Für Start Ups ist Krise eine echte Existenzbedrohung – Lars Reiner (GINMON)

Interview mit Lars Reiner
Lars Reiner ist Geschäftsführer des Fintech Ginmon. Im Interview spricht er über die Auswirkungen der Krise auf Start Ups und die Digitalisierung der Finanzbranche.

Die gesetzliche Rente ist nicht sicher, um im Alter sorgenfrei zu leben. Gut für denjenigen, der etwas angespart hat. Wie viel sollte es Ihrer Meinung nach bis 65+ sein?

Lars Reiner: Bisher war der Zielwert des Rentenniveaus für Pensionäre bei 48% des Durchschnittslohns angesetzt. Vor allem mit Voranschreiten des demografischen Wandels ist jedoch deutlich geworden, dass dieses Niveau in Zukunft nicht gehalten werden kann. Zu Recht machen sich Arbeitnehmer also Sorgen um drohende Altersarmut. Deshalb lohnt sich eine frühzeitige Altersvorsorge, in die man regelmäßig privat einen Teil seines Gehalts investiert.

Die Höhe des Betrags, der angespart werden sollte, hängt natürlich auch von persönlichen Gewohnheiten und dem gewünschten Lebensstil ab. Eine beliebte Richtlinie lautet, dass man bei Renteneintrittsalter mindestens das Zehnfache seines Jahresgehalts angespart haben sollte, um seinen Lebensstil im Alter fortzuführen. Wer im Jahr 60.000 Euro verdient, sollte bis zum Ruhestand also mindestens 600.000 Euro angespart haben. In unserem Altersvorsorge-Ratgeber erläutern wir unter anderem weitere hilfreiche Methoden zur Berechnung des im Alter benötigten Betrags durch private Altersvorsorge.

Wie viel sich monatlich mit Hilfe eines monatlichen Sparplans bis Renteneintritt sparen lässt, verdeutlicht auch unser Rentenrechner. Bei einer frühzeitigen, breit diversifizierten Investition in den Kapitalmarkt kommt selbst mit kleinen, regelmäßigen Sparbeträgen bis Renteneintritt eine beachtliche Summe zusammen. Legt man mit 30 beispielsweise 5.000 Euro an, und spart zusätzlich 250 Euro pro Monat, ergibt dies bei Renteneintritt erwartungsgemäß eine zusätzliche monatliche Rente von 2.000 Euro.

Was ist Ihre Meinung zu Aktien?

Lars Reiner: Aktien gewinnen als Geldanlage und Form der Altersvorsorge zunehmend an Bedeutung. Besonders im aktuellen Niedrigzinsumfeld suchen Privatanleger vergeblich nach renditestarken Alternativen. Leider existiert in vielen Köpfen noch das Vorurteil, Investitionen in Aktien sind zu risikoreich oder erfordern umfassende Kapitalmarktkenntnisse seitens der Anleger. Den Schlüssel zum Erfolg bei einer Anlage in Aktien bietet Diversifikation. Durch Investitionen in breit gestreute Aktienfonds, beispielsweise im Rahmen eines ETF-Portfolios oder Sparplans, können Anleger die Vorteile von Aktien als Renditetreiber genießen, während gleichzeitig das Risiko gegenüber Einzeltiteln deutlich verringert wird. Anleger, die vorhaben, langfristig Geld zu investieren, können durch ein gut diversifiziertes Portfolio eine jährliche Rendite von historisch rund 6-8% p.a. erzielen. Wer zudem von intelligentem Risikomanagement und fortlaufender Portfolioüberwachung profitieren möchte, kann über Robo-Advisor wie Ginmon investieren.

Welche Anlageklasse würden Sie Menschen empfehlen, die ins Berufsleben einsteigen?

Lars Reiner: Besonders für Berufseinsteiger scheint das Thema Altersvorsorge nicht von großer Dringlichkeit zu sein, sind es doch meist noch knapp 40 Jahre bis zum erwarteten Renteneintritt. Dabei lohnt es sich gerade für junge Menschen, früh mit der Vorsorge zu beginnen. Ausschlaggebend ist hier der Zinseszinseffekt. Wer früher einen Teil seines Gehalts zurücklegt, beispielsweise mit Hilfe eines ETF-Sparplans, erhält für diese Beträge über die Jahre hinweg Zinsen. Das angelegte Kapital kann sich umso stärker vermehren, je länger es investiert bleibt. Dies gilt sowohl für private, als auch für betriebliche Altersvorsorge.

Junge Anleger können außerdem ein größeres Risiko eingehen als solche, die kurz vor Renteneintritt stehen. Als Berufseinsteiger empfehlen sich also breit gestreute Investments mit einem hohen Aktienanteil, näher am Rentenbeginn können Portfoliorisiken und Wertschwankungen durch das Beimischen von Anleihen oder anderen wertstabileren Anlageklassen wie Edelmetalle oder Rohstoffe weiter reduziert werden.

