Daniel Gal: Ausschließlich digitaler Unterricht ist aus dem Grund der Sozialisierung nicht möglich

Interview mit Daniel Gal
Daniel Gal ist Gründer der GAL Digital GmbH in Hungen. Mit ihm sprechen wir über Digitalisierung in Deutschland, das Bildungswesen flächendeckend zu digitalisieren sowie die digitale Zukunft Deutschlands.

Die Kinder sind Zuhause und das bereits ungewöhnlich lange, die verpasste Schulzeit ist nur schwer aufzuholen. Zeigt sich jetzt, dass Deutschland die Digitalisierung verschlafen hat?

Daniel Gal: Um die verpasste Schulzeit mache ich mir wenig Sorgen. In meinem Umfeld konnte ich beobachten, dass die Eltern oft auch aus eigenem Interesse gut in Zusammenarbeit mit der Schule stehen und die Schulzeit gut aufgefangen haben. Deutschland hat aus meiner Sicht die Digitalisierung nur in vereinzelten Wirtschaftsbereichen verschlafen und „Ja“ auch im Bildungswesen. Es gibt viele erfolgreiche Branchen, die bereits die erste Digitalisierungsphase erfolgreich gemeistert haben, bspw. im Maschinenbau oder der Agrarwirtschaft. Geschlafen hat aus meiner Sicht insbesondere das Schulwesen, wobei es auch hier Unterschiede gibt. Fachhochschulen und Universitäten sind besser aufgestellt als Grundschulen, Mittelstufen und Gymnasien.

Es klingt nach einer großen Aufgabe, das Bildungswesen beispielsweise flächendeckend zu digitalisieren. Was muss geschehen, dass es kurzfristig besser wird? 

Daniel Gal: Ich glaube, das vorhandene Geld muss unbürokratisch und autonom von den Schulen abgerufen werden können. Die derzeitigen Förderungen werden, aus meiner Sicht, wegen der vorhandenen Komplexität der Beantragung und der zentralen Steuerung sowie dem zentralen Beschaffungsprozess eingeschränkt. Eine Schulleitung sollte selbst entscheiden können, ob Sie Computer oder Webcams beschafft. Das dahinterliegende Ökosystem der Software kann dabei natürlich weiterhin zentral abgesichert werden. Hierbei sollte sich jedoch auf die bereits in Unternehmen erfolgreich eingesetzten Produkte wie Microsoft Office 365 mit Teams für Videochat oder OneDrive für den Dateiaustausch gesetzt werden. Alternativen gibt es von Google oder in den Nischen bspw. mit ownCloud. Weiterhin sollten Schulen selbständig einen Breitbandanschluss bestellen können und dafür einfach ein Budget bereitgestellt bekommen.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat als Folge der Pandemie das digitale Lernangebot ausgeweitet. Wie zielführend sind solche Initiativen?

Daniel Gal: Ich finde die Angebote, Inhalte und Plattformen des öffentlichen Rundfunks, die in den letzten Jahren und auch in der Pandemie bereitgestellt werden eine tolle Leistung. Zur Förderung der Allgemeinbildung ist das eine gute Möglichkeit, die ich mir selbst in meiner Kindheit gewünscht hätte. Die grundlegende Bildung in Mathematik, Deutsch oder Sachunterricht kann, wie ich finde, derzeit jedoch nur durch ausgebildete Fachkräfte geleistet werden.

Kann Unterricht oder Berufsbildung in Zukunft ausschließlich digital stattfinden?

Daniel Gal: Ein rein digitaler Unterricht ist für mich aus dem Grund der Sozialisierung nicht möglich. Ich glaube fest daran, dass wir in der Schule nicht nur Wissen erlernen, sondern auch wie wir Menschen miteinander umgehen. Dieser Beitrag kann nur schwer digital geleistet werden. Ich denke jedoch, dass ein zum Teil digitaler Unterricht ab der 5. Klasse möglich ist, da Kinder ab diesem Alter temporär allein arbeiten können. In der Berufsbildung sehe ich gar keine Einschränkungen, auch wenn es schade für das Netzwerken ist.

Wie sieht für Sie das digitale Deutschland der Zukunft aus?

Daniel Gal: Das digitale Deutschland erlaubt mehr Freiheit in der Gestaltung des digitalen Lebens und gibt klare Vorgaben und unkomplizierte Förderung. Dabei reguliert und subventioniert das digitale Deutschland nicht den Markt. Weiterhin halte ich einen Breitbandanschluss für ein Grundrecht und wir sowie der Staat haben die Aufgabe dies auch bis zum letzten Haus zu ziehen –auch wenn es nicht wirtschaftlich ist.

Derzeit wird am Rande der Digitalisierung über eine Home-Office Pflicht diskutiert. Diese halte ich persönlich maximal von 20% der deutschen Unternehmen voll umsetzbar. Wir als Digitalagentur schaffen es 50% Home-Office zu ermöglichen ohne dass unser Geschäft deutlich in Mitleidenschaft gezogen wird und ohne unser Management zu überlasten. Dabei glaube ich fest, dass Home-Office zu guten Ergebnissen führt. Eine Kombination von Kinderbetreuung und Home-Office ist davon natürlich ausgeschlossen. Aus der aktuellen Not kann das eine absolute Ausnahme sein, aber man wird so niemals den Arbeitgebern und den Kindern gleichermaßen gerecht. Außerdem muss für Home-Office eine ergonomische, ablenkungsfreie Umgebung, eine technisch gleichwertige Ausstattung zum Büro sowie ein Sozial- und Datenschutzkonzept existieren. Hierbei brauchen Unternehmen finanzielle Unterstützung insofern sich die Gesellschaft dafür entscheidet.

Worauf ist ihr Unternehmen spezialisiert? Worin liegen Ihre Fachkompetenzen?

Unsere Digitalagentur GAL Digital ist auf die Digitalisierung von Unternehmen spezialisiert. Dabei entwickeln wir Apps, erstellen Webseiten und Webanwendung wie Online-Shops oder Konfiguratoren. Ferner unterstützen wir unsere Kunden bei der digitalen Vermarktung unserer Lösungen.

Herr Gal, vielen Dank für das Gespräch!

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