„Das Versicherungsvertreter- und Bankgeschäftsmodell hat ausgedient“ – Benjamin Balnik (HORBACH)

Interview mit Benjamin Balnik
Benjamin Balnik ist Seniorpartner bei der Horbach Wirtschaftsberatung. Der Diplom Ökonom und Diplom Vertriebsmanger ist spezialisiert auf die Finanz- und Vorsorgeplanung für Akademiker. Im Interview spricht der Finanzexperte über Vor- und Nachteile verschiedener Asset-Klassen zur Vermögensbildung.

50% der Deutschen machen sich Sorgen im Alter nicht ausreichend versorgt zu sein. Sind diese Ängste berechtigt?

Benjamin Balnik: Die Sorgen waren schon vor Corona berechtigt, doch mit steigender Verschuldung des Staates und dem daraus resultierenden Sozialstaatabbau wird das Thema Altersvorsorge für die heute 20 bis 50-Jährigen zum absoluten must have.

Hat sich die Krise auf die Bereitschaft zur Altersvorsorge ausgewirkt?

Benjamin Balnik: Bei unserer Zielgruppe, der Akademiker Kundschaft, wie Ärzten und Ingenieuren, zumindest nicht, für Andere kann ich nicht sprechen. Wir haben Rekordmonate gehabt seit Corona. Der Wunsch nach allgemeiner Sicherheit ist mit Corona gestiegen.

Wie sinnvoll sind staatlich-geförderte Altersvorsorgeprodukte?

Benjamin Balnik: De facto gibt es für die Altersvorsorge nichts Attraktiveres als Riester, Betriebsrente und Rürup-Rente. Staatlich geförderte Renten erzielen die höchste Nachsteuerrendite. Je nach Einkommen und Krankenversicherungsstatus sind auch die genannten in der Präferenz für den Kunden zu wählen.

Sind Lebensversicherungen besser als ihr Ruf?

Benjamin Balnik: Klassische Lebensversicherungen machen in meinen Augen tatsächlich für niemanden Sinn. Ich habe selbst ganze zwei Stück davon verkauft, weil der Kunde zwingend die Garantien haben wollte. Standard ist bei unseren jungen Kunden, direkt von der Uni, ETF-basierte, ohne Garantien ausgestattete, fondsgebundene Rentenversicherung. Wenn man dem Kunden erklärt, dass dies das Klügste für junge Menschen ist, so akzeptieren diese das auch.

Sind Aktien für die Altersvorsorge geeignet?

Benjamin Balnik: Aktien sind wahrscheinlich die beste Geldanlage für kurz und mittelfristige Anlageziele von zwei bis 12 Jahre.

Und Immobilien?

Benjamin Balnik: Immobilien können eine gute Ergänzung sein neben Altersvorsorgeversicherungen, sind aber nicht existenziell von Relevanz. Auch in Miete kann man gut leben, ist unabhängiger und kann dadurch meist etwas mehr in Geldanlagen machen. Eigengenutzte Immobilie ist eher eine emotionale Entscheidung.

Was halten Sie von Sachwerten?

Benjamin Balnik: Entscheidend ist die Qualität eines Sachwertes. Dazu braucht es meist Experten ihres Gebietes, welche diese besser beurteilen können. Mit der Zeit und der steigenden Geldmenge, verteuert sich dieser unweigerlich durch die Qualität.

Wie gut sind Edelmetalle für die Altersvorsorge geeignet?

Benjamin Balnik: Gold ist vom Mond betrachtet ein ziemlicher Blödsinn für die Erde. Es glänzt, sieht super aus, ist super teuer und für nichts zu gebrauchen. Letztlich machen wir Raubbau an der Erde mit dem Goldabbau, darum bin ich persönlich nicht in Gold investiert. Jedoch als reine Geldanlage betrachtet, bin ich mir sicher, ist es für langfristige Anleger ein sicherer Hafen mit guter Rendite und einer gewissen Absicherung bei extremen Schocks für die Erde, egal wie diese aussehen mögen. Für Depotabsicherung geeignet, aber nicht von existenzieller Bedeutung.

Gibt es allgemeine Ratschläge für die Vermögensbildung?

Benjamin Balnik: Generell entscheidend sind Erkenntnisse wie Risiken zu streuen, monatlich einzukaufen und damit Cost Average Effekt zu nutzen und der wohl entscheidende Hinweis ist es in jungen Jahren mit der Altersvorsorge anzufangen.  Was den Ansprechpartner angeht, so bin ich davon überzeugt, dass es besser ist bei top ausgebildeten Beratern zu sein, welche sich unabhängig am Finanzmarkt bedienen können. Das Versicherungsvertreter- und Bankgeschäftsmodell mit Erstanbietern hat ausgedient.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Balnik.

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Benjamin Balnik

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