Lothar Schöpe: Die große Vielfalt der Smart-Home-Technologie

Interview mit Lothar Schöpe
Mit Dipl.-Inform. Lothar Schöpe, Smart Living – Anwendungen für Service-Wohnen GmbH, sprechen wir im Interview über Veränderungen durch Smart-Home-Technologien sowie staatliche Förderung bei einer Modernisierung.

Unsere Welt soll schöner, sauberer und moderner werden. Smart Home-Technologien sind ein Teil davon, aber scheinen durch die große Vielfalt teuer und nicht bezahlbar zu sein. Wie sehen Sie das?

Lothar Schöpe: Die große Vielfalt der Smart-Home-Technologie in verschiedenen Segmenten (z.B. Energie, Komfort, Sicherheit, Telemonitoring, etc.)  von den unterschiedlichsten Anbietern – neben Generalisten, wie Telekom, Bosch, ELV oder Gigaset auch Individualisten, wie Gira, Sigenia, Jung, Schellenberg, etc. – führt nicht dazu, dass die Smart-Home-Technologie teuer und nicht bezahlbar ist. Alle gängigen Baumarktketten bieten inzwischen eigene Smart Home-Technologien an. Trotz allem sind die Verbreitung und Marktdurchdringung immer noch nicht so groß, dass dies zu höheren Stückzahlen und damit zu einer Reduzierung des Preises führen würde.

Ein Überangebot an unterschiedlichen Smart-Devices für die Bereiche Sicherheit, Licht, Energie, Wärme, Multimedia oder Haus-Technik ist beinahe verwirrend. Worauf sollte der „Neu-Einsteiger“ den Fokus legen, welche Bereiche haben Vorrang?

Lothar Schöpe: Ein großes Problem für den Häuslebauer und Beteiligte (Architekten, Handwerker, etc.) ist die fehlende Interoperabilität der verschiedenen Smart-Home-Technologien. Das führt natürlich zu Problemen bei einer Immobilie, die für eine Nutzungsdauer von 90 Jahren ausgelegt ist. In unserer digitalen Welt unterliegen die Smart Home-Technologien viel kürzeren Innovationszyklen. Der Häuslebauer muss sich dies bzgl. viel mehr Gedanken über Planbarkeit, Ausbaufähigkeit, etc. machen und ist damit überfordert und erfährt auch oft keine signifikante Hilfe durch Architekten oder Handwerker.

Studien haben gezeigt, dass die Segmente Sicherheit und Energie zurzeit noch vorne liegen, wenn ein Häuslebauer den Schritt in die Smart-Home-Technologie wagt. Der Wunsch nach Verbesserung des Wohnkomforts z.B. durch Lichtszenarien, Verschattungselemente oder Multimedia-Control steht dann hinten an. Trotz der zwangsläufigen Begleiterscheinungen des demografischen Wandels sind Smart Home-Technologien zum Telemonitoring beim privaten Häuslebauer nicht von Bedeutung.      

Wie sieht es für den privaten Häusle-Bauer mit beispielsweise KfW-Förderungen beim Ausbau/Ein- oder Umbau mit Smart-Technik aus? Wird diese Modernisierung staatlich gefördert oder subventioniert?

Lothar Schöpe: Die KfW fördert Smart Home-Technologien in ihren Programmen „Energieeffizient Sanieren“ oder „Altersgerecht Umbauen“ im Rahmen eines Kredits oder Zuschusses.

Es heißt, dass der CO2-Ausstoss und der Energieverbrauch durch die Smart Home-Technologie verringert wird. Wie kann man sich das vorstellen?

Lothar Schöpe: Smart-Home-Technologie kann im Segment Energie durchaus langfristig zu Einsparungspotentialen führen, aber nur, wenn diese frühzeitig beim Bau resp. zu Beginn der Nutzung einer Immobilie installiert werden. Alle anderen Smart-Home-Technologien in den anderen Segmenten (Komfort, Sicherheit, etc.) sind zusätzliche Energieverbraucher – zugegeben gering, aber kumuliert über die lange Laufzeit der Smart-Home-Technologie …

Die Smart Home-Technologie für private Wohnungen oder Häuser gibt es seit etwa 1993 in Deutschland. Dafür scheint die Technologie aber erst recht wenig bei uns genutzt zu werden. Liegt das daran, dass die Menschen am  Alt-Hergebrachten festhalten und veränderungsresistent sind, oder woran?

Lothar Schöpe: Nein, die privaten Häuslebauer sind keineswegs „Alt-hergebracht und veränderungsresistent“, wie man z.B. in anderen Segmenten (Energie, etc.) sehen kann. Es stellt sich zunächst die Frage, wer ist der Multiplikator für die Smart Home-Technologie am Bau. Diese Rolle könnte der Bauunternehmer, der Architekt, der Handwerker oder der Bauherr einnehmen – doch diese nehmen diese Rolle aus verschiedenen eigennützigen Gründen nicht wahr, was dazu führt, dass die Smart-Home-Technologie beim Bau stiefmütterlich behandelt wird und dann in Gänze keine Verbreitung erfährt.

Was kostet es etwa, ein Einfamilienhaus mit den wichtigsten smarten Technologien auszurüsten – unkompliziert und benutzerfreundlich?

Lothar Schöpe: Die Kosten sind abhängig vom Szenario (Energie, Sicherheit, Komfort,..), welches unterstützt werden soll. Legt man z.B. die Produktkataloge der Unternehmen ELV/HomeMatic IP, Gigset, Bosch, Innogy oder Qivicon zugrunde, liegen die Hardwarekosten je nach Funktionsumfang zwischen 900,00€ und 1.400,00€. Die Einrichtung dieser smarten Technologien unkompliziert und benutzerfreundlich mit einer App ist auch wieder herstellerabhängig – mal einfach oder mal komplizierter. Evtl. sollte man zusätzlich doch ein Fachunternehmen beauftragen.

Herr Schöpe, vielen Dank für das Gespräch!

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