Nicht jede freie Stelle landet als Stellenanzeige in einer Jobbörse. Das Institut für Arbeitsmarktforschung fand heraus, dass nur ca. 35 Prozent der freien Stellen auf dem Arbeitsmarkt zu finden sind. Was hat es mit dem verdeckten Stellenmarkt auf sich?
Ernst Pabst: Ihr Zugang zum „verdeckten Stellenmarkt“ beruht auf einem gravierenden Missverständnis. Hier handelt es sich nicht um etwas geheimnisvoll-verschwörerische zum Nachteil der Bewerber, sondern er ist ein spezieller Teil des Marktes für die Besetzung offener Stellen. Dieser gliedert sich wie folgt:
– beginnen wir mit dem „verdeckten Stellenmarkt“. Der korrekte Begriff heißt „Direct Search“. Er wird von den „Headhuntern“ oder „Executive-Search Consultants“ belegt. Sie arbeiten nach einem konkreten Suchauftrag eines Unternehmens speziell bei der Besetzung von Führungskräften ab ca. 80 TEUR Jahresgehalt nach oben offen.
Für viele Bewerber scheint es unergründlich, warum nicht alle Stellenanzeigen in den Jobbörsen landen. Welchen Vorteil ziehen Arbeitgeber und Unternehmen aus dem verdeckten Stellenmarkt?
Ernst Pabst: Der Vorteil ist, dass der Headhunter nach präzisen Recherchen solche Kandidaten identifiziert und anspricht, die möglichst genau dem Suchprofil entsprechen. Diese Kandidaten sind oft gar nicht auf der Suche nach einem neuen Job, lesen also auch keine Anzeigen und verfolgen auch keine Jobbörsen. Aufgabe des Headhunters ist, den Kandidaten über die Vorzüge der neuen Aufgabe zu informieren und zu gewinnen. Dafür erhält er ein Honorar von 20-30 % des Jahresgehaltes. Hier werden Bewerber gewonnen, die man über Ausschreibungen niemals gefunden hätte, das ist den Unternehmen auch das hohe Honorar wert, zumal mit hoher Wahrscheinlichkeit sichergestellt ist, dass wirklich ein passender Kandidat gefunden wird.
Doch nicht nur Arbeitgeber profitieren von verdeckten Jobausschreibungen. Wie können auch Bewerber an dem verdeckten Stellenmarkt partizipieren?
Ernst Pabst: Führungskräfte sollten Ihren CV bei LinkedIn oder XING einstellen, dort recherchieren auch die Headhunter. Außerdem sollten sie Kontakt zu passenden Headhuntern suchen. Hier gibt es einschlägige Adressenlisten der besonders geeigneten Headhuntern je nach Suchgebiet. Dieser Kontakt muss aber sehr professionell auf die eignen Stärken ausgerichtet sein, um das Interesse des Headhunters zu gewinnen. Keinesfalls kann man ihn anschreiben mit der Bitte, mir einen Job zu besorgen. Der Headhunter arbeitet nur im Auftrag der suchenden Firma, nie für einen Bewerber.
Nun ist nicht jedem Bewerber bewusst, wie er sich bei Bewerbungen auf diesem Markt zu verhalten hat. Wie findet man als Bewerber Zugang zu den verdeckten Stellenangeboten?
Ernst Pabst: Der weitere nicht öffentliche Stellenmarkt sind die persönlichen Beziehungsgeflechte. Man kennt sich und empfiehlt sich. Auch auf Tagungen, Seminaren, Ausstellungen
– ein nicht zu unterschätzender Teil betrifft auch die internen Besetzungen, gerade in Großunternehmen,
– der öffentliche Stellenmarkt in Jobbörsen und Anzeigen betrifft Positionen ab 20 bis ca. 80 TEUR Jahresgehalt. Hier trifft man auf eine sehr hohe Anzahl interessierter Kandidaten, die auf der Suche nach einer Veränderung sind. Hier ist das Universum ansprechbarer Kandidaten um ein Vielfaches größer als bei den Führungskräften, daher ist hier insbesondere das Internet sehr effizient und preisgünstig. Gibt es sehr enge zielgruppentypische Portale können darüber auch Spezialisten mit höheren Gehältern gefunden werden.
Das Nutzen von verdeckten Stellenmärkten ist also doch einfacher, als viele meinen. Dennoch macht es Arbeit und braucht eine richtige Strategie. Welche Strategien können Sie Bewerbern ans Herz legen? Auf welche passive und aktive Weise können diese den Markt nutzen?
Ernst Pabst: Braucht der Bewerber Hilfe bei der Suche, gibt es eine Anzahl fähiger Coaches oder Outplacement Berater, die mit einem Bewerber seine Unterlagen fertigen und Zielfirmen ausfindig machen, die angeschrieben werden können.
Können „Headhunter“ nicht besser die gutbezahlten Managementpositionen aus dem versteckten Stellenmarkt unter den Bewerber:innen verteilen?
Ernst Pabst: Der Headhunter arbeitet nur im Auftrag der suchenden Firma, nie für einen Bewerber.