Mental Coaching – Körper und Geist in Einheit

Interview mit Miriam Feigl
Heute sprechen wir mit Miriam Feigl, Mental Coach und Biohacking Expertin in München, über Mental Coaching. Als erfahrene und kompetente Coachin, aber auch als MS-Patientin selbst, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, insbesondere MS-Patienten bei dem Umgang mit der Krankheit zu unterstützen und ihnen sogar Mittel und Wege aufzuzeigen, mit denen sie der Krankheit entgegenwirken bzw. den Fortschritt der Krankheit aufhalten können. Wie genau das funktioniert, erzählt sie uns im foglenden.

Können Sie uns Beispiele geben, wie Sie einen Kunden dabei unterstützt haben, seine Ängste zu überwinden?

Eine Kundin hatte panische Angst im Rollstuhl zu landen. Das ist auch das, was man kennt, wenn man über MS Patienten spricht. Ein Mensch im Rollstuhl. Ihre Angst ging so weit, dass sie jedes Kribbeln in ihren Beinen als Vorstufe der Lähmung wahrnahm und solch heftige Panikattacken bekam, dass sie tatsächlich nicht mehr aufstehen konnte. Ich kann kein Versprechen geben, dass man mit MS nicht irgendwann einen Rollstuhl braucht, aber wir sollten nicht tatenlos darauf warten. Um ihre Panikattacken in den Griff zu bekommen, fanden wir unterschiedliche Meditationsmethoden, die sie entspannten. Eine Methode waren die Klänge von Klaviermusik. Sie lud sich also auf ihr Handy Klaviermusik runter, kaufte sich Kopfhörer und kann sich nun zu jeder Zeit kurzfristig Entspannung holen. Dies war der erste Schritt, um die Panikattacken in den Griff zu bekommen. Als Zweites bekam sie einen Plan von anti-entzündlichen Lebensmitteln, die sie häufiger essen sollte, um die Entzündungen in ihrem Körper nicht zu fördern. Das Gefühl zu haben, dass du aktiv zu deiner Genesung beitragen kannst, nimmt dir die Angst und gibt dir ein Gefühl der Stärke. Als Drittes sollte sie sich ein Hobby oder einen Sport aussuchen, den sie unglaublich gerne ausprobieren würde, aber sich nie getraut hatte. Bei ihr ist es bouldern gewesen. Sie dachte nun auch, sie wäre mit 63 zu alt. Sie ist wohl zu alt, Olympiameisterin zu werden, aber zum Spaß haben ist man definitiv nie zu alt. Sie geht nun seit 2 Jahren regelmäßig bouldern, kann es immer noch nicht gut, wie sie meint, hat aber eine nette Gruppe gefunden, in der sie sich gegenseitig motivieren. Als wir das letzte Mal geredet haben, sagte sie mir, dass sie nur noch 2-mal im Jahr eine Krise hat, in der sie die Zukunftsangst überfällt, aber da sie mehrere Möglichkeiten hat, ihr zu entfliehen, hält die Angst tatsächlich nur noch ein paar Minuten an.

Wie gehen Sie bei der Identifikation von limitierenden Überzeugungen vor?

Glaubenssätze bestimmen das Leben. Doch wie die Glaubenssätze aussehen, definieren wir im Alltag nur noch zu einem kleinen Teil selbst. Es ist das Unterbewusstsein, das 90 Prozent der Persönlichkeit definiert. Im Unterbewusstsein werden alle Erfahrungen aus dem Leben gespeichert und diese Erfahrungen basieren auf der Erziehung, geprägt durch Eltern, Geschwister, sowie vieler weiterer Generationen und natürlich jeglicher Umwelteinflüsse. Sollen Gedankenstrukturen nachhaltig verändert werden, muss also das Unterbewusstsein erreicht werden! Ich wende die sanfte Methode ThetaHealing® an, mit deren Hilfe wir negative Glaubenssätze erkennen und positiv umformulieren können. Die Technik hierbei nennt sich dig deeper. In angenehmer Atmosphäre sitzen mein Kunde und ich uns mit geschlossenen Augen und Hände haltend gegenüber. So ist gegeben, dass sich der Kunde ganz auf sich konzentrieren kann, ohne von meinen Blicken abgelenkt zu sein. Meine haltenden Hände geben Schutz und Zuversicht und das Gefühl, willkommen zu sein. Mit gezielten Fragen, die sich aus den jeweiligen Antworten ergeben, graben wir uns an die limitierende Überzeugung heran. Oft ist es eine ganz andere als die der Kunde erwartet. Hat z.B. ein MS-Betroffener die Überzeugung, dass seine Krankheit an „allem schuld“ ist, kann es sein, dass er dies nur vorschiebt. In Wahrheit kann und will er sich von der Krankheit vielleicht gar nicht lösen, da er durch sie endlich mehr Aufmerksamkeit in der Familie bekommt. Die Einsicht hilft oft, die Krankheit entweder zu akzeptieren oder auch sie loszulassen.

