Passivhaus: Sparsam und umweltschonend

Ein Passivhaus ist sparsam und umweltschonend glauben viele Bauherren, doch ist das wirklich so? Gesellschafter und Verkaufleiter von Deura Haus GmbH, Ulf Umann, klärt über Vorteile und Nachteile auf.

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Transkript / Interview

Fozia Butt: Guten Tag meine Damen und Herren. Ich begrüße sie ganz
herzlich zu einer neuen Ausgabe des Business Talk am Kudamm. Mein Name ist
Fozia Butt. Heute spreche ich mit dem Gesellschafter und Verkaufsleiter von
Deura Haus, Ulf Umann über Deura Passivhäuser.

Herzlich Willkommen.
Herr Umann, ich meine irgendwo sagen es die Begriffe schon, aber können sie uns
vielleicht noch mal ganz genau erklären was ein Passivhaus von einem Energieeffizienzhaus
unterscheidet?

Ulf Umann: Ein Energieeffizienzhaus ist ein Haus, das wir im
Prinzip alle kennen. Ein ganz normales Haus jedoch mit etwas besseren Dämmeigenschaften
als es die Energieeinsparverordnung vorschreibt. In Verbindung mit moderner
Heiztechnik, teilweise Lüftungstechnik und der Nutzung regenerativer Energien
kommt es zu einem niedrigen Verbrauch auf Basis fossiler Brennstoffe. Das heißt
also zu einem niedrigen Primärenergieverbrauch, aber eigentlich ist es ein ganz
normales Haus. Und das Passivhaus hat eine extrem wärmegedämmte, bauliche Hülle
die so stark wärmegedämmt ist, dass eine herkömmliche Heizung, beispielsweise haben
wir eine Pumpe mit Fußbodenheizung, oder ähnliches, in keiner Art und Weise
mehr notwendig ist. Man kann hier jedoch einbauen. Wir haben Bauherren, die
trotzdem in Passivhäusern Fußbodenheizung haben möchten, aber eine Notwendigkeit
dazu besteht in keiner Art und Weise.

Fozia Butt: Ist das denn schon alles, oder gibt es noch mehr Unterschiede?

Ulf Umann: Das ist natürlich nicht alles. Allein die bauliche Hülle
kann auf keinen Fall ein Passivhaus ausmachen. Von eminenter Bedeutung für ein
Passivhaus ist die Luftdichtheit der baulichen Hülle. Das heißt in jedem
normalen Haus ist es so, dass ein Großteil der Wärmeenergie im Winter nicht durch
die Wand oder durch das geschlossene Fenster verloren geht, sondern durch die Undichtigkeiten,
die jedem normalen Haus immanent sind. Die sieht man nicht, die spürt man nicht,
aber die sind vorhanden und da geht ein Großteil der Energie verloren. Nicht unbedingt
durch die geschlossene Wand – das darf natürlich beim Passivhaus nicht passieren.
Deswegen ist die Detailliertheit der Planung bei der Gebäudehülle von unwahrscheinlicher
Bedeutung beim Passivhaus. Wir haben uns deswegen vor einigen Jahren mit dem Passivhaus
Institut Darmstadt zusammengetan. Deura Haus Passivhäuser werden von der
Planung bis zum Bau, bis zur Abnahme durch das Passivhaus Institut Darmstadt begleitet,
weil wir damit der Überzeugung sind, dass wir den bestmöglichen Passivhaus-Standard
gewährleisten können, der irgendwie möglich ist. Nicht nur von uns überwacht,
sondern neutral von Außenstehenden durch das renommierte Passivhaus Institut Darmstadt.

Fozia Butt: Herr Umann, gibt es denn noch weitere Dinge, die man bei
der Planung eines Passivhauses beachten muss?

Ulf Umann: Es gibt natürlich noch weitere, ganz grundlegende
Dinge. Beim Passivhaus ist das beispielsweise so, dass die Gesamtfläche der
äußeren Gebäudehöhe möglichst gering sein soll im Vergleich zur entstehenden Wohnfläche
im Passivhaus. Also pro Quadratmeter Wohnfläche, soll es möglichst wenig Außenwandfläche
geben. Das gelingt durch sehr regelmäßige Baukörper. Ein Würfel wäre eine gute
Grundlage für einen Passivhaus Liebhaber. Unregelmäßige Bauformen, wie
Erkerchen, Türmchen, Eingrabungen, Ausbuchtung und so weiter und so fort, wären
jetzt nicht die optimalen Bauherren für ein Passivhaus. Es ist zwar auch
möglich mit unregelmäßigen Bauformen ein Passivhaus zu errichten, aber es
erschwert den Bau deutlich und macht ihn auch deutlich teurer.

