Bernhard Klabe: Es gilt das Risiko zu verteilen

Interview mit Bernhard Klabe
Wir sprechen mit Bernhard Klabe, Geschäftsführer der MiBB Versicherungs-Makler in Berlin Brandenburg, über private Vorsorgeversicherungen.

Lebensversicherung: Das hört sich veraltet an und hat den Makel von geringer Verzinsung. Empfehlen Sie Ihren Kunden dennoch eine LV abzuschließen?

Bernhard Klabe: Eine klassische LV haben wir seit 15-20 Jahren nicht mehr vermittelt bzw. empfohlen.

Garantiezins – das war einmal. Welche Versicherung als finanzielle Zusatzversorgung (Rentenlücke), wo die Performance stimmt, können Sie empfehlen?

Bernhard Klabe: Fondsgebundene LV/RV sind und bleiben für Verbraucher immer noch erste Wahl – immer auch dann, wenn man sich im Kapitalmarkt gar nicht auskennt – gegenüber Börsenfüchsen, die Ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Wer über andere Fähigkeiten verfügt, eine Geldanlage gewinnbringend einzusetzen, wird diese auch nutzen – ob Edelmetalle, Aktien, Immobilien oder die schlichte Versicherung – es gilt, das Risiko zu verteilen.

Viele Menschen kennen gar nicht den Unterschied zwischen „Fondsgebundener Rentenversicherung“, „Risikolebensversicherung“ oder „Kapitallebensversicherung“. Klären Sie uns bitte auf.

Bernhard Klabe: Die Risiko-LV – wie der Name vermuten lässt – trägt lediglich das Todesfall-Risiko. Es wird kein Kapital angespart, daher ist sie sehr günstig. Zur Absicherung der Familie oder von Krediten ist sie sehr zu empfehlen. Die Kapitallebensversicherung – auch klassische genannt – hat einen vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Mindestzinssatz. In den letzten Jahren ist er derart gefallen, dass man quasi bei einer angenommen „normalen“ Inflationsrate zum Ende der Laufzeit Minus macht. Fondsgebunde Versicherungen: hier aufgepasst – es gibt unzählige Arten (ob Garantie oder Brutto/Netto-Methode in einer Modell-Rechnung) – das lässt sich in wenigen Sätzen nicht beschreiben. Fondsgebundene Versicherungen empfehlen wir seit vielen Jahren – ein normaler Verbraucher kann da nicht durchsteigen.

Altverträge – so hört und liest man immer wieder – sollten gekündigt werden…

Bernhard Klabe: Das kann ich so nicht nachvollziehen – bei 3,5-4,0% Verzinsung – vor vielen Jahren garantiert – bleibt nach Abzug der Kosten immer noch etwas übrig. Viele Versicherer kommen aber an ihre Grenzen, diesen Wert auch wirklich zu erwirtschaften.

Wie man lesen kann, gibt es in Deutschland aktuell noch etwa 92 Millionen Lebensversicherungsverträge. Das ist wahnsinnig viel, obwohl die Garantiezinsen immer weiter fallen und hinterher noch Steuern auf die Erträge anfallen. Wie kommt das?

Bernhard Klabe: Wie ich zuvor schon sagte, die meisten der 92 Mio. Verträge haben sicherlich einen annehmbaren Zinssatz. Man sollte also diesen Wert differenziert betrachten und aufteilen. Wie viele Verträge haben einen Garantiewert von 3% und besser…?

Was empfehlen Sie, wenn ein Kunde – wie in Corona-Zeiten – finanzielle Probleme hat und die Beiträge nicht mehr aufbringen kann?

Bernhard Klabe: Wird der Vertrag von einem unabhängigen Vermittler (Makler) betreut, würde ich empfehlen mit ihm das Gespräch zu suchen. Möglicherweise würde ich auch direkt mit der Gesellschaft in Verbindung treten und Vorschläge abfragen oder einholen. Eine Kündigung – zumindest vor 12 Jahren – sollte gut überlegt sein. Entnahmen aus einem Vertrag sind u.U. auch möglich ohne zu kündigen. Pauschal kann hier keine klare Empfehlung ausgesprochen werden, zu viele Parameter des vorhandenen Vertrages müssen berücksichtigt werden

Wie kann ich mein minderjähriges Kind finanziell am besten absichern, damit in einigen Jahren oder Jahrzehnten ein finanzieller Grundstock da ist?

Bernhard Klabe: Ich würde an dieses Thema ganz anders herangehen. Bei dieser Fragestellung kommt es doch darauf an, dem Kind in der Zukunft ein bestimmtes Kapital zur Verfügung zu stellen und das ist für mich der falsche Ansatz; denn zuerst kommt für mich das BGB ins Spiel. Selten erlebe ich, dass sich Eltern des § 1626 BGB bewusst sind. Bevor es um Ansparmodelle geht, sollte die Vorsorge des Kindes im Vordergrund stehen. Eine Schüler-BU (Berufsunfähigkeitsversicherung für Schüler) ist je nach Schulart besonders günstig (1-20 € monatlich). Nach der Schule kann es, je nach Berufsart, schon mal das 3-4 fache eines Schülerbeitrages sein.

Herr Klabe, vielen Dank für das Gespräch.

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