Raus aus der Krise – Wer kann die deutsche Bauwirtschaft retten?

Raus aus der Krise – Wer kann die deutsche Bauwirtschaft retten?

Gastbeitrag von Torsten Muhlack

Die deutsche Bauwirtschaft befindet sich seit der Zinserhöhung in einer Krise. Zwar hat die Pandemie die Bauwirtschaft nicht groß beeinflusst und es konnte weitergebaut werden (nicht so wie bei Gaststätten und Geschäften). Jedoch wurden internationale Lieferketten durch die Pandemie unterbrochen, sodass wichtige Materialien knapp und teuer wurden. Das kam durch die Sanktionen der USA vor allem gegen China (Zulieferer für Heizungsteile) und die Lieferung von Holz gegen Belaruss und Russland zustande. Das führte unter anderem zu Holzengpässen in Deutschland. Um aus der Krise herauszukommen, benötigt die Bauwirtschaft Innovationen und politische Rahmenbedingungen, die den Markt stabilisieren und die Baukonjunktur ankurbeln.

Mega-Trends beeinflussen die Zukunft der Architekten

Die unternehmerische Zukunft der Architekten wird von verschiedenen Mega-Trends beeinflusst. Die Digitalisierung ermöglicht neue Instrumente bei der Planung, den Entwürfen und der Kommunikation mit Kunden sowie Projektpartnern. Hierzu zählen unter anderem Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR). VR ist ein digitales Abbild der Realität. Damit kann der Nutzer sein zukünftiges, noch nicht gebautes Haus begehen. Nachhaltigkeit nimmt in der Architektur einen immer größeren Stellenwert ein. Viele Architekten haben sich mit dem Passivhaus-Standard oder Cradle-to-Cradle-Design beschäftigt und diese Innovationen in ihre Planungen einbezogen. Auch das Konzept Circular Economy und der Einsatz recycelbarer Materialien eröffnen den Betrieben neue Chancen. Das Berufsbild selbst ist ebenfalls einem kontinuierlichen Wandel unterworfen.

Architekten treten zunehmend als Projektmanager auf und müssen interdisziplinär aufgestellt sein, um aufwendige Bauprojekte erfolgreich zu planen und umzusetzen. Auch beratende Funktionen spielen heute eine wichtige Rolle, da die Kunden Wert auf ganzheitliche Konzepte legen. Architekten, die sich diesen Herausforderungen stellen und flexibel auf neue Anforderungen reagieren, werden auch in Zukunft erfolgreich sein und lukrative Aufträge akquirieren.

Im Bereich der Statik und Wärmeschutz ist hier auch ein Umdenken sinnvoll, da diese oft durch die Architekten beauftragt werden und daher eine Co-Abhängigkeit besteht. Hier wäre das Bestreben zielführend, sich aktiv daran zu beteiligen, um den Auftraggeber gleich beim ersten Gedanken abzuholen und so von Anfang an ein Komplettpaket anzubieten.

Krisen und Engpässe belasten die Baubranche

Die Inflationsrate in Deutschland hat 2023 ein Allzeithoch erreicht. Die Preissteigerung bei den Rohstoffen belastet die Bauwirtschaft. Auch wenn der Anstieg bei den Erzeugerpreisen inzwischen gebremst ist, steigen die Verbraucherpreise weiter. Die Kaufkraft der privaten Haushalte geht zurück. Nach vielen Jahren hat die europäische Zentralbank die Zinswende eingeleitet. Vor einem Jahr lag der Leitzins bei 0 Prozent. Jetzt beträgt er 3 Prozent.

Weitere Erhöhungsschritte werden folgen, sodass auch die Kreditzinsen weiter steigen werden. Ein Neubau in der üblichen Größenordnung ist für alle deutschen Bürger nicht mehr darstellbar. Übliche Marktanpassungen (Baupreissenkung) greifen nicht, da durch die aktuelle Energielage die Materialien für die Bauwirtschaft teurer werden. Dies hat schon vor dem Ukraine-Krieg begonnen. Außerdem steigen die Lohnkosten wegen der bestehenden Inflation. Im Ergebnis nehmen Kosten und Zinsen gleichzeitig zu. Die Energiekosten zu senken, ist kurzfristig nicht möglich.

Architekten sind das erste Glied in der Kette der Bauwirtschaft. Sie bekommen die Auswirkungen zu einem späteren Zeitpunkt zu spüren. Bei Baufirmen kommt die Krise etwas zeitversetzt an, weil zunächst noch ausreichend finanzierte Bauvorhaben vorhanden sind.

Die Krise als Chance nutzen

Die Baubranche kann sich selbst retten! Was ist zu tun?

Architekten müssen sich sehr flexibel an den Markt anpassen und sich verstärkt in den Bereichen Sanierung, Wohnungsbau sowie Umweltbau engagieren. Auch in Sachen Marketing ist noch viel Luft nach oben. Bisher war dies nicht erforderlich, weil die Baubranche geboomt hat. Es reicht nicht aus, auf politische Entscheidungen zu warten. Die Unternehmen sollten sich weiterentwickeln und die Herausforderungen entschlossen handhaben. Hier ist es zielführend, die Marketingmaßnahmen entsprechend anzupassen. Wichtig ist es vor allem, die neuen Anwendungsmöglichkeiten konsequent zu nutzen. Es werden innovative Geschäftsmodelle gebraucht, um sich auf veränderte Markt- und Wettbewerbsbedingungen einzustellen.

Die Bauwirtschaft sollte die Krise als Chance nutzen. Abhilfe kann eine umfangreiche Analyse der Unternehmens-Ist-Situation schaffen. Erfahrene Berater leiten daraus gezielte Maßnahmen ab. Ganzheitliche und nachhaltige Konzepte bringen deutlich mehr Erfolg als spontane Einzelaktionen.

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Zum Expertenprofil von: Torsten Muhlack

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