Fozia Butt: Ok, und was ist mit den Fenstern? Ich als Laie stelle
mir jetzt vor, dass die Fenster ja nicht so wärmedämmend sein können wie eine
dicke Wand.

Ulf Umann:  Auch modernste
Passivhausfenster können natürlich mit ihrem Glas, somit ihren Fensterprofilen,
niemals die gleiche Wärmedämmung haben, wie eine Passivhaus Wand. Wenn man den
Unterschied in Zahlen nimmt: eine Passivhauswand hat einen Wärmedurchgangskoeffizienten
von 0,1 Quadratmeter Kelvin. Ein sehr modernes Passivhausfenster hat einen UW Wert
von 0,6 – also da liegen Welten dazwischen. Sechs Mal schlechter sozusagen als die
Wand. Man muss jedoch beachten, dass durch das Fenster natürlich nicht nur Wärme
von innen nach außen verschwindet, sondern dass es auch regelmäßig starke Wärmeeinträge
durch Sonneneinstrahlung gibt, wo Wärme in das Passivhaus hineingebracht wird.

Fozia Butt: Das ist richtig, aber die Sonne scheint ja nicht von
allen Seiten.

Ulf Umann: Das wird auch weiter so bleiben vermutlich! Deswegen
ist es eine weitere Grundlage einer Passivhausplanung, dass man ein Passivhaus
mit möglichst großen Glasflächen nach Süden gerichtet, mit eher moderaten
Glasflächen nach Osten und Westen und am besten ganz ohne Fenster nach Norden,
denn von da kann niemals Wärme, Sonneneinstrahlung kommen.

Fozia Butt: Mit den von Ihnen beschriebenen Fensterflächen nach Süden:
kann das Passivhaus dann nicht durch übermäßige Sonneneinstrahlung überhitzen?

Ulf Umann: Ein Passivhaus könnte natürlich auch überhitzen.
Deswegen ist die Planung dieses Passivhauses, dass diese Überhitzung letztendlich
nicht stattfindet im Prinzip ähnlich wichtig wie die Planung von solaren
Wärmeeinträgen, von der Erwärmung des Passivhauses.

Fozia Butt: Wie behalte ich denn im Passivhaus trotzdem noch einen
kühlen Kopf?

Ulf Umann: Wir alle kennen die die klassischen Maßnahmen um
solare Wärmeeinträge in ein Haus zu verhindern. Das heißt Raffstore, oder Rollläden,
die die Besonnung der Fenster verhindern können. Beim Passivhaus ist es wichtig,
dass diese rastlosen Rollläden elektronisch gesteuert werden in Abwesenheit des
Bauherren. Der Raffstore oder Rollladen immer genau so aufgestellt ist, wie es
die jeweilige Wettersituationen erfordert, oder wie es auch die Temperatur im Passivhaus
erfordert. Es kann ja durchaus Zeiten geben wo man unbedingt möglichst viel Sonne
durch das Fenster haben möchte, weil es noch relativ kühl ist im Passivhaus.
Dann soll der Rollladen bei Sonneneinstrahlung nicht nach unten gehen. Wenn dann
nun die entsprechende Wärme im Passivhaus erreicht ist, dass man sagt „jetzt
ist gut“, dann soll automatisch auch der Laden wieder nach unten gehen, damit
das Passivhaus nicht überhitzt.

Fozia Butt: Herr Umann, was kann ich denn noch für ein angenehmes
Wohnklima im Passivhaus tun? Was gibt es denn noch für Möglichkeiten?

Ulf Umann: Ein ganz wesentlicher Punkt für ein angenehmes Raumklima
in einem Passivhaus ist bereits die Auswahl der Rohbaumaterialien. Ein
massereicher Rohbau, also ein Rohbau der überwiegend aus Beton besteht, aus Stein
besteht, erhitzt im Sommer wesentlich langsamer, oder heizt sich im Sommer
wesentlich langsamer auf als ein leichter Rohbau und er kühlt sich
dementsprechend auch im Winter langsamer ab als ein leichter Rohbau.

Fozia Butt: Tut mir leid, wenn ich so frage, aber wie entsteht
dieser Effekt?

