Alexander Matthies: Der Trend zu deutschen Start Up Unternehmen

Interview mit Alexander Matthies
Alexander Matthies ist geschäftsführender Gesellschafter von GET AHEAD Executive Search GmbH in Hamburg. Im Interview sprechen wir mit ihm über Seed-Finanzierungen, Start-ups in Deutschland sowie Risikokapital.

Von 2012 bis 2019 wuchs laut statista das Volumen von Venture Capital in Deutschland von 574 auf 1.740 Millionen Euro. Ist hierzulande ausreichend Risikokapital verfügbar, um den Kapitalbedarf innovativer Start Up Unternehmen zu decken? 

Alexander Matthies: Es ist genügend Risikokapital vorhanden, jedoch sind die Summen sehr klein, die man in Frühphasen erhält. Seed-Finanzierungen finden statt, jedoch eher im kleinen Umfang. Die großen Finanzierungsrunden erfolgen hauptsächlich durch US-Amerikaner und Asiaten.

Internationale Kapitalanleger interessieren sich vermehrt für Start Up Unternehmen aus der EU. Rund ein Viertel des Kapitals aus Finanzierungsrunden deutscher Start Up Unternehmen stammt beispielweise von US-Investoren. Handelt es sich um einen nachhaltigen Trend? 

Alexander Matthies: Aus meiner Sicht ist der Trend nachhaltig, weil im Vergleich zu den USA die Bewertungen von Start-ups in Deutschland und Europa niedriger sind und somit Investoren mehr für ihr Geld erhalten.

Welche Stärken und Schwächen bietet Deutschland aus Sicht von Start Up Unternehmen und Investoren? 

Alexander Matthies: Berlin ist für internationale Talente ein echter Wettbewerbs-Vorteil. Deutschland und Europa sind, was die Kosten für den Talent-Pool anbelangt, deutlich günstiger als die USA und speziell als die West-Küste. Deutschland ist stark in der Grund-Industrie, sodass wir gerade im Bereich IIoT-Software für den B2B-Bereich einen echten Vorteil haben. Ferner kann das Thema Data-Privacy einen Vorteil für sensible Bereiche wie Payment oder eHealth bieten.

In welchen Bereichen ist die deutsche Wirtschaft innovationsstark und die heimischen Start Up Unternehmen international wettbewerbsfähig? 

Alexander Matthies: Heimische Start-ups sind auf jeden Fall wettbewerbsfähig im Bereich der Internationalisierung in emerging markets wie u.a. Rocket Internet reihenweise bewiesen hat. Die deutsche Wirtschaft ist durch deren Engineeringlastigkeit sehr stark und in einer guten Position, den nächsten Schritt in Richtung IIoT-Lösungen zu gehen; Celonis und Relayr, aber auch Corporate-Ventures wie FactoryPal sind eindrucksvolle Beispiele.

Wie gut funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft? Welche Rolle spielen universitäre Ausgründungen in der Start Up Landschaft? 

Alexander Matthies: In der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft sind wir schlecht in Deutschland. Wir geben viel Geld für Grundlagenforschung aus und hier funktioniert auch die Zusammenarbeit sehr gut. Es gibt jedoch kaum Geld für universitäre Ausgründungen, das es ermöglichen würde, Technologie zu kommerzialisieren.

Welche zusätzlichen Impulse könnte der Gesetzgeber geben, um Deutschland für Gründer und Investoren noch attraktiver zu machen? 

Alexander Matthies: Es müsste meines Erachtens steuerliche Anreize geben für Früh-Phasen-Investitionen, Mitarbeiter-Beteiligungsprogramme und Fördergelder für Anschubfinanzierungen würden es erleichtern, vielversprechende Start-ups auf das nächste Level zu heben.

Herr Matthies, vielen Dank für das Gespräch!

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