Tarek Abdelmotaal: Das Firmen-Credo lautet „optimieren“ statt „maximieren“

Interview mit Tarek Abdelmotaal
Tarek Abdelmotaal ist Geschäftsführender Gesellschafter Berlin Impact Capital Group. Mit ihm sprechen wir über Social Investment, nachhaltige Baumaterialien sowie Wirtschaftskrise.

Für viele scheint der Begriff „Social Investment“ immer noch das gängige Spenden für wohltätige Organisationen und Projekte zu sein. Die Bedeutung des Begriffs hat sich allerdings gewandelt. Wie sehen Sie das?

Tarek Abdelmotaal: Zunächst muss man sich vor Augen führen, was die Bedeutung des Begriffes „sozial“ ist. Hier geht es ja um das Miteinander, das Gemeinsame und darum, andere zu unterstützen bzw. für andere einen Mehrwert zu generieren, damit sie sich perspektivisch selbst helfen können. So entsteht eine stabile Gesellschaft, die sich gesund entwickeln kann. Bei einem „Social Investment“ geht es aus unserer Sicht darum, ein Investment zu tätigen, welches einen für die Allgemeinheit positiven, nachhaltigen und sozialen Mehrwert generiert. Bei uns im Unternehmen ist es uns dementsprechend wichtig, dass wir mit jedem Immobilieninvestment einen sog. Impact generieren, der stets auf Win-Win ausgerichtet ist. Das Firmen-Credo lautet „optimieren“ statt „maximieren“. Dabei gilt es, die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen und so auszuloten, dass ein bestmögliches, ausgewogenes Ergebnis herauskommt. Ein fairer Umgang ist für mich die Basis für eine nachhaltige Geschäftsbeziehung. Zudem arbeiten wir seit etwa 10 Monaten an einem innovativen Beherbergungskonzept, welches die Aspekte der Nachhaltigkeit, Ökologie und des inspirierenden Miteinanders maßgeblich in den Vordergrund stellt.

Oft hört man, dass Social Investments Investitionen in Menschen seien. Dabei könnte man eher soziale Projekte meinen. Was heißt das jetzt genau?

Tarek Abdelmotaal: Wahrscheinlich definiert jeder diese Begrifflichkeit unterschiedlich und meint damit auch etwas anderes. Für uns heißt „Social Investment“, in „Projekte“ zu investieren, die für Menschen einen positiven, nachhaltigen Effekt haben. Das ist natürlich vielfältig zu sehen. Das betrifft ökologische Effekte, aber auch ökonomische, wie z.B. geringere laufende Kosten durch weniger Energieverbrauch. Es sollten auch noch vielmehr nachhaltige, recyclebare Baumaterialien entwickelt werden. Auch der Energieverbrauch während eines Bauprozesses kann noch deutlich minimiert werden. Am Ende muss immer der Mensch im Vordergrund stehen. Alles andere sollte meiner Meinung nach nur Mittel zum Zweck sein. Somit sollte eine Investition in soziale Projekte eine Investition in mehr Lebensqualität für so viele Menschen wie möglich sein.

In wen wird also investiert? Wer profitiert von nachhaltigen Social Investments?

Tarek Abdelmotaal: Wie bereits erwähnt sollten immer Menschen und ihre Entwicklung im Vordergrund stehen. Hilfe zur Selbsthilfe, Bildung, Stärkung einzelner und somit der Gesellschaft, um sich dann wiederum insgesamt weiterzuentwickeln. Es profitieren somit nicht nur einzelne, sondern die Gesellschaft und zukünftige Generationen. Unterm Strich ist ein „Social Investment“ also mehr als eine Spende für eine wohltätige Organisation oder ein Projekt oder ein Einmal-Investment. Dieser Verantwortung sind wir uns in unserem Unternehmen bewusst und wollen unseren Beitrag zur Gesellschaft durch „Social Investments“ leisten. Dabei sollte man im Kleinen anfangen, in ein faires Miteinander, ein gutes zwischenmenschliches Klima, das zum Wohle aller beitragen sollte. Daher kann auch bei der Realisierung von Wohnprojekten zu einer stabileren Basis einer Gesellschaft beigetragen werden. Ein komplexes, aber lohnendes Thema.