Ulf Umann: Das ist recht einfach zu erklären. Schwere Baustoffe,
Betondecken, schwere, massive Wände können viel mehr Energie speichern als eine
Leichtbauwand. Das heißt also, wenn die Luft im Passivhaus sich durch Sonneneinstrahlung
erwärmt, kann die Wärme aus dieser Luft in die Betondecke, also durch die Betondecke
aufgenommen werden, kann die Wärme durch die massiven Wände aufgenommen werden und
es kommt dadurch nun zu einer moderaten Erwärmung der Luft. Wenn es draußen abkühlt,
wenn der nächste Tag kälter ist oder wenn die Nacht kühl ist, kann diese Wärme
aus diesen massiven Baustoffen an die Luft abgegeben werden, so dass ich eine gleichmäßige,
relativ gleichmäßige Raumtemperatur in diesem Haus habe.

Fozia Butt: Verstehe. Das sind also diese praktischen Auswirkungen
der Rohbaumaterialien, oder gibt es noch andere praktische Auswirkungen?

Ulf Umann: Das ist jetzt der wichtigste Punkt. Letztendlich ist
es so, dass die Masse des Materials darüber entscheidet wie schnell sich ein
Haus aufheizt, oder wie schnell sich ein Haus abkühlt. Das führt in der Endkonsequenz
dazu, wie eine Studie des, glaube ich, österreichischen Bundesministeriums für Verkehr
und Technologie ergeben hat, dass auch ein massereiches Passivhaus, also ein
massives Passivhaus aus Beton und Steinen, in der Endkonsequenz weniger Energie
im Laufe eines Jahres verbraucht für Heizungen, Verkühlung, als ein Haus was
die Leichtbauweise bei gleicher Wärmedämmung errichtet worden ist.

Fozia Butt: Herr Umann, nun kennt man das ja, in Deutschland im Winter
kann es ja auch teilweise viele Tage hintereinander kalt und dunkel sein ohne
maßgeblich Sonneneinstrahlung. Wo kommt dann die Wärme im Inneren des Passivhauses
her? Ich will es ja schließlich dann als Bewohner auch bei minus zehn Grad im
Winter trotzdem wohlig warm haben zuhause?

Ulf Umann:  Die primäre
Wärme im Passivhaus kommt letztlich allein durch das Bewohnen des Hauses. Das
heißt jeder Mensch gibt Wärme, jedes elektronische Gerät gibt Wärme ab. Kochen,
waschen, bügeln, überall entsteht Wärme. Und diese Wärme hat in einem Passivhaus,
aufgrund der wahnsinnig geringen Menge an Wärme, die notwendig ist, um es aufzuheizen,
eine ganz andere Bedeutung als in einem normalen Haus. Wichtig ist dabei natürlich,
dass es in jedem Passivhaus eine Anlage zur kontrollierten Wohnraumlüftung mit
Wärmerückgewinnung gibt, um die Wärme und die Energie, die einmal im Haus
vorhanden ist, immer wieder zu recyceln und immer wieder auf die Vorschrift zu
übertragen.

Fozia Butt: Kann diese Wärme auch wirklich ausreichen? Braucht man
keine weitere Energie dafür?

Uld Umann: Diese Wärme wird an relativ vielen Tagen ausreichen,
aber es kann natürlich auf jeden Fall Tage geben, wo man zusätzliche, zumindest
ein wenig zusätzliche Energie braucht. Beispielsweise an sehr kalten Wintertagen
oder wenn tagelang keine Sonne scheint. Wenn durch die Fenster tagelang keine
Wärme eingebracht wurde, dann braucht man natürlich etwas zusätzliche Energie.
Diese zusätzliche Energie kann beispielsweise auch durch die gerade
angesprochene kontrollierte Wohnraumlüftung in das Haus geführt werde. Man kann
also eine solche kontrollierte Wohnraumlüftung zusätzlich mit einer kleinen
Luft-Luftwärmepumpe ausrüsten. Diese Luft-Luftwärmepumpe erwärmt die Zuluft
über die Energie aus dem Wärmetauscher hinaus zusätzlich. So dass diese
zusätzliche Wärme der kontrollierten Wohnraumlüftung ein Passivhaus auch
beheizt.

Fozia Butt: Zu der kontrollierten Wohnraumlüftung: Wenn das jetzt
im Winter heizen kann, kann man damit dann auch im Sommer kühlen? Ich habe gehört,
dass es da auch Wärmepumpen gibt, die sowohl heizen als auch kühlen können. Ist
das richtig?

Ulf Umann: Das haben sie richtig gehört. Wärmepumpen die
letztendlich nach dem Kühlschrankprinzip funktionieren, können sowohl heizen
als auch kühlen, zumindest zum großen Teil. Die Wärmepumpen, die wir verwenden,
eines renommierten österreichischen Herstellers in diesen Passivhäusern, können
die Zuluft im Winter beheizen und genauso gut auch diese zu Luft im Sommer abkühlen.
Ich habe das selber vor kurzem erlebt in diesem Sommer. An einem sehr heißen Tag,
als ich die Abnahme eines Passivhauses von uns in Frankfurt begleitet habe. Es
waren draußen Außentemperaturen von 34 Grad. Es war richtig schwül heiß und im
inneren dieses Passivhauses war mein herrlich frisches, kühles Klima.

