Könnte sich eine Investition in Nachhaltigkeit … lohnen?“
Axel Hermann: „Ja, unbedingt sogar, vorausgesetzt, dass sowohl die Erträge das Anlageziel erfüllen als auch die Nachhaltigkeit verbindlich nachprüfbar und garantiert ist.“
Die zwei Voraussetzungen werden unserer Kenntnis zufolge am transparentesten im Anlagesegment geschlossener Investmentvermögen – in der Regel Alternative Investmentfonds (AIF) – erfüllt.
Dass dies bei offenen Investmentfonds (Aktien- und Anleihenfonds) schwierig ist, wenn bei investierten Geldern die Mittelverwendung keiner Kontrolle unterliegt, liegt in der Natur der Sache. Auch ein Unternehmen, dass ausschließlich nachhaltige Energieerzeugung als Geschäftsgegenstand hat, ist damit noch nicht automatisch seinen Mitarbeitern gegenüber sozial vorbildlich, hat weibliches Vorstandpersonal oder transparente Führungsstrukturen – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das investierte Geld könnte bspw. in den Diesel-Fuhrpark des Vertriebsaußendienstes fließen – Sie würden dies nicht erfahren und könnten es ggf. auch nicht verhindern.
Bei AIF wiederum liegen Transparenz und Verbindlichkeit in der Natur der Sache. Wenn im Zeichnungsprospekt die Investition in ein ESG-zertifiziertes Anlageobjekt beschrieben ist, dann erfolgt dies auch exakt so – alles andere wäre ungesetzlich. Zwar könnte der Investmentinitiator unter Umständen abweichend vom Anlageobjekt nicht ESG-konform sein. Doch das beträfe dann lediglich einen geringen Teil des Investorengeldes, das als sogenannte „Weichkosten“ vorab abgezogen würde. Der Löwenanteil – bei seriös gestalteten Investmentangeboten i.d.R. zwischen 87% und 93 % – würde direkt in das Anlageobjekt fließen und dort das sogenannte „Investmentvermögen“ bilden, dessen ESG-Konformität leicht verifiziert werden kann.
Sie erkennen: Die ersten fünf Ihrer gestellten Fragen stellen sich für Kapitalanleger bei AIF gar nicht. Unsere Antworten darauf lauten daher:
ESG-Fonds als sogenannte „Nachhaltige Anlagefonds“ halten nicht, was sie versprechen? Forscher zweifeln am Nutzen von ESG-Fonds, z.B. fürs Klima. Sind ESG-Fonds nur Placebo-Fonds?
Axel Hermann: Für AIF mit nachhaltig zertifizierten Investmentvermögen stellt sich dieses Problem nicht.
Können Sie kurz erklären, was ESG-Fonds sind und welche Kriterien sie berücksichtigen?
Axel Hermann: Bei AIF sind nicht die Fonds als nachhaltig etikettiert, sondern die Anlageobjekte haben ggf. so ein Zertifikat erhalten von Institutionen, die dazu qualifiziert sind. Welche Kriterien dabei in welcher Qualität und Form erfüllt werden, legen die jeweilig erteilten Zertifikate offen. Als Anleger hat man auf Anfrage Einblick darin.
Warum zweifeln Forscher an dem Nutzen von ESG-Fonds für das Klima? Sind die Fonds so ökologisch, ethisch und sozial, wie sie vorgeben?
Axel Hermann: Warum Forscher zweifeln, sollten Sie die Forscher fragen. Unsere Aufgabe ist es, Angebote am Markt für Sachwertinvestments zu analysieren und zu bewerten, um unseren Anlegern mehr Sicherheit und höhere Investitionserfolge zu geben. Für ESG-Fonds aus dem Segment offener Investmentvermögen liegt das nicht in unserem Kompetenzfeld.
Existieren die ESG-Fonds nur, um Anlegern ein „reines Gewissen“ zu schaffen?
Axel Hermann: ESG-Kriterien bieten Anlegern einen großen ideellen Zusatznutzen durch das Gefühl, das Richtige zu tun und einen Zukunftsbeitrag zu leisten. Bei AIF haben Anleger dieses gute Gewissen i.d.R. völlig zu Recht.
Viele Fonds inszenieren sich nachhaltig und sind es in Wirklichkeit nicht. Wie können Anleger durchschauen, ob es sich tatsächlich um eine nachhaltige Anlage handelt, oder ob sie nur einen grünen Anstrich bekommen hat?
Axel Hermann: Das ist eine sehr gute Frage. Sie beantwortet sich bei AIF ganz einfach: Der Gesetzgeber schreibt vor, dass nur drin sein darf, was draufsteht. Wenn im Zeichnungsprospekt ein ESG-zertifiziertes Anlageobjekt benannt ist, oder wenn bspw. nur in nachhaltige Energieerzeugung investiert werden soll, dann geschieht dies auch so in transparenter und nachprüfbarer Weise.