Über die Vorteile von Fintechs, die mit Banken kooperieren

Interview mit Ralf Oetting
Ralf Oetting ist Gechäftsführer von justTRADE. Im Interview spricht er über die Vorteile von Fintechs mit Banken zu kooperieren und der Idee eines gebührenfreien Depot-Modells.

Die Fintech-Szene ist angetreten, um den etablierten Wettbewerbern in der Finanz- und Versicherungsbranche den Rang abzulaufen. In welchen Bereichen konnten Fintechs signifikante Marktanteile gewinnen?

Ralf Oetting: In erster Linie können hier sicherlich FinTechs aus den Bereichen Zahlungsverkehr, Kryptowährungen, Vermittlung von Baufinanzierungen oder auch die GwG-konforme Kunden-Legitimation bzw. -Identifikation mittels Video- oder e-Ident genannt werden. Oftmals ist es aber so, dass FinTechs sich mit dem Wachstum anfangs sehr schwertun und erst durch eine Kooperation mit Banken richtig durchstarten und Marktanteile gewinnen. Dies lässt sich bspw. im Bereich Robo-Advisory sehr schön beobachten. Insofern geht es in der derzeitigen Phase mehr um ein Miteinander statt ein Gegeneinander.

Was ist Ihr Kerngeschäft, welche die wichtigsten Alleinstellungsmerkmale Ihres Unternehmens?

Ralf Oetting: Unser Kerngeschäft ist das Thema Brokerage, also der Handel von Wertpapieren durch Privatkunden, die eigenständig und ohne Beratung ihre Geldanlage selbständig erledigen. Unser wesentliches Alleinstellungsmerkmal ist dabei neben dem Handel für Null Euro die große Auswahl – und das in jeder Beziehung: Sie handeln bei uns über 500.000 Wertpapiere, und das an zwei Börsen und mit vier außerbörslichen Emittenten zu extra langen Handelszeiten von 7:30 bis 23:00 Uhr. Hinzu kommt, dass wir den Handel über den Desktop-Browser aber auch per App anbieten, so dass das Angebot sowohl für erfahrene Vieltrader als auch für eher Mobiltelefon-orientierte Einsteiger sehr gut geeignet ist. Darüber hinaus bieten wir eine vollständige Konto- und Depoteröffnung innerhalb weniger Minuten an. Wir haben Neukunden, die morgens ihr Depot eröffnen und nachmittags bereits ihre erste Order ausgeführt haben. Dies schafft bisher keiner unserer Wettbewerber.

Welchen Mehrwert bieten Sie Kunden im Vergleich zu ihren etablierten Wettbewerbern?

Ralf Oetting: Wie bereits erwähnt ist der wesentliche Mehrwert unseres Angebots der komplette Verzicht auf Orderentgelte, Fremdkosten, Handelsplatzgebühren oder sonstigen Kosten, die etablierte Wettbewerber im Rahmen der Ordererteilung in Rechnung stellen. Der Entfall dieser Gebühren führt u.a. dazu, dass sich auch Kunden mit dem Thema Wertpapieranlage und Börse beschäftigen, die dies bisher nicht getan haben. Diesen Trend begrüßen wir unter den aktuellen Rahmenbedingungen einer andauernden Niedrigzinsphase natürlich sehr. Zudem lohnen sich durch den Handel ohne Orderentgelt auch kleinere Orders, so dass auch jüngere Kunden erste Erfahrungen mit dem Wertpapierhandel sammeln können.

Es gibt zwei Ansätze in der Fintech-Szene: Übernahme des Marktes oder Kooperation mit etablierten Unternehmen. Welchen Ansatz halten Sie für zielführender, wie agiert ihr Unternehmen?

Ralf Oetting: Diese Frage kann pauschal nicht beantwortet werden, da es je nach Markt und Geschäftsmodell unterschiedliche Ansätze geben kann. Obwohl bei justTRADE beide Gründer ehemalige Bankgeschäftsführer sind und viele Jahre zusammen eine Bank geleitet haben, haben wir uns für das Kooperationsmodell mit der Sutor Bank entschieden, anstelle eine Bank neu zu gründen. Für uns war diese Entscheidung genau richtig, da wir durch die Kooperation von der Erfahrung und dem gesamten Team der Sutor Bank profitieren und trotzdem unsere Ideen und unsere Erfahrung mit einem großen Freiraum umsetzen können. Nicht zuletzt spielt natürlich auch der Aspekt Time-to-Market eine entscheidende Rolle.

Wie schnell reagieren Ihre Wettbewerber auf neue Trends, wie hoch ist der Innovationdruck?

Ralf Oetting: Der Innovationsdruck in unserer Branche ist von je her enorm hoch, so dass es sehr viele Vorteile mit sich bringt, einen Broker komplett neu – auf der sprichwörtlichen „grünen Wiese“ – zu konzipieren. Auf diese Weise lassen sich viele Prozesse von Beginn an schlank, effizient und kostengünstig gestalten – was insbesondere bei einem Null-Euro-Angebot enorm wichtig ist. Traditionelle Banken und Broker haben vielfach das Problem, dass sie veraltete IT-Systeme betreiben und damit in der Entwicklung und Innovationskraft stark beschränkt sind.

Welche Innovationen dürfen wir von Ihnen in nächster Zeit erwarten?

Ralf Oetting: Wir arbeiten aktuell an sehr vielen spannenden Themen, allerdings bitten wir um Verständnis, dass wir hierzu noch keine Auskünfte geben möchten. Vielleicht soviel: Eine sehr spannende Innovation wird noch im Oktober live gehen – lassen Sie sich überraschen!

Herr Oetting, vielen Dank für das Gespräch.

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