Fozia Butt: Herr Umann, jetzt klingen ja ihre Ausführungen zum Passivhaus
wirklich sehr interessant. Nur ich stelle mir das dann halt auch ziemlich teuer
vor. Mit welchen Mehrkosten muss man denn als Bauherr für ein Passivhaus im Gegensatz
zu einem normalen Haus rechnen?

Ulf Umann: Die Bezifferung dieser Mehrkosten ist pauschal
natürlich relativ kompliziert. Es hängt nicht unwesentlich von der Größe des Hauses
ab. Es hängt von der Ausstattung des Hauses ab. Und wenn man von Mehrkosten
spricht, hängt das natürlich nicht unwesentlich davon ab, was wollte ein Bauherr
für sein normales Haus sowieso? Wie nah war er schon an einem sehr effizienten
Haus dran? Wollte er vielleicht sowieso eine kontrollierte Wohnraumlüftung, Egal,
ob er ein Passivhaus bauen will oder nicht. Wollte er vielleicht sowieso eine Photovoltaikanlage
unabhängig vom Passivhaus? Dann ist es oftmals nur ein ganz, ganz kleiner
Schritt. Wenn ich aber natürlich von einem ganz normalen Haus nach Energieeinsparverordnung
ausgehe, dann ist es schon ein etwas größerer Schritt.

Fozia Butt: Können sie da vielleicht ein Preisbeispiel aus der
jüngeren Vergangenheit nennen, damit man ein Bild dazu hat?

Ulf Umann: Ich hätte dazu ein Preisbeispiel gerade aus den
letzten 14 Tagen. Ein Bauherr aus dem Raum Fulda hat von uns ein Angebot
bekommen für ein Haus mit ganz normalen Energieeinsparverordnung kalkuliert und
mit einer Wohnfläche von ca. 140 qm auf Bodenplatte. Ein ganz normales,
rechteckiges mit Satteldach und in Folge hat sich dieser Bauherr dafür
interessiert das gleiche Haus auch als Massivhaus angeboten zu bekommen. Wir
haben in der Architektur nur sehr wenig geändert, haben ein paar Fensterflächen
nach Süden zusätzlich eingeordnet, haben im Norden ein bisschen Glas
weggenommen und haben das Haus mit der Wärme dämmenden Hülle eines Passivhauses
umhüllt, haben die angesprochene kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
mit Heizfunktionen, Kühlfunktionen dazu gerechnet und ein Photovoltaikanlage
mit einer Leistung von circa sechs Kilowatt Peak auf das Dach gelegt. Die
gesamten Mehrkosten, die dabei entstanden sind, bewegten sich im Vergleich zum
normalen Haus nach Energieeinsparverordnung bei ca. 28.000 Euro.

Fozia Butt: Das klingt ja noch recht human.

Ulf Umann: Das liegt im Auge des Betrachters.

Fozia Butt: Wenn man es auf nachhaltige langfristige Sicht sieht.
Im Gegensatz zu dem was man halt nachhaltig sparen kann, klingt das doch recht
human.

Ulf Umann: Richtig. Noch dazu, wenn man betrachtet, dass
natürlich auch der Staat Fördermöglichkeiten für das Passivhaus bietet. Die
Kreditanstalt für Wiederaufbau gibt zinsgünstige Darlehen beim Bau eines Passivhauses
und man bekommt zusätzlich einen Tilgungszuschuss von 10.000 Euro von der Kreditanstalt
für Wiederaufbau. Wenn man das hineinrechnet, kann sich natürlich ein
Passivhaus durchaus in einem überschaubaren Zeitraum amortisieren. Durch sehr,
sehr gering Heizenergiekosten. Man hat die Nutzung der eigenen Elektroenergie
vom Dach, man kann die nicht selbst genutzte Elektroenergie einspeisen,
verkaufen und mit all diesen Maßnahmen ist eine Amortisation durchaus gut
möglich.

Fozia Butt: In dem Fall also doch wirklich sehr. Sogar vielleicht
rentabel, auf lange Sicht gesehen.

Ulf Umann: Richtig. Ganz abgesehen vom Umweltschutz.

Fozia Butt: Wir danken Ulf Umann für das
Gespräch.

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