Europa steht weiterhin vor gewaltigen Herausforderungen. Die Wirtschaftskrise und der demografische Wandel rufen Lösungsbedarf hervor. Inwiefern könnten Social Investments dahingehend helfen?

Tarek Abdelmotaal: Die kleinste soziale Einheit bildet eine Familie, im weiteren Sinne eine Gesellschaft. Europa ist ja im erweiterten Sinne auch eine Gesellschaft, eben nur bestehend aus mehreren Ländern. Und was im Kleinen schon nicht einfach ist, ist im erweiterten Umfeld nicht minder einfach und stellt enorme Herausforderungen dar. „Social Investments“ können einen signifikanten Effekt hinsichtlich vielerlei Herausforderungen, wie zum Beispiel dem demographischen Wandel, haben und dazu beitragen, neben höherer Wohn- und Lebensqualität auch für mehr Zufriedenheit und harmonischerem Miteinander zu sorgen. Die Frage stellt sich aus unserer Immobiliensicht auch mehr als zuletzt: wie will ich (mit/ ohne Familie) wohnen? Wie möchte ich Arbeit und Wohnen kombinieren? Wie möchte ich im Alter wohnen? Wie sieht mein soziales Umfeld aus? Wie flexibel kann ich meine Wohnsituation anpassen? Kann ich mir das überhaupt – auch im Alter – leisten? Und was kann ein „Social Investment“ dazu beitragen, damit sich sozial Schwächere auch eine würdige, lebensbejahende Wohnsituation leisten können? Grundsätzlich gilt aus unserer Sicht: Ein schwächeres Glied, egal ob in einer Gesellschaft oder europaweit betrachtet, sollte immer gestärkt werden, damit es zu einem mehrwertbildenden Faktor einer Gesellschaft wird. Eine zu große Inbalance zwischen arm und reich, stark und schwach, gebildet und ungebildet führt perspektivisch zu einer Instabilität. Dem kann durch „Social Investments“ entgegengewirkt werden. Welche Maßnahmen genau ergriffen werden sollten, muss auf anderer Ebene definiert und umgesetzt werden.

Was hat es mit dem Sozial-Investitionspaket (SIP) der EU-Kommission auf sich? Können Sie das kurz erklären?

Tarek Abdelmotaal: Hier geht es im Wesentlichen darum, die zur Verfügung stehenden Mittel sinnvoll und nachhaltig einzusetzen, um die Gesellschaft zu stärken. Im Vordergrund stehen hierbei sozial Benachteiligte und Kinder. Ihnen (Weiter-)Bildung zu ermöglichen und ihnen zu helfen, sich selbst – und somit wieder der Gesellschaft – zu helfen. Ähnlich wie beim Bauen gilt auch hier, dass Prävention sinnvoller ist als das Beheben von Mängeln im Nachhinein. Und letztlich muss es immer dabei gehen, dass jeder einzelne seine Potentiale bestmöglich ausschöpfen kann, hierfür Rahmenbedingungen zu schaffen und nicht nur stumpf einmalig zu spenden oder zu unterstützen. Das wäre nicht nachhaltig und entfaltet demzufolge wenig dauerhafte Wirkung.

Warum sollten Sozialinvestitionen schließlich mit Priorität behandelt werden?

Tarek Abdelmotaal: „Social Investments“ sollten mit hoher Priorität aufgrund ihrer Durchschlagskraft behandelt werden. Sie bilden eine wichtige Grundlage für ein stabiles, soziales Miteinander und somit für eine starke Wirtschaft und mehr Lebensqualität und können einen wertvollen Beitrag dazu leisten, die größten Herausforderungen der Zukunft zu lösen, indem man bereits bei den Basics ansetzt. Sie schaffen somit einen nachhaltigen Mehrwert für Menschen, die Bevölkerung insgesamt und ihre zukünftigen Generationen.

Herr Abdelmotaal, vielen Dank für das Gespräch!

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