Sabrina Nenn: Die Vermittlung einer Wohnimmobilie ist mehr als nur ein Online-Inserat

Interview mit Sabrina Nenn
Sabrina Nenn ist Geschäftsführerin der EMA Immobilien GmbH. Im Interview spricht sie mit uns über Immobilienangebote in Berlin, die Mietpreisbremse sowie die Aufgabe eines professionellen Immobilienmaklers.

Nirgends in Deutschland konkurrieren laut Immoscout24 Menschen mehr als in Berlin. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Sabrina Nenn: Es mag für den ein oder anderen offensichtlich klingen, aber Konkurrenz kommt dort zustande, wo die Nachfrage groß und das Angebot klein ist. Es gibt viele Gründe, wieso die Nachfrage groß ist – Berlin hat aufgrund der Historie in den letzten Jahren viel nachzuholen gehabt. Die Stadt ist beliebter denn je. Die Frage lautet: Wieso ist das Angebot so knapp? Dieses Thema wird politisch heiß diskutiert und es fällt immer wieder der Vorwurf, dass der Berliner Senat die Schaffung von neuem und bezahlbarem Wohnraum mehr unterstützen muss.

Der Berliner Senat unternimmt einiges, um die Mietsteigerungen zu bremsen. Was sind die Auswirkungen dieser Politik in der Realität?

Sabrina Nenn: Die jüngste Entscheidung des Senats, der sogenannte Mietendeckel, scheint zu einer Art Stillstand am Mietwohnungsmarkt zu führen. Wir haben den Eindruck, dass das Angebot spürbar geschrumpft ist. Der Grund hierfür könnte die öffentliche Diskussion über die Zulässigkeit des Gesetzes sein. Viele empfinden Unsicherheit in welcher Art und Weise diese Regelung Bestand haben wird. Dadurch steigt die Konkurrenz zwischen Mietinteressenten, denn das Angebot wird weiter verknappt. Zwar hat man versucht den Wohnraum bezahlbar zu machen, aber es wurde kein neuer Wohnraum geschaffen. Für Mietsuchende eine noch schwierigere Situation als vor dem Mietendeckel. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Auswirkungen für Vermieter. Wir erleben häufig, dass sie sich von der Regierung betrogen fühlen.

Erwartet das Berliner Schicksal auch andere Städte?

Sabrina Nenn: Das hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Unserer Meinung nach wäre es wünschenswert, wenn die Städte bei einem knappen Wohnungsangebot ihre Energie in die Schaffung neuen Wohnraumes investieren. Eine Theorie ist zum Beispiel, dass in Zukunft weniger Büroflächen benötigt werden aufgrund neuer Home Office Regelungen, die uns die Pandemie beschert hat. Möglicherweise könnte die Politik eine unkomplizierte Umnutzung von Gewerbe- zu Wohnflächen fördern.

Nachdem Wohnungsangebote nur noch online gehandelt werden und der Ansturm von Suchenden groß ist – wozu braucht man eigentlich noch Immobilienmakler?

Sabrina Nenn: Das Online-Inserat stellt nur die Spitze des Eisbergs einer Immobilien-Vermittlung dar. Davor und danach erbringt ein professioneller Immobilienmakler zahlreiche Dienstleistungen, die online überhaupt nicht abbildbar sind. Die Vermittlung einer Wohnimmobilie ist mehr als nur ein Online-Inserat.

Wie schätzen Sie die Entwicklung des Berliner Wohnungsmarkts ein – werden die Mietpreise weiter steigen?

Sabrina Nenn: Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage in näherer Zukunft weiterhin hoch sein wird und sich dies in einer Erhöhung der Mietpreise widerspiegelt – sofern es denn zulässig ist.

Frau Nenn, vielen Dank für das Gespräch!

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