Professionelles Bewerbercoaching- ein teurer Umweg oder eine Abkürzung zum Traumjob?

Interview mit Volker Klärchen
Wir sprechen mit Volker Klärchen, Bewerbercoach, Speaker und Podcaster, über professionelles Bewerbercoaching. Seit dem Jahr 2010 sorgt er dafür, dass Menschen schneller einen neuen Job finden. Er hilft seinen Kunden zum Beispiel dabei, überzeugende Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen und im Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck zu hinterlassen. Sein Motto lautet „Erfolgreich bewerben, ohne sich zu verkaufen.“ Wie Berufseinsteiger sowie Professionals von seinen fachkundigen Ratschlägen zur Selbstvermarktung profitieren und warum Bewerbercoaching auch eine Bereicherung für die Unternehmen darstellt, erklärt Volker Klärchen wie folgt.

Sie unterstützen sowohl Berufseinsteiger als auch Professionals bei der Suche nach dem perfekten Job und dem perfekten Arbeitgeber. Was sind die Ziele und auch vor allem die Herausforderungen Ihrer Kunden in diesem Bereich?

Die Ziele meiner Kunden sind oft sehr ähnlich: Sie wollen einen Arbeitsplatz finden, der ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht, und sie wollen für einen Arbeitgeber arbeiten, der sie als Person wertschätzt.

Natürlich gibt es Unterschiede in der Art und Weise, wie ich meine Arbeit angehe, je nachdem, mit welcher Art von Kunden ich zusammenarbeite. Bei der Arbeit mit Berufsanfängern konzentriere ich mich zum Beispiel darauf, ihnen zu zeigen, was sie in ein Unternehmen einbringen können. Ihnen fehlt verständlicherweise noch vollkommen die Orientierung, was in einem Unternehmen überhaupt gefragt sein könnte.

Bei erfahrenen Fachleuten hingegen konzentriere ich mich mehr darauf, ihnen zu helfen, ihre Stärken zu erkennen, also das, was sie von allen anderen Bewerbern unterscheidet. Damit können sie dann in den Unterlagen und später im Vorstellungsgespräch enorm punkten.

Wie wichtig sind Softskills heutzutage?

Ich denke, dass Soft Skills auf dem heutigen Arbeitsmarkt extrem wichtig sind. Meiner Erfahrung nach suchen Unternehmen nach Mitarbeitern, die gut mit anderen kommunizieren können und solche, die die Fähigkeit haben, gut in einem Team zu arbeiten.

Ich denke sogar, dass diese Fähigkeiten aufgrund der heutigen Arbeitsweise der Unternehmen wichtiger sind als je zuvor – bei Projekten wird so viel verteilt und koordiniert, dass es wichtig ist, dass die Leute vom ersten Tag an gut zusammenarbeiten können.

Wer sich hier gut positionieren kann, hat immer gute Chancen.

Damals war es ja ein No Go, wenn man aufgrund von beispielsweise Reisen eine Lücke im Lebenslauf aufwies. Wie sie es heutzutage aus? Wird es immer noch als Mangel gesehen oder kann es vielleicht sogar positiv gesehen werden?

Ich denke, es ist wichtig zu wissen, wo man sich in seiner Karriere befindet und wonach man sucht, wenn es um Lücken im eigenen Lebenslauf geht. Wenn Sie zum Beispiel einen Job suchen, der sehr international ausgerichtet ist, dann kann es gut sein, so eine Lücke im Lebenslauf zu haben – es zeigt Mut und Offenheit.

Wenn Sie hingegen einen Bürojob in der Verwaltung oder etwas Stabileres suchen, könnten zu viele Lücken Sie unzuverlässig oder unprofessionell erscheinen lassen.

Generell wird das heute aber nicht mehr so streng gesehen, wie noch vor 10 Jahren.

Sowohl ein Bewerbermarkt ist vorhanden als auch gleichzeitig ein Fachkräftemangel. Theoretisch könnten Bewerber sich einfach die für sich passenden Unternehmen heraussuchen und sich eigenständig bewerben. Warum brauchen dennoch viele Bewerber Ihrer Meinung nach ein professionelles Coaching?

Ich denke, dass der Bewerbermarkt noch eine Weile umkämpft sein wird. Diese Situation hat für beide Seiten Vor- und Nachteile: Der Vorteil für die Bewerber besteht darin, dass sie sich die Unternehmen aussuchen können, die am besten zu ihnen passen.

Doch der Nachteil für die Bewerber ist, dass es viele Leute gibt, die das Gleiche tun. Außerdem haben viele Bewerber keine Erfahrung mit Vorstellungsgesprächen oder Bewerbungen – das kann also einschüchternd wirken!

