Seine Kreativtechnik ist es, Dinge zusammenzubringen, die nicht zusammengehören. Dabei wächst Reibung. Warum muss man aus einem Weinglas immer Wein trinken, man könnte ja auch mal eine Giraffe hineinstellen. Warum muss ein Weinglas immer auf dem Tisch stehen? Es könnte ja auch in einer Landschaft stehen. Warum muss eine Giraffe immer in der Landschaft stehen, sie könnte ja auch mal in einem Weinglas stehen. Und so könnte man immer weiter hinterfragen: Wie sehen die Größenverhältnisse aus? Was sehen wir noch auf dem Bild?
Mut ist die Voraussetzung für Kreativität und Kreativität ist die Voraussetzung für Innovationen!
Kunst als Nährboden für Innovation
Kunst ist der ideale Nährboden, um sich inspirieren zu lassen, Ideen zu finden und kreativ zu werden. Sie fördert die Wahrnehmung, visuelles Denken, die Kreativität eines jeden Einzelnen. Kunstwerke eignen sich hervorragend für das kreative und kommunikative Learning. Nur wer kreativ ist, schafft auch Innovationen.
Mit einer speziell auf die Themen der Arbeitswelt entwickelten Kunstbetrachtung eröffne ich durch meine Interventionen Resonanzräume. Abgestimmt auf die Ziele und Aufgabenstellung des Auftraggebers wähle ich passende Kunstwerke aus. Durch die entsprechenden Kunstinterventionen lade ich die TeilnehmerInnen auf ein neues, neutrales Spielfeld ein und hole sie mit ihren neuen Erkenntnissen wieder zurück in den Arbeitsalltag.
In meinen Seminaren und Workshops, die ich deutschlandweit durchführe, begeistere ich für Kunst und schaffe einen barrierefreien Zugang zur Kunst, ohne dass die Teilnehmer Innen etwas von Kunst verstehen müssen.
Reframing
Auch für Einzelpersonen ist das Coaching mit und vor Kunst sehr effektiv. Die Begegnung mit Kunst und der begleitende Prozess öffnen und löstenFragestellungen, die der Coachee mitbringt. Das Gesehene wird sprachlich interpretiert und auf die eigene Situation übertragen.
Kunstwerke sind häufig mit einem Rahmen versehen, um sie von der Wand und dem umliegenden Raum abzuheben, abzugrenzen und den Fokus ganz auf das Bild zu lenken. Wenn ein Kunstwerk neu gerahmt, umgerahmt wird, kann es neu gesehen werden.
Die im Coaching am häufigsten angewendete Methode ist das „Reframing“. Es leitet sich vom englischen Wort „frame“ ab: Rahmen. Ziel ist es, bestimmte Probleme und Gedanken umzudeuten und ihnen einen neuen Rahmen zu geben. Damit wird der Perspektivwechsel unterstützt.
In jedem Fall macht Kunst glücklich. Garantiert.
Dr. Ulrike Lehmann
Die Autorin ist Kunstwissenschaftlerin, Kommunikationsberaterin und zertifizierter Systemischer Business und Agile Coach. Sie war viele Jahre als Kuratorin in großen Kunstmuseen und als Führungskraft in PR-Abteilungen tätig. Seit über 12 Jahren setzt sie sich als Coach und Trainerin für die Verbindung von Kunst und Wirtschaft ein. 2017 erschien das von ihr herausgegebene Buch: „Wirtschaft trifft Kunst. Warum Kunst Unternehmen gut tut“ im Springer Gabler Verlag,
www.ulrike-lehmann.de