Dr.-Ing. Franz Otillinger: Jahressumme der Niederschläge bleibt weitgehend unverändert

Interview mit Dr.-Ing. Franz Otillinger
Dr.-Ing. Franz Otillinger ist Geschäftsführer der Stadtwerke Augsburg Wasser GmbH. Mit ihm sprechen wir über Klimawandel-Prognosemodelle, sauberes Trinkwasser sowie Entlastung der Umwelt.

Immer mehr Experten warnen vor sinkenden Grundwasserspiegeln. Stehen wir in Deutschland vor einem Wasserproblem?

Dr.-Ing. Franz Otillinger: Für ganz Deutschland kann ich Ihnen die Frage nicht beantworten.

Für unsere Region (Südbayern; Schwaben) können wir aktuell keine gesunkenen Grundwasserspiegel feststellen. Auch die Klimawandel-Prognosemodelle weisen zwar eine veränderte jährliche Verteilung der Niederschläge (Sommer weniger, Winter mehr) aus, aber die Jahressumme der Niederschläge soll in den nächsten Jahrzehnten weitgehend unverändert bleiben. Damit haben wir keine Sorge bzgl. sinkender GW-Spiegel in unserer Region. 

Gefährden Pestizide im Grundwasser unsere Gesundheit?

Dr.-Ing. Franz Otillinger: Die Beurteilung, inwieweit Pestizide und ihre Abbauprodukte die Gesundheit gefährden, obliegt den staatlichen Gesundheitsbehörden (Bundesgesundheitsamt und Umweltbundesamt). Diese beurteilen die Pflanzenschutzmittel und deren Abbauprodukte sehr unterschiedlich bzgl. ihrer schädlichen Wirkung auf Mensch und Tier. Aus der Sicht eines Wasserversorgers (und damit aus unserer Sicht), der zudem sein Trinkwasser nicht aufbereitet, haben Pflanzenschutzmittel und deren Abbauprodukte im Grundwasser und damit in unserem Trinkwasser nichts zu suchen. Wer möchte schon sein (Klein-)Kind mit solchen Chemikalien im Trinkwasser wissentlich belasten? Ein besonderes Risiko bei Pflanzenschutzmittel und deren Abbauprodukte liegt zudem in dem Zusammenwirken der einzelnen Stoffe, das in der Regel nicht oder nicht ausreichend untersucht ist.

Wasser ist essenziell zum Leben. Aber was ist Wasser aus finanzieller Sicht eigentlich wert?

Dr.-Ing. Franz Otillinger: Wenn wir das Trinkwasser – so wie das in Augsburg möglich ist – auch wirklich mit gutem Gefühl trinken können, sparen wir uns den Kauf von kostspieligem Flaschenwasser und entlasten zudem die Umwelt von Plastikmüll aus Kunststoffflaschen. Hochwertiges Trinkwasser ist somit ein Vielfaches von dem wert, was der Wasserkunde heute hierfür bezahlt (1 l Flaschenwasser im Supermarkt kosten min. 30 Cent, 1 l Trinkwasser aus der Leitung 0,2 Cent!).

Weltweit steigen die Temperaturen. Wird die Welt zur Wüste?

Dr.-Ing. Franz Otillinger: Auch die Klimawandel-Prognosemodelle für unsere Region (Südbayern, Schwaben) weisen steigende Temperaturen aus. Wie bereits unter Punkt 1 dargestellt, soll jedoch die Jahressumme der Niederschläge in den nächsten Jahrzehnten weitgehend unverändert bleiben. Damit halten wir die Entwicklung unserer Region zu einer Wüste in den nächsten Jahrzehnten für sehr unwahrscheinlich.

Es gibt ja auch technische Lösungen, Trinkwasser herzustellen. Ist die Entsalzung von Meerwasser eine Lösung?

Dr.-Ing. Franz Otillinger: Die Entsalzung von Meerwasser ist wegen der dargestellten Sachverhalte für unsere Region ohne Bedeutung (ausreichend Grundwasser auch dauerhaft verfügbar).

Herr Otillinger, vielen Dank für das Gespräch!

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