Hannes Nitsche: Innovative Lösungen für die Weiterführung der täglichen Arbeit finden

Interview mit Hannes Nitsche
Hannes Nitsche ist Geschäftsführer und Inhaber von digitalinstinkt mit Sitz in Radebeul. Mit ihm sprechen wir über Trends und Entwicklungen nach der Pandemie, offline-orientierte Unternehmen sowie klassische Werbekampagnen.

Die Corona-Pandemie hat zu einem erheblichen Digitalisierungsschub in Wirtschaft und Gesellschaft geführt. Welche aktuellen Trends und Entwicklungen werden auch nach der Pandemie bleiben?

Hannes Nitsche: Homeoffice und/oder mobile Arbeit hat in letzter Zeit verstärkt zugenommen und sich als alternative Arbeitsform etabliert. Daher werden digitale (Kommunikations-)Tools zum meist genutzten Arbeitsmittel.  In den Unternehmen, die eine erfolgreiche Umstellung auf digitale und remote Arbeitsplätze schaffen, wird sich sowohl die räumliche als auch die zeitliche Flexibilität der täglichen Arbeit als neuer Standard etablieren. Die bisher unbekannte Situation fordert, Neues auszuprobieren und innovative Lösungen für die Weiterführung der täglichen Arbeit zu finden. Es liegt die Vermutung nahe, dass zukünftig nicht nur eine Lösung für Alle das Arbeiten bestimmen wird, sondern eine Balance aus virtueller und physisch präsenter Bürokultur gefunden werden muss.

Ich erkenne auch einen positiven Effekt in der Nachhaltigkeit der digitalen Arbeitskultur, wie z.B. weniger Dienstreisen, ein geringeres Verkehrs- bzw. Pendleraufkommen und eine neu erworbene Sensibilität dem Arbeitsumfang und sich selbst gegenüber.

Auch offline-orientierte Unternehmen machen sich vermehrt Gedanken um Strategien zur Neukundengewinnung im Internet. Welche Optionen haben Firmen, um im Internet ihre Zielgruppen anzusprechen?

Hannes Nitsche: Grundvoraussetzung für die Strategie der Neukundengewinnung im Internet ist sich selber und das eigene offline Angebot neu zu erfinden. Dabei hilft es sich folgende Fragestellungen zu stellen:

●         Welchen Mehrwert kann ich als offline Unternehmen einer online Zielgruppe anbieten?

●         Wie hebe ich mich von bestehenden online Unternehmen ab?

Die Value Proposition soll dabei unterstützen, das Leistungsversprechen der Unternehmen als zentrales Element des Geschäftsmodells, auszuarbeiten.

Suchen potentielle Neukunden bereits nach diesem Mehrwert oder dieser Art von Lösung, dann kann ich diesen Bedarf über die Google-Suche in Form von Werbeanzeigen oder der Platzierung in den organischen Treffern für meine Neukundengewinnung nutzen (Pull-Marketing). Ist mein Angebot neuartig bzw. eine innovative Idee, dann muss ich potentielle Neukunden erst von meiner Lösung überzeugen. Hierfür eignen sich besonders visuelle und bewegte Formate über digitale Kanäle wie Facebook, Instagram, YouTube und Co. Der Vorteil, Anzeigen lassen sich kosteneffektiv und mit wenig Streuverlust ausspielen.

(Push Marketing)

Vor allem Content Marketing gilt neben klassischen Werbekampagnen als attraktive Möglichkeit Neukunden anzusprechen und Bestandskunden bei Laune zu halten. Wie gehen Sie bei der Konzeption einer Content Marketing Strategie vor?

Hannes Nitsche: Der Grundstein einer Content Marketing Strategie ist die Identifizierung von Themen: Welche Informationen oder Inhalte sucht die Zielgruppe? Welchen informativen Mehrwert kann ich meinen Kunden bieten? Welche Geschichte habe ich als Unternehmen ?

Die daraus resultierende zentrale Botschaft, auch Leitidee genannt, ist am wichtigsten, denn sie definiert alle weiteren Kommunikationsmaßnahmen.

Es geht beim Content Marketing darum ,ganz bestimmte Inhalte zu vermitteln und zwar jene, die für die Zielgruppe relevant sind. Diese Botschaften müssen dabei einfach, klar und passend zum Unternehmensbild formuliert sein.

Auch im Rahmen einer Content-Marketing-Strategie müssen Ziele gesetzt werden, die der weiteren Strategieentwicklung zugrunde liegen.

Zusätzlich empfehle ich diese in kurz-, mittel und langfristige Ziele einzuteilen.

Als Format eignen sich Textbeiträge, Infografiken, Ebooks, Videos, Webinare und Podcasts. Hier gilt es sich, die eigenen Unternehmensstärken zu nutze zu machen und sich von bestehenden Formaten abzuheben.

Die Distribution ist der dritte Baustein und es sollte je nach Ausbau der bestehenden Kanäle entschieden werden welche Botschaften für welche Zielgruppen auf welchen Kanälen kommuniziert werden können (Blog / Website, Newsletter, Social Media, Werbeanzeigen). Strategisches Content Marketing kostet Zeit und Geld. Deswegen ist es ratsam sich auf die Kanäle zu konzentrieren die für die Wunsch-Zielgruppe am relevantesten ist.

