Edelmetallexperte spricht über den internationalen Edelmetallmarkt, Auswirkungen der Corona-Krise auf Lieferketten und Gold als Ersatzwährung in Krisenzeiten.

Ronny Wagner ist Geschäftsführer des Goldhandelsunternehmens Noble Metal Factory. Im Interview spricht der Edelmetallexperte über die Funktionsweise des internationalen Edelmetallmarkts, Auswirkungen der Corona-Krise auf die Lieferketten und Gold als Ersatzwährung in Krisenzeiten.

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Transkript / Interview

Herzlich Willkommen bei einer neuen Ausgabe vom Businesstalk am Kudamm. Unser heutiger Gast ist Ronny Wagner. Er ist der Geschäftsführer der Noble Metal Factory und wir sprechen über den internationalen Goldmarkt.

Das Corona Virus hat die deutsche Wirtschaft stark erwischt, auch die Aktienkurse fielen zeitweise auf dem historischen Tiefstand. Was für Auswirkungen hat das auf den Goldmarkt?

Ronny Wagner: Es gab ja nicht nur eine Knappheit bei Nudeln und Toilettenpapier während der Corona Krise, sondern eben wie Sie sagen auch beim Gold. Das haben wir auch gespürt. Man muss dazu wissen, dass ungefähr 70% der weltweiten Kapazitäten beim Gold Output in der Schweiz liegen, und die Schweiz durch den Lockdown eben die Sache herunterfahren mussten, was dazu führte, dass die Verfügbarkeit von Goldbarren stark eingeschränkt wurde. Man hat gesehen, dass viele Online-Shops vom Netz gingen oder eben nicht mehr in der gewohnten Geschwindigkeit die Edelmetalle ausliefern konnten, deswegen sind die Auswirkungen schon zu spüren gewesen. Das Ganze hat sich in eine Richtung entwickelt womit man eigentlich im Vorfeld gar nicht rechnen konnte.

Sie haben gesagt, man könnte natürlich damit vorher nicht rechnen. Generell ist über die letzten Jahre, über die letzten zwölf Monate auch, der Goldpreis gestiegen. Lohnt sich jetzt überhaupt noch einzusteigen beim Goldkauf?

Ronny Wagner: Das ist immer wieder eine gern gestellte Frage, auch von unseren Kunden. Man muss hier glaube ich ein bisschen anders rangehen. Gold ist trotzdem für viele eine Art Investment und man versucht mit einem Goldinvestment eine Rendite zu machen, ähnlich wie bei einer Aktie. Ich glaube das ist der falsche Weg. Ich halte Gold für kein Investment, ich halte Gold für eine Versicherung und zwar eine Versicherung, um sich gegen die Risiken des Kapitalmarktes abzusichern, gegen die Entscheidungswut der Politik und gegen geldpolitische Maßnahmen seitens der Notenbanken. Mit dieser Versicherung kann man vorbauen, sich absichern, um in diesen Strudel nicht mit reingerissen zu werden. Deswegen ist Gold für mich und der Goldpreis auf dem heutigen Niveau eigentlich eher immer das Anzeichen dafür, dass irgendetwas in unserem System nicht stimmt. Man kann das vergleichen mit einem Fieberthermometer: der Goldpreis steigt denke ich immer dann, wenn das Misstrauen in unser System stark zunimmt. Und dann glaube ich sollte man verstärkt in dieses Asset investieren.

Ich finde Sie haben es sehr diplomatisch ausgedrückt. Man sagt ja auch Gold ist eine Krisenwährung. Wie sieht es mit anderen Edelmetallen aus?

Ronny Wagner: Ja natürlich es gibt auch die anderen Edelmetalle: Silber, Platin, Palladium fallen mir da ein, die eben auch zum Teil auch diese Funktionalität des Goldes übernehmen können. Gerade im Hinblick auf das Thema auch Goldbesitzverbote, die ja in der Geschichte immer wieder mal ausgesprochen wurden. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass gerade Silber davon profitiert, wenn es mal zu so einem Goldbesitzverbot kommen sollte, dass eben da auch die Menschen das Silber für sich entdecken. Grundsätzlich kann ich nur raten jetzt hier nicht alles auf eine Karte zu setzen.

Auf jeden Fall, man soll ja immer das Risiko streuen, die Konjunkturprojekte erhöhen ja gerade auch die Liquidität am Markt. Wie sehen Sie mittel- und langfristig die Entwicklung von Gold?