Ich denke, dass es auf diesem Markt immer einen Bedarf an professionellem Coaching geben wird, weil so viele Faktoren eine Rolle spielen: Ein Bewerber könnte zum Beispiel über die benötigten Fähigkeiten und Erfahrungen verfügen, aber nicht wissen, wie er sich in einem Vorstellungsgespräch wirkungsvoll präsentieren kann. Oder er hat die Fähigkeiten, aber niemand hat ihm beigebracht, wie man gute Anschreiben oder Lebensläufe schreibt.

Denkt man jetzt noch an Unsicherheit (Schaffe ich das?) und Unklarheit (Will ich das wirklich?), ist der Bedarf tatsächlich groß.

Einige Kandidaten/-innen haben Probleme damit, sich zu präsentieren bzw. gut ins rechte Licht zu stellen. Würden Sie kurz anhand Ihrer Erfahrung aufzeigen, welche Probleme am häufigsten auftreten, bei denen Sie eingreifen und coachen müssen?

Ich denke, das häufigste Problem ist, wenn der Bewerber nicht in der Lage ist, ehrlich über seine Stärken, Schwächen und Erfahrungen zu sprechen. Es ist verlockend für einen Bewerber, perfekt für die Stelle erscheinen zu wollen – doch es ist wichtig, dass er sich daran erinnert, dass Arbeitgeber jemanden wollen, der die Arbeit gut machen kann – und nicht nur jemanden, der sich gut präsentieren kann.

Gleichzeitig haben wir Glaubenssätze im Kopf wie „Eigenlob stinkt“ oder „stelle dich nicht in den Mittelpunkt“ – es ist wichtig, da für sich zu einer neuen Bewertung zu kommen. Man kann sich gut darstellen, ohne zum Angeber zu werden.

Geben Sie uns doch bitte noch ein paar Einblicke davon, wie genau ein Coaching abläuft.

Das ist etwas, was meine Kunden regelmäßig überrascht. Denn zum einen rechnen sie häufig damit, dass der Prozess für sie zäh und unangenehm wird – doch das Gegenteil ist der Fall.

Mein Ziel ist es, meine Kunden daran zu erinnern, was sie alles gut können, was sie zu einem wertvollen Mitarbeiter macht. Ich kann oft richtig zusehen, wie die Menschen sich langsam wieder aufrichten, ein Stück größer werden und sich gut fühlen. Mir wurde sogar schon gesagt, dass ich wie ein menschliches Antidepressivum wirke.

Denn bei mir geht es immer um den Menschen, der gerade vor mir sitzt. Ich habe keine vorgefertigten Punkte, die ich mit Ihnen abarbeite. Ich höre zu, ich erkenne Probleme und Ängste – und dann arbeiten wir genau daran.

Und das Zweite, was meine Kunden überrascht: Es braucht nicht viel Zeit. In der Regel sprechen wir uns nur zwischen ein- bis dreimal, und trotzdem verändert sich sehr viel für meine Kunden.

Wenn wir etwas näher auf die Berufseinsteiger und die Professionals eingehen, welche Anforderungen stellen Unternehmen an Bewerber, die neu in die Berufswelt einsteigen und die, die einen Berufs- bzw. Unternehmenswechsel vornehmen möchten?

In erster Linie wollen die Unternehmen immer jemanden, der über die benötigten Fähigkeiten verfügt – egal, ob es sich dabei um technische Fähigkeiten oder um soziale Kompetenzen handelt.

Bei Berufsanfängern ist nicht immer klar, welche Art von Fähigkeiten sie haben. Deshalb verlangen Arbeitgeber oft, dass die Bewerber Tests absolvieren, bevor sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden.

Der nächste Punkt, auf den ein Arbeitgeber achtet, ist die Erfahrung und der Bildungsstand eines Bewerbers. Sie wollen jemanden, der seine Aufgaben erfüllen kann, aber auch in der Lage ist, später komplexere Aufgaben zu übernehmen. Aus diesem Grund bevorzugen Unternehmen oft Bewerber mit einer gewissen Berufserfahrung – auch wenn diese nicht direkt mit der Stelle zusammenhängt, für die sie jemanden einstellen. Denn es zeigt, dass sie in der Lage waren, schnell zu lernen und ihre Fähigkeiten im Laufe der Zeit anzupassen.

Und schließlich suchen Arbeitgeber nach Menschen, die Motivation mitbringen – denn das ist das Einzige, was man einem Menschen von außen nicht geben kann, auch wenn viele etwas anderes behaupten.

Unabhängig davon, ob sie in das Berufsleben einsteigen oder sich beruflich verändern wollen, gibt es viele Faktoren, die für eine Einstellung entscheidend sind – doch diese beiden sind meiner Meinung nach mit die wichtigsten!

Herr Klärchen, vielen Dank für das Interview.

Interview teilen: 

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp
No related posts found for the provided ACF field.

Zum Expertenprofil von Volker Klärchen

Volker Klärchen

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter diesem Link:

Weitere Interviews

die neusten BTK Videos