Kristin Louis: Ein aufgesetztes Selbstbewusstsein ist nicht sinnvoll

Interview mit Kristin Louis
Kristin Louis ist Geschäftsführerin der Designerdock Berlin GmbH. Im Interview sprechen wir mit ihr über Vorstellungen von Bewerbern, Kommunikation auf Augenhöhe sowie Fähigkeiten und Fachkenntnisse.

Human Ressource-Leiter wollen mit Kandidaten ins Gespräch kommen, statt sie, wie früher zu verhören. Was bedeutet das im Alltag?

Kristin Louis: Dass sie mit dieser Haltung auf dem richtigen Weg sind. Denn die meisten Bewerber*innen haben heutzutage ziemlich genaue Vorstellungen von einem guten Arbeitgeber und vor allem dem gemeinsamen Umgang. Auf Augenhöhe zu kommunizieren ist beispielsweise vielen Talenten sehr wichtig. Der Arbeitsmarkt ist bereits seit längerem ein Arbeitnehmermarkt. Das heißt, die Unternehmen müssen sich mehr als früher ins Zeug legen, um talentierte und qualifizierte Mitarbeiter*innen zu gewinnen. Im war for talents ist ein respektvoller Umgang enorm wichtig. Diese Entwicklung ist auf jeden Fall sehr begrüßenswert, bedeutet auf Unternehmensseite jedoch einen größeren Aufwand und geschultes Personal. Manche Unternehmen und Agenturen haben, auch wenn sie es bereits besser wissen, noch kein Fachpersonal im Bereich Human Resources. Im Recruiting ist es jedoch wichtig, die Trends am Markt im Blick zu haben und im Bewerbungsprozess für eine optimale Candidate Experience zu sorgen. Hat man kein eigenes, breit aufgestelltes HR, kann es hilfreich sein, sich mit einer Personalberatung wie uns zusammenzutun, die darauf spezialisiert ist. Die Expertise hilft, erfolgreich die richtigen Talente zu gewinnen.

Welche Tipps haben Sie für Bewerber, um authentisch und professionell zu erscheinen?

Kristin Louis: Aus meiner Sicht gibt es keine Tipps, wie man authentisch erscheinen kann. Authentisch sind diejenigen, die sich selbst treu bleiben und nicht versuchen, etwas darzustellen, was sie nicht sind. Das Auftreten eines zum Beispiel eher schüchternen Bewerbers ist authentisch und professionell, wenn er dies offen kommuniziert und nicht überspielt. Ein aufgesetztes Selbstbewusstsein ist nicht sinnvoll. Die eigenen Schwächen und Stärken zu kennen und anzunehmen, das ist authentisch.

Worauf sollten sich Bewerber vorbereiten, die das Unternehmen betreffen? Klassische Daten wie Gründungsdatum und Co. oder auch Daten, die in die Tiefe gehen?

Kristin Louis: Grundsätzlich ist eine gute Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch sehr wichtig. Dazu gehört natürlich auch, die Webseite und Social Media-Aktivitäten eines Unternehmens zu studieren. Da erfährt man schon viel darüber, wie lange es existiert, was seine Schwerpunkte sind und wie es arbeitet. Doch nicht jedes Unternehmen ist für Bewerber*innen gleich transparent. Daher zeigt man im Bewerbungsgespräch am besten mit klugen Fragen, dass man sich mit dem Unternehmen befasst hat und wirklich interessiert ist. Je senioriger die Position, desto wichtiger. Wer im Vorfeld etwas recherchiert, dem fällt es leichter, auch inhaltliche Fragen zu stellen. Und der potenzielle Arbeitgeber freut sich auf jeden Fall über diese Art der Wertschätzung.

Die Frage nach den Gehaltsvorstellungen ist ein heißdiskutiertes. Welche Tipps haben Sie für Bewerber? Pokern oder Zurückhaltung?

Kristin Louis: Allgemein ist die Frage nicht zu beantworten, sondern nur individuell. Bevor man seinen Job wechselt, sollte man sich positionieren und informieren, welches Gehalt für eine Position und die eigene Expertise auf dem Markt angemessen ist. Ich rate weder zum Pokern noch zu Zurückhaltung. Professionell sind diejenigen, die hier authentisch auftreten und ihren Wert kennen. Wir haben Kandidaten, die tatsächlich bereits mit wenig Berufserfahrung eine aus unserer Sicht zu hohe Gehaltsvorstellung haben. Das spiegeln wir den jungen Talenten dann zurück. Es gibt aber auch Kandidaten, die im nächsten Karriereschritt einen großen Gehaltssprung machen sollten, da sie seit Jahren im Vergleich zu anderen zu wenig verdienen. Der beste Tipp beim Thema Gehalt ist und bleibt, sich gut zu informieren. Eine Personalvermittlung wie wir kennt den Markt und kann helfen, die eigene Positionierung und ein angemessenes Gehalt zu ermitteln.

Welche Gewichtung nimmt die Persönlichkeit und welche die objektiven Fertigkeiten und Fachkenntnisse bei der Auswahl eines Kandidaten ein?

Kristin Louis: Die objektiven Fähigkeiten und Fachkenntnisse sind eine Grundvoraussetzung, um für eine Position infrage zu kommen. Gibt es mehrere, ähnlich qualifizierte Kandidat*innen, dann sind die Persönlichkeit und die Chemie ausschlaggebend dafür, ob man die Stelle bekommt oder nicht. Darum sollte man, wenn man auf Jobsuche geht, insgesamt gut drauf sein und wissen, was man kann. Das strahlt man dann auch aus.

Welche Methoden und Kanäle nutzen Sie für die Rekrutierung von Personal?

Kristin Louis: Neue Kandidat*innen gewinnen wir nach wie vor über Empfehlung am besten. Wir lernen alle Bewerber*innen persönlich kennen, bevor wir sie vermitteln. Da wir nicht für uns selbst suchen, sondern für unsere Kunden, können bei uns die Gespräche sehr offen stattfinden. Häufig erarbeiten wir mit den Talenten gemeinsam ihre Positionierung und schauen, welche nächsten Schritte die richtigen sind. Wir betreiben allerdings auch Active Sourcing. Da nutzen wir alles von Business-Netzwerken wie Xing und Linkedin über Social Media bis hin zu Anzeigenportalen und Messen.

Frau Louis, vielen Dank für das Gespräch!

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