Ronny Wagner: Das macht aus meiner Sicht keine so richtige Prognose notwendig, weil ich glaube, dass der Goldpreis schon das Potenzial hat auf 10.000, 15.000, 20.000, 50.000 US Dollar die Feinunze zu steigen. Das ist für mich eigentlich eine ausgemachte Sache, dass das irgendwann passiert wird. Man darf nicht vergessen, dass in diesem Szenario unsere Währungen bereits kollabiert sein werden, weil Gold ja im Grunde genommen der Wertmaßstab schlechthin ist. Wenn man sich die letzten 3000 Jahre anschaut, hat das Gold die Menschen nie enttäuscht, es hat immer auch das gewünschte Ergebnis gebracht. Man konnte sich immer gegen diese ganzen Exzesse absichern. Und deswegen glaube ich, dass das wieder heute oder in den nächsten Jahren passieren wird, dass man sich eben ganz gut mit einem Goldinvestment gegen diese Gelddruckexzesse der Notenbanken absichern kann. Ich bin gespannt wo das endet.

Welche Möglichkeiten haben private Anleger in Edelmetalle zu investieren?

Ronny Wagner: Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten. Grundsätzlich muss man erst mal für sich die Entscheidung treffen, ob man das ganze physisch machen möchte oder über irgendwelche Finanzprodukte am Goldpreis partizipieren möchte. Es gibt ja Derivate, ETFs, goldgedeckte ETFs, ETCs, da ist ja der Markt sehr kreativ und da gibt es eben viele verschiedene Angebote. Das was wir favorisieren ist ganz klar das physische Investment, also der Goldbarren und die Goldmünze in physischer Form, weil wir glauben, dass das am Ende des Tages das einzige sein wird, was diesen drohenden Finanz-Tsunami überstehen wird.

Was sind die Vor- und Nachteile von Goldsparpläne im Vergleich zum Direktkauf von Gold?

Ronny Wagner: Die Goldsparpläne, über die wir sprechen, sind ja eigentlich Direktgoldkäufe. Man geht halt nur den Umweg über dieses über dieses regelmäßige Kaufen. Das ist zumindestens das was wir im Unternehmen favorisieren, physisch hinterlegtes Gold, was man erwirbt, das tatsächlich vorhanden ist. Das ist nicht irgendeine Finanzkonstruktion, irgendein Versprechen, das man eben Anleger gibt, sondern das sind echte Edelmetalle. Bei uns hat der Anleger jederzeit die Möglichkeit sich die eingelagerten Edelmetalle ausliefern zu lassen und kann dann selbst überprüfen, ob das was wir ihm zugesagt haben, auch tatsächlich so umgesetzt wurde.

Wenn man sich dafür entscheidet, worauf sollte man achten, wenn man einen Anbieter sucht wie so einen Goldsparplan?

Ronny Wagner: Es sollte schon ein paar Jahre am Markt sein, es sollte eine gewisse Expertise vorhanden sein, es sollte eine gewisse Produktvielfalt vorhanden sein, weil auch beim Edelmetall kann man auf verschiedene Pferde setzen, Stichwort: „Stücklung“, Stichwort: „Barren“ oder „Münze“. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, deswegen sollte diese Anbieter dann schon auch in der Lage sein das möglichst abzudecken. Dann sollte er vielleicht ein internationales Lagerkonzept anbieten können, um auch hier wieder nicht alles auf eine Karte zu setzen. Natürlich sollte die Auslieferbarkeit der Edelmetalle jeder Zeit gewährleistet sein. Und die Edelmetalle sollten sich im Eigentum des Anlegers zu jeder Zeit befinden, um einfach dieses Risiko der Insolvenz des Anbieters nicht zu haben. Das ist im Grunde das, was ich Ihnen gerade aufgezählt habe. Das was wir in unserem Unternehmen umsetzen.

Der Skandal um die Firma PIM Gold hat auch viele Verbraucher verunsichert. Sie haben gerade schon ein paar Sachen gesagt. Woran kann ich denn so genannte schwarze Schafe entlarven?

Ronny Wagner: Das ist nicht so einfach glaube ich, dazu stecke ich allerdings auch nicht in so dem Thema. Was dieses Unternehmen anbetrifft, was da genau passiert ist, kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass irgendwelche Renditeversprechen sicherlich nicht zum Gold passen. Sie haben es ja von schon in der zweiten Frage gefragt, dass das Gold eigentlich kein Investment ist und dass man eben über diese Rendite gar nicht philosophieren sollte. Das ist nicht das Ziel. Es sollte eine gewisse Transparenz dasein in den Geschäftsabläufen, das sollte man sich als Anleger auch gut angucken. Und natürlich die ständige Verfügbarkeit des gekauften Goldes. Das ist eigentlich so ein ideales Instrument, um zu gucken, ob alles mit rechten Dingen zugeht.

Herr Wagner, vielen Dank für Ihre ganzen Tipps.

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