Miro Morczinek: Berlin ist gerade zur roten Zone geworden

Interview mit Miro Morczinek
Miro Morczinek ist Vorstand der Entrepreneurs Organization in Berlin. EO Berlin ist seit der Gründung im Jahr 2008 die deutsche Hauptstadtpräsenz des globalen Peer-to-Peer-Netzwerks, das weltweit über 14.000 Unternehmer-Mitglieder vereint. Im Interview spricht er über erfolgreiches Netzwerken in Zeiten der Pandemie.

Was bedeutet Social Distancing für Businesskontakte und das tradiotionelle Netzwerken? 

Miro Morczinek: Berlin ist gerade zur roten Zone geworden, Einreisen oder Übernachtungen in manche Bundesländer sind bereits streng geregelt oder sogar verboten. Es ist daher wichtig, dass wir uns alle weiter an die geltenden Hygienemaßnahmen halten und schauen, wie wir eine Ausbreitung weiter verhindern können. Der Begriff Social Distancing ist zwar wieder in aller Munde, wird jedoch falsch interpretiert. Sich auszutauschen, füreinander da zu sein und zuzuhören, sind nach wie vor feste Bestandteile eines guten Miteinanders und eines verlässlichen Netzwerkes. Wer sich kontinuierlich unterstützt und sich trotz Mindestabstand intensiv austauscht, kann klar zwischen Social und Physical Distancing differenzieren.

Großveranstaltungen bleiben bis zum Ende 2020 verboten, Maskenpflicht in Büros wird eingeführt, selbst Familienfeiern werden eingeschränkt. Brauchen Unternehmerinnen und Unternehmer eine neue Herangehensweise für Unternehmens- und Mitarbeiterführung?

Miro Morczinek: Es ist die Verantwortung von Unternehmern, jetzt neue Wege zu gehen und von gewohnten Mechanismen abzuweichen. Es gilt: Wie kann trotz aktuell bleibender Maßnahmen nicht nur die Firmenkultur bewahrt, sondern auch neue Austauschformate geschaffen werden? Es gilt also nicht nur die eigenen Unsicherheiten und Bedürfnisse, sondern auch zusätzlich die neuen Bedürfnisse von Mitarbeitern, Kunden, Partnern sowie der Öffentlichkeit zu verstehen. Dafür muss jedoch erst der richtige Raum geschaffen und entsprechend zugehört werden. Das muss so manche Unternehmerin oder so mancher Unternehmer jedoch nochmal aufs Neue lernen.

Was können digitale Dienstleistungen fördern, wo sind die Schwächen?

Miro Morczinek: Wir erleben natürlich gerade einen Boom der digitalen Möglichkeiten, nicht nur im Arbeitsumfeld, sondern in allen Aspekten unseres Lebens. Videotelefonie, E-Learning und Home Entertainment haben einen deutlichen Schub erlebt – auch unter unseren Mitgliedern. Digitale Dienstleistungen können unser Leben zwar deutlich erleichtern, aber können auch Barrieren schaffen. Ein Chat ersetzt nie ein echtes Kennenlernen und auch ein Video-Call ersetzt keinen Austausch unter vier Augen. Das wird erfolgreiches Netzwerken sicher noch auf die Probe stellen.

Welche Rolle spielen der Mensch und das Netzwerk in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft?

Miro Morczinek: Auch wenn die Digitalwirtschaft neue Themen, Märkte und Tools hervorbringt, steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir glauben daran, dass gerade in schwierigen Zeiten persönliches Netzwerken generell unerlässlich ist. Bei EO verbinden wir das Netzwerken zwischen gleichgesinnten Unternehmern zwischen maßgeschneiderten Lernangebote und Leadership-Kursen, sowie weiteren Event-Formaten. So bieten wir den Rahmen für Unternehmer, zu Vordenkern zu werden.

Wie nutzen EO-Members die Learnings für Ihre Unternehmen? Beeinflusst dies, wie wir in Zukunft in Büros arbeiten werden?

Miro Morczinek: Ein großer Fokus liegt bei uns auf einem gesunden Gesprächsklima. Keine Ratschläge, keine Urteile, nur Erfahrungen. Dies nehmen Unternehmer für ihr eigenes Netzwerk, ihre Mitarbeiter und ihre Kontakte mit und geben es weiter. Dafür gibt es auch Regeln und Guidelines, die unsere Members übertragen können. Dieses Gesprächsklima stößt allerdings an seine Grenzen, wenn man sich nur über Videotelefonie unterhält. Langfristig werden wir sicherlich einen stärkeren Mix zwischen Home Office und Büroalltag erleben, aber das Büro als solches bleibt bestehen.

Wie wirkt sich die Pandemie auf die Mitglieder bei EO aus?

Miro Morczinek: Unsere Mitglieder lernen voneinander, wie man mit den neuen Herausforderungen am besten umzugehen hat – unternehmerisch und menschlich. Manche unserer Mitglieder spüren die Konsequenzen der Krise deutlich, andere erleben einen kleinen Boom in ihrem Geschäft. Um sich gemeinsam für die Zukunft aufzustellen und voneinander zu lernen, gibt es nichts besseres, als einen effizienten Austausch auf Augenhöhe. 

Herr Morczinek, vielen Dank für das Gespräch.

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