Die mobile Nutzung des Internets ist mittlerweile deutlich verbreiteter als die Nutzung mit Notebooks oder PCs. Wie hat sich das auf Kommunikationsstrategien von Unternehmen ausgewirkt?

Hannes Nitsche: Mitarbeiter*innen, besonders jene die nicht im Büro oder an einem Schreibtisch arbeiten, lassen sich ideal über mobile Endgeräte erreichen. Oftmals sind soziale Medien und Messenger-Dienste bereits inoffiziell zwischen den Kollegen weit verbreitet. Die Nutzung von Mitarbeiter-Apps und Messengern ermöglicht eine deutlich höhere Reichweite, Erreichbarkeit und ein aktives Engagement. Allerdings sollte die Nutzung auf privaten Endgeräten freiwillig sein. Je relevanter und unverzichtbarer die Inhalte allerdings sind, umso wahrscheinlicher werden diese Kanäle angenommen.

Fakt ist, dass die mobile Nutzung des Internets nicht nur für die interne Kommunikation, sondern auch für die externe immer zentraler wird. Generell sehen wir, dass die Nutzer von mobilen Endgeräten sich schneller als auf dem Desktop orientieren, beispielsweise, um nach Öffnungszeiten oder Kundenbewertungen zu suchen. Neben dem Vergleich von Produkten und Preisen geht meist die Suche nach Inspiration oder Rat einher, dass Unternehmen in der Strategieentwicklung berücksichtigen sollten um eine schnelle, informative und einfache Benutzeroberfläche bieten zu können.

Videoinhalte nehmen laut einer Studie von Cisco den größten Teil des Internets ein und erzielen auch in Social Media besonders gute Reichweiten und Verbreitung. Welche Formen von Videoinhalten sind grundsätzlich für Unternehmen nutzbar, von welchen raten Sie eher ab?

Hannes Nitsche: Videos geben dem Kunden eine visuelle Vorstellung dessen, was die eigene Marke zu bieten hat.

Für auf „Pull“-Kommunikation ausgelegte Inhalte, stechen Webinare, Produktfilme und Erklärvideos besonders im B2B-Bereich heraus.

Sie sind vielfältig einsetzbar und eignen sich hervorragend zur Kundenbindung oder Lead-Generierung. Der klassische Unternehmensfilm ist im Bereich der emotionalen Ansprache, der Positionierung und langfristigen Imagebildung trotzdem unverzichtbar.

Kurze Video-Clips & LiveStream sind ein beliebtes Kommunikationsmittel im B2C-Bereich für alle Unternehmen, die ihre Zielgruppe direkt ansprechen und informieren wollen.

Video Ads und Shoppable Videos sind einer der wichtigsten E-Commerce Trends, mit denen wir 2021 rechnen müssen.

Nicht jedes Videoformat ist für jedes Unternehmen geeignet. Das Format, das für jedes Video-Marketing funktioniert, gibt es nicht. Dazu sind die Anforderungen der verschiedenen Branchen und Zielgruppen schlicht zu inkompatibel. Bevor also Geld in die Produktion eines Videos investiert wird, sollte geprüft werden ob die Inhalte und Darstellungen die Zielgruppe ansprechen.

Influencer-Marketing ist ein schnell wachsender Bereich, auch in Deutschland. Welche sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Trends in dieser Nische?

Hannes Nitsche: Die Fokussierung auf Mikro-Influencer ist kein neuer Trend, jedoch wächst deren Relevanz weiterhin und sie sind deshalb nicht zu unterschätzen. Sie konzentrieren sich häufig auf ein bestimmtes Nischenthema. Dabei genießen sie erhöhtes Vertrauen, und pflegen einen engen persönlichen Umgang mit ihrer Community. Unternehmen mit einem kleineren Budget können mit mehreren Mikro-Influencern kooperieren und messbare Erfolge erzielen. Gute Influencer Relations zielen auf langfristige Kooperationen ab, aus der eine positive Markenbeeinflussung durch Glaubwürdigkeit und emotionale Bindung resultiert.

Einmaliges Product-Placement kann nur bedingt die Kaufentscheidung beeinflussen. Wenn aber über einen längeren Zeitraum immer wieder die gleiche Marke neu präsentiert wird, entwickelt sich aus dem Influencer ein vertrauenswürdiges Testimonial, das mit der Marke identifiziert wird.

Auch 2021 wird uns TikTok weiter begleiten. Es ist die am schnellsten wachsende Social-Media-Plattform weltweit, mit über 2 Milliarden Downloads. Bisher ist die Zielgruppe der Plattform noch eher jung, dies könnte sich jedoch in 2021 schon ändern. Unternehmen sollten die App also nicht vernachlässigen, wenn es um Influencer-Marketing geht.

Weniger Werbung mehr Storytelling: Verbraucher springen immer weniger auf offensichtlich platzierte Werbung ohne jegliche Kreativität an. Vermarktung sollte auf unaufdringliche, dezente persönliche Art und Weise stattfinden. Je diskreter und kreativer die Produktplatzierung, desto ansprechender wirkt es auf potenzielle Kunden.

Herr Nitsche, vielen Dank für das Gespräch!

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Hannes Nitsche

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