Thimm Blickensdorf: Weltweite Streuung des Risikos ist für Privatanleger genau der richtige Weg

Interview mit Thimm Blickensdorf
Thimm Blickensdorf von der Geschäftsleitung des digitalen Vermögensverwalter growney. Mit ihm sprechen wir im Interview über Aktien als Altersvorsorge, breite Streuung beim Gang an die Börse sowie Fonds.

An Aktien führt in der Altersvorsorge für die Rente kaum ein Weg vorbei – korrekt?

Thimm Blickensdorf: Richtig und falsch zugleich! Richtig ist, dass die Rendite aus Aktienentwicklungen für Vermögensaufbau und Vorsorge sehr wichtig ist. Selbst die Bundesbank hat sich im letzten August alarmiert gezeigt, dass zu viele Menschen in Deutschland Rendite verschenken, weil sie ihr Geld auf Girokonten, Sparbüchern oder Tagesgeldkonten parken. Für den Privatanleger sind Einzelaktien aber sehr riskant – das hat letztes Jahr zum Beispiel der Fall Wirecard gezeigt. Aber auch wer letztes Jahr auf vermeintlich sichere Titel wie Tui oder Lufthansa setzte, musste große Verluste hinnehmen.

Gemeinhin wird beim Gang an die Börse eine breite Streuung empfohlen. Aktienfonds sind die einfachste Variante hierzu. Gibt es für Privatanleger überhaupt andere Möglichkeiten breit gestreut anzulegen?

Thimm Blickensdorf: Eine weltweite Streuung des Risikos ist für Privatanleger genau der richtige Weg. Weil Aktienfonds aber oft einen recht hohen Anteil an die eigenen Fondsmanager auszahlen, sind in letzter Zeit passive ETFs immer beliebter geworden. Mit ihnen kann ein Privatanleger bei deutlich geringeren Kosten von der Entwicklung der Kapitalmärkte weltweit profitieren. Das gilt insbesondere, wenn man sich ein ETF-Portfolio professionell zusammenstellen lässt, etwa durch einen Robo-Advisor. Besser kann man die eigene Geldanlage eigentlich gar nicht streuen.

Es gibt Tausende Fonds von diversen Anbietern. Wie sollten Anleger das Thema angehen, um eine vernünftige Auswahl treffen zu können?

Thimm Blickensdorf: Ein Privatanleger müsste dafür sehr viel Zeit mitbringen, um sich einen Überblick über das große Angebot an Tausenden Fonds und ETFs zu verschaffen. Genau da setzen wir mit unserer Hilfestellung als digitaler Vermögensverwalter an: Je nach Situation und Finanzzielen des Kunden stellen wir ein geeignetes Portfolio aus bis zu 9 ETFs zusammen. Dabei übernehmen wir auch die regelmäßige Überprüfung der Fonds und ein jährliches Rebalancing. Diesen Service bieten wir allen Privatanlegern an, schon ab einer Einmalanlage von € 500 oder als Sparplan ab € 25. 

Wie lässt sich die Qualität von Fonds messen und prüfen?                                                                                                                                                                            

Thimm Blickensdorf: Das ist ein sehr komplexer und aufwendiger Prozess. Es bringt nichts, als Privatanleger allein auf die Kosten oder die Performance zu schauen. Natürlich spielen diese Faktoren eine Rolle, aber nicht nur. Für uns ist bei der Auswahl auch wichtig, wie gut ein ETF beispielsweise einen Index abbildet und wie hoch die sich daraus ergebende Tracking-Differenz ist oder ob sich Risiken aus der Beleihung von Wertpapieren ergeben können. Wir beziehen etwa nur solche Anbieter ein, die die OGAW-Richtlinien erfüllen. So bieten OGAW-ETFs einen umfassenden Anlegerschutz und gewährleisten, dass die ETFs das Geld der Anleger als Sondervermögen halten– so dass es gegen eine Insolvenz der Fondsgesellschaft abgesichert ist. Ebenso ist das Fondsvolumen ein wichtiger Punkt für unsere Auswahl. Ehrlicherweise kann diese Aspekte kaum ein Privatanleger einbeziehen, wenn er selbst Fonds oder ETFs aussuchen will.

Sind Fondsratings bei der Auswahl hilfreich?

Thimm Blickensdorf: Aus unserer Sicht bieten sie bestenfalls eine erste Orientierung, können aber eine komplexe Portfolio-Zusammenstellung nicht ersetzen.

Was sind die wichtigsten Faktoren, die eine langfristig erfolgreiche Anlagestrategie auszeichnet?

Thimm Blickensdorf: Wir sehen vor allem zwei zentrale Aspekte: Eine breite weltweite Streuung, die durch ein ETF-Portfolio abgebildet wird (bei growney umfasst das bis zu 5.000 Wertpapiere aus über 40 Ländern). Zum zweiten setzen wir auf eine passive Strategie, die laut Studien auch viel erfolgreicher ist als ein aktiver Investmentansatz, bei dem durch ständiges Kaufen und Verkaufen vor allem hohe Transaktionskosten entstehen. Das geht zulasten der Rendite. Wie erfolgreich wir damit sind, zeigt das vergangene Jahr: Trotz der Kursschwankungen durch die Coronakrise waren im Jahresverlauf sämtliche Anlagestrategien von growney deutlich im Plus.

Wie steuert ein professioneller Vermögensverwalter die Risiken im Portfolio?

Thimm Blickensdorf: Unsere Anlagestrategien sind so ausgelegt, dass Klumpenrisiken (etwa durch Focus auf Branchen oder einzelne Länder) vermieden werden. Beim Anleiheanteil schließen wir zudem das Währungsrisiko aus, indem wir nur Euro-Anleihen berücksichtigen. Auch Assetklassen, die keine Rendite erzielen – wie Rohstoffe oder Gold – lassen wir im Interesse unserer Kunden außen vor. Je nach Risikoneigung unserer Anleger sind außerdem klare Volatilitätsziele für die Anlagestrategien definiert. Zu unserer Aufgabe gehört die regelmäßige Überprüfung der ETF-Fonds, damit sie weiter zu den Zielen des Kunden passen. Bei einem jährlichen Rebalancing wird außerdem die Gewichtung der unterschiedlichen Assetklassen überprüft und je nach Wertentwicklung angepasst.

Kurz: growney bietet einen umfassenden Service, damit unsere Kunden sich um die wichtigen Dinge im Leben kümmern können.  

Herr Blickensdorf, vielen Dank für das Gespräch!

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