Deutsche Fintechs in allen Bereichen der Finanzbranche erfolgreich – Julian-André Winter

Interview mit Julian-André Winter
Wir sprechen mit Julian-André Winter, Geschäftsführer der easyfolio GmbH über Entwicklungstendenzen in der Fintech-Branche.

Die Fintech-Szene ist angetreten, um den etablierten Wettbewerbern in der Finanz- und Versicherungsbranche den Rang abzulaufen. In welchen Bereichen konnten Fintechs signifikante Marktanteile gewinnen?

Julian-André Winter: Es ist erfreulich zu sehen, dass deutsche Fintechs in allen Bereichen der Finanzbranche erfolgreich neue Geschäftsmodelle hochziehen und dabei den etablierten Playern auch in Ihren Kernbereichen Marktanteile abnehmen. Natürlich denkt man, wenn man auf erfolgreiche Fintechs guckt sofort an Größen wie N26, Solarisbank oder Deposit Solution. Alle drei Unternehmen haben eine beeindruckende Entwicklung hingelegt und sind Aushängeschilder der deutschen Fintech-Welt. Und dabei greifen N26 und die Solarisbank die deutschen Banken in Ihrem Kerngeschäft an und bieten auf den ersten Blick nichts anderes an als Banken es seit Jahrzehnten tun. Sie machen es nur anders, jünger, hipper und sind dabei technologisch auf dem neuesten Stand. Die Finanz- und Versicherungsbranche hat sich seit der letzten Finanzkrise viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und dabei wichtige Entwicklungen verschlafen oder zu spät erkannt. Genau diese Chance haben viele Fintechs genutzt.

Was ist Ihr Kerngeschäft, welche die wichtigsten Alleinstellungsmerkmale Ihres Unternehmens?

Julian-André Winter: easyfolio bietet Privatanlegern die Möglichkeit einfach, kostengünstig und digital ihr Geld anzulegen. Wir sind 2014 als eine der ersten unabhängigen, digitalen Anlageplattformen in Deutschland an den Markt gegangen, mit dem Ziel Anlegern den Zugang zur Geldanlage zu erleichtern. easyfolio gehört damit zum Markt der Robo Advisor und bietet seinen Kunden verschiedene ETF-Portfolios und seit diesem Jahr auch eine professionelle ETF-Vermögensverwaltung mit persönlicher Beratung vor Ort an. Interessenten haben die Wahl. Sie können sich professionell beraten lassen oder selbst entscheiden, wie sie investieren wollen. Dazu bieten wir z.B. online unseren Anlegertest an, der in wenigen Minuten durchlaufen werden kann. Interessenten wissen danach genau welche Anlagestrategie für sie am besten geeignet ist und können auf Wunsch direkt online investieren. Im Gegensatz zu all unseren Wettbewerbern sind unsere Kunden dabei aber nicht gezwungen ein neues Depot zu eröffnen, sondern können unsere ETF-Strategien auch in ihr bestehendes Depot kaufen. Viele Kunden schätzen diese Freiheit.

Welchen Mehrwert bieten Sie Kunden im Vergleich zu ihren etablierten Wettbewerbern?

Julian-André Winter: easyfolio versucht seit Tag 1 den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen und sich ständig weiterzuentwickeln. Mit der jüngsten Erweiterung unseres Angebots um eine professionelle Vermögensverwaltung folgen wir auch dem Feedback unserer Kunden in den vergangenen Jahren. Zudem hat uns die Erfahrung aus den ersten Jahren gezeigt, dass Finanzanlage für viele Menschen mit einer großen Hürde verbunden ist. Die meisten Finanzprodukte sind erklärungsbedürftig und viele Kunden fühlen sich wohler, wenn sie professionell beraten werden. Dank eines deutschlandweiten Beraternetzwerks können wir unseren Interessenten nun auf Wunsch eine persönliche Beratung vor Ort anbieten. Mit diesem hybriden Ansatz haben wir aktuell ein Alleinstellungsmerkmal und das lässt sich auch nicht so einfach kopieren.

Es gibt zwei Ansätze in der Fintech-Szene: Übernahme des Marktes oder Kooperation mit etablierten Unternehmen. Welchen Ansatz halten Sie für zielführender, wie agiert ihr Unternehmen?

Julian-André Winter: Welcher Ansatz der bessere ist, ist von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt auch stark vom Marktumfeld ab. Wir bei easyfolio arbeiten seit diesem Jahr mit der Netfonds AG zusammen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht uns auf ein professionelles, lizensiertes und deutschlandweites Beraternetzwerk zuzugreifen und unseren Kunden damit einen noch besseren Service zu bieten. Gleichzeit arbeiten wir gemeinsam mit Netfonds an der Erweiterung unserer Produktpalette und haben mit easyfolioAdvice bereits eine professionelle Vermögensverwaltung gelauncht. In unserem Fall gab es einfach eine Reihe von Synergien auf beiden Seiten, die wir nutzen wollten.

Wie schnell reagieren Ihre Wettbewerber auf neue Trends, wie hoch ist der Innovationdruck?

Julian-André Winter: Ich glaube im deutschen Robo Advisory Markt haben viele Teilnehmer die erste Entwicklungsstufe abgeschlossen und ihr anfängliches Produktangebot optimiert. Nun erleben wir denk ich gerade den Einstieg in die zweite große Innovationsphase und es wird spannend zu sehen sein in welche Richtung der Markt sich weiterentwickelt. Es wird aktuell in verschiedene Richtungen geschaut und entwickelt. Scalable Capital zum Beispiel hat einen Neobroker gelauncht, andere Wettbewerber setzen auf das Thema Nachhaltigkeit und wir bei easyfolio haben uns für den Einstieg in den B2B Markt entschieden. Am Ende werden die Kunden und die AuM entscheiden welche Trends und Anbieter sich langfristig durchsetzen. Es heißt ja schon länger, dass im Robo Advisory Markt bald eine Konsolidierung einsetzen wird, da wir aktuell über 30 Wettbewerber in Deutschland haben. Dazu gekommen ist es bisher allerdings nicht wirklich und es kommen immer noch laufend neue Angebote und Wettbewerber neu dazu, die sich nicht groß von den bisherigen Anbietern unterscheiden.

Welche Innovationen dürfen wir von Ihnen in nächster Zeit erwarten?

Julian-André Winter: Wir werden in den kommenden 12 Monaten unseren Fokus auf den Aufbau des B2B-Geschäfts legen. Finanzanlage ist für viele Menschen ein schwieriges Thema und es gibt eine große Gruppe von Anlegern, die sich wohler fühlt, wenn sie dabei professionell beraten wird. Mit der Netfonds Gruppe haben wir dafür den richtigen Partner an unserer Seite. Wir arbeiten deshalb seit Mitte des Jahres am Aufbau unseres hybriden Angebots und werden sukzessive neue Anlagemöglichkeiten für unsere Kunden schaffen. Dazu wird dann ebenfalls eine nachhaltige Anlagelösung gehören, denn auch wir glauben, dass dies ein wichtiger Pfeiler für die Zukunft ist.

Herr Winter, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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