An welchen Werten messen Sie sich und Ihr Unternehmen?

Lars Reiner: Zum einen haben wir als Finanzdienstleister und digitaler Vermögensverwalter natürlich den Anspruch, unseren Kunden eine innovative Lösung für ihr privates Vermögensmanagement und den effektiven Vermögensaufbau zu bieten. Durch kontinuierliches Identifizieren von Verbesserungspotenzialen in unseren Portfolios, verfolgen wir stets den Grundsatz, unseren Kunden den Zugang zu den besten Produkten im Markt zu ermöglichen. Dabei vergleichen wir die Wertentwicklung unserer Portfolios fortlaufend mit geeigneten Benchmarks, um die Vorteile unserer Anlagestrategie gegenüber beliebten Fonds und Anlagemethoden hinsichtlich Kosten und Rendite weiter hervorzuheben.

Trotz unseres wissenschaftlichen und technologiebasierten Konzepts kommt die persönliche Komponente bei uns aber keineswegs zu kurz. Uns ist es wichtig, dass sich unsere Kunden bei Ginmon gut aufgehoben fühlen. Daher messen wir uns nicht nur am Erfolg unserer Anlagestrategien und dem verwalteten Vermögen, sondern zu einem maßgeblichen Teil auch an der Zufriedenheit unserer Kunden. Wir haben sehr viele zufriedene Kunden, die uns ihrer Familie, Freunden und Bekannten weiterempfehlen. Für unseren Kundenservice wurden wir beispielsweise erst kürzlich vom Handelsblatt mit Platz 2 unter den FinTechs ausgezeichnet und sind damit der Robo-Advisor mit der höchsten Kundenzufriedenheit. Das macht uns stolz und bestätigt unseren kundenorientierten Ansatz.

Glauben Sie, dass sich Insolvenzen in Ihrer Branche Corona-bedingt häufen werden?

Lars Reiner: Insbesondere für Start Ups ist die Corona-Krise eine echte Existenzbedrohung. Junge Unternehmen, die in den ersten Jahren ohne Profitabilität auf Risikokapitalgeber und Finanzierungsrunden angewiesen sind, verlieren durch die Krise überlebenswichtige Unterstützung. Wir konnten mit unserer diesjährigen Finanzierungsrunde trotz Corona ein starkes Zeichen setzen und die Strategie und Zukunftsfähigkeit unseres Geschäftsmodells unterstreichen, doch nicht alle Start Ups hatten dieses Glück. Der Rückgang von Investitionen in neue Geschäftsmodelle wird ohne Zweifel Auswirkungen auf die Start-Up-Kultur in Deutschland haben.

Was das Geschäft digitaler Finanzdienstleister wie Ginmon betrifft, denke ich, dass Online-Lösungen zur Geldanlage durch die Krise sogar stärkere Nachfrage erfahren haben. Die wirtschaftlichen Turbulenzen und Ausgangsbeschränkungen haben Privatanleger dazu veranlasst, sich vermehrt mit Themen wie Altersvorsorge und persönlichen Finanzen zu befassen. Am einfachsten gelingt dies in Zeiten von Corona im Internet. Das ist eine Chance gegenüber traditionellen Vermögensverwaltern und Banken, deren großer Vorteil persönlicher Kontaktaufbau ist, und die die aktuelle Krise vor neue Herausforderungen stellt.

Wie haben Sie die Pandemie erlebt?

Lars Reiner: Natürlich wurden auch unsere Portfolios vom Crash nicht verschont. So manchem Kunden hat der plötzliche Kursverfall Sorgen bereitet, sodass es vereinzelt zu Auszahlungen kam. Oft haben besorgte Kunden aber auch das Gespräch mit unseren Investment-Experten gesucht, unseren Kundenservice haben demnach mehr Anfragen erreicht als normalerweise. Dass wir schon vor der Krise stark bemüht waren, unsere Kunden für solche Ausnahme-Ereignisse und Kursstürze zu sensibilisieren und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, hat sich in der Corona-Krise bezahlt gemacht. Eine bedeutende Anzahl unserer Kunden hat entsprechend unserer Anlagephilosophie antizyklisch gehandelt und niedrige Kurse zum Nachkaufen genutzt. Insgesamt konnten wir sechs Mal mehr Einzahlungen als sonst verzeichnen. Auf den Neukundenzuwachs hatte die Pandemie keinen negativen Einfluss. Wir sehen diese Ausnahmesituation als Chance für unser Geschäftsmodell und Anlagephilosophie. Das unterstreicht zu guter Letzt auch die erfolgreich abgeschlossene Finanzierungsrunde – trotz Corona.

Herr Reiner, vielen Dank für das Gespräch.

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