Im Januar 2021 ist die Inflation von im Dezember 2020 noch 0,3% auf +1% gestiegen. Was hat es damit auf sich?
Ein DVAG-Experte: Die Inflationsrate könnte bis zum Herbst in Deutschland kurzzeitig sogar auf drei Prozent steigen. Diese Zunahme ist aus unserer Sicht aber nur von vorübergehender Natur. Hinzu kommt der Wegfall der Mehrwertsteuersenkung, die 2020 für niedrigere Preise gesorgt hat und seit Januar wieder aufgehoben ist. Bei der Betrachtung der Inflation werden ja grundsätzlich die aktuellen Preise mit denen des Vorjahres verglichen.
Sachwerte, wie Gold oder Immobilien wurden stets als Inflationssicher angepriesen – behalten Sachwert-Fans unter den aktuellen Entwicklungen recht?
Ein DVAG-Experte: Gold war in den letzten Jahren immer eine ziemlich sichere Bank. Aber auch wenn der Goldpreis in den letzten Jahren insgesamt deutlich stieg, gibt es größere Schwankungen. So rutschte der Kurs 2013 um über 30 Prozent ab, um sich anschließend prächtig zu erholen. Eine eigene Immobilie vor allem für das persönliche Wohlbefinden im Hier und Jetzt eine gute Anlage, die bei steigenden Immobilienpreisen nebenbei noch die Altersvorsorge absichert. Aber auch hier gibt es Risiken, denn je nach demografischer und wirtschaftlicher Entwicklung der Region ist eine Wertsteigerung nicht unbedingt gegeben. Hinzu kommt, dass kaum eine Geldanlage so stark von persönlichen Änderungen betroffen ist wie eine Immobilie – das birgt große Verantwortung.
Finanz-Untergangspropheten warnen jetzt hinsichtlich einer „Hyperinflation“, wie in den 20er Jahren. Erwartet uns solch ein Szenario?
Ein DVAG-Experte: Aktuell sind noch viele Menschen von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen. Mit steigender Durchimpfungsrate der Bevölkerung und Rückkehr zur Normalität sollte sich auch der Arbeitsmarkt zum Herbst hin erholen. Kommen dann noch nachhaltige Lohnerhöhungen in Deutschland dazu, wird aufgrund der dadurch steigenden Konsumausgaben die Inflation ansteigen. Nimmt man all das zusammen wird klar: Das Jahr 2021 ist coronabedingt ein Ausnahmejahr, auch hinsichtlich des Wirtschaftsgeschehens. 2022 wird sich die Inflation unserer Einschätzung nach dann bei 1,5 Prozent einpendeln.
Wenn nach der Coronakrise ein neuer Konjunkturzyklus einsetzt, werden dann die Verbraucherpreise steigen?
Ein DVAG-Experte: Die korrekte Preiserhebung ist momentan durch Corona stark erschwert, da einige Güter am Markt nicht verfügbar oder Geschäfte geschlossen sind. Sobald der Lockdown vorbei ist und die Menschen wieder konsumieren, reisen und Essen gehen dürfen, könnten die Preise kurzfristig wieder anziehen.
Was ist, Ihrer Meinung nach, ein guter Schutz gegen Inflation?
Ein DVAG-Experte: Auch hier gilt: Wer langfristig Geld anlegen möchte, beispielsweise für die Altersvorsorge, ist mit dem Besparen von Aktien beziehungsweise Fonds meist gut beraten. „Nicht alle Eier in einen Korb“, lautet hier das Motto. Das bedeutet, das Geld zu verteilen und zum Beispiel eine Erbschaft in mehreren Fonds anzulegen, statt alles in einzelne Aktien oder einen einzigen Fonds zu stecken. Die Geschichte des DAX zeigt: Je länger der Anlagehorizont, desto eher wird am Ende alles gut. Je kurzfristiger das Anlageziel, desto höher ist das Risiko.