Inwieweit spielt Empathie in Ihrer Arbeit als Mental Coach eine Rolle?

In meiner Situation als Mental Coach spielt Empathie eine sehr große Rolle, da ich die Situation meiner Kunden, besonders der MS-Patienten sehr gut nachempfinden kann. Sie fühlen sich durch mich besser verstanden und ich kann sie motivieren, nicht aufzugeben, falls ein Schub die positiv aufgebaute Energie durchkreuzt. Ich mache mich glaubbarer, da ich die Sorgen und Ängste selbst durchlebt habe und meine MS zum Stoppen gebracht habe.

Wie bereiten Sie einen Kunden auf eine Herausforderung oder Prüfung vor?

Eine Prüfung ist besonders für MS-Patienten eine herausfordernde Situation, da bei Stress immer das Risiko besteht, einen Schub auszulösen. Die Vorbereitung beläuft sich allerdings darauf, dass die Kunden alltäglich und nicht nur vor Prüfungen, gelassener durchs Leben gehen. Steht jedoch eine akute Herausforderung an, frage ich nach dem Worst Case: Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte, wenn sie z.B. durch die Prüfung fallen würden? Die Prüfung wiederholen; feststellen, dass es nicht das richtige Thema war und sich umorientieren; erkennen, dass man die Prüfung für jemand anderen geschrieben hat und nicht für sich ZU erkennen. Dass das schlimmste Szenario gar nicht so schlimm ist, hilft spontan etwas gelassener an die Sache dran zu gehen.

Wie integrieren Sie Meditation und Atemübungen in Ihre Mental-Coaching-Sitzungen?

Meditations- und Atemübungen werden immer in mein Coaching integriert, da sie die beste Grundlage zur Stressbewältigung und nachweislich gut fürs Gehirn sind. Ich biete mehrere Meditationstechniken zum Ausprobieren an und es findet sich immer mindestens eine Art der Lieblingsmeditation. Selbst Menschen, die, wie ich, Meditation anfangs ablehnten, sind nach einiger Zeit begeistert. Meditation ist nicht, wie viele meinen, ein langwieriges Prozedere, das man nur in absoluter Stille erlangen kann, sondern sie kann auch in wenigen Minuten erfolgreich praktiziert werden. Wie immer, muss man sich nur darauf einlassen wollen, dann funktioniert es auch. Sowohl bei Atemübungen als auch bei Meditation ist das Ziel, sie als Gewohnheit in den Tagesablauf zu integrieren oder zumindest sie als Tool jederzeit unverzüglich abrufen zu können. Die richtige Atemübung hilft auch unverzüglich Stress vor Prüfungen in den Griff zu bekommen.

Wie arbeiten Sie an der Förderung eines positiven Mindsets bei Ihrem Kunden?

Mein Mentalcoaching basiert auf der biohacking Methode, das heißt, dass der Körper und Geist als eine Einheit gesehen werden, um die sich gesorgt werden darf. Nach meiner Überzeugung gehören zu einem gesunden und positiven Mindset neben den guten Gedanken auch Sport und die richtige Ernährung. Die 3 Säulen food, mind, fitness ergänzen sich gegenseitig und unterstützen sich so stark, dass selbst, wenn eine Säule mal eine Zeit ausfällt, sie sich ihre Energie aus den beiden anderen Säulen ziehen kann. Explizite Methoden, um ein positives Mindset zu erlangen, sind z.B.:

• Mache dir deine Gedanken bewusst, denke über deine Gedanken nach, lerne deine Gedanken kennen. Entscheide, wie du denken möchtest!

• Wörter wie „aber“ ersetze durch „und“ und „müssen“ kann meist durch „dürfen“ ersetzt werden. „Ich finde toll, wie du deine Arbeit vollbracht hast, aber hättest du… die eine Aufgabe auch noch erledigt…“ wertet die tolle Arbeit ab! „Ich finde großartig, wie du deine Arbeit vollbracht hast und hättest du die eine Aufgabe auch noch erledigt…“ ergänzt die tolle Arbeit.

• Formuliere positiv – Allein durch eine veränderte Wortwahl kann man die eigene Stimmung und die des direkten Umfelds positiv beeinflussen. „Ich kann das nicht“ „Komm nicht zu spät“ „Nicht schlecht!“ „Das dauert nicht lange“ verändern in

„Ich versuche es“ „Bitte sei pünktlich“ „Mach ich gerne!“ „Das geht ganz schnell“ 

Frau Feigl, vielen Dank für das Interview.

Interview teilen: 

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp
No related posts found for the provided ACF field.

Zum Expertenprofil von Miriam Feigl

Miriam Feigl

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter diesem Link:

Weitere Interviews

die neusten BTK Videos