KATA-Coaching: Kontinuierliche Verbesserung bei kontinuierlichem Wandel

Interview mit Anja Zalik.
Mit der heutigen sich stets verändernden Geschäftswelt gehen viele, zuvor unbekannte, sich ändernde und wachsende Herausforderungen einher – jedoch auch neue ungeahnte Möglichkeiten und Perspektiven. So müssen Führungskräfte von heute mit einer Vielzahl von Problemstellungen wie Fachkräftemangel, digitale Transformation u.a. umgehen können. Glücklicherweise gibt es hierfür einige Angebote zur Unterstützung der Bewältigung dieser und anderer Herausforderungen, wie z.B. das „KATA-Coaching“. Der Begriff „Kata“ entspringt der japanischen Kampfkunst und beschreibt die präzise Festlegung von Bewegungsabläufen. Was man nun genau darunter versteht, inwieweit das Coaching für Unternehmen und deren Führungskräfte hilfreich ist und einiges mehr, erklärt uns heute Senior Consultant und Trainerin bei OPEX Deutschland GmbH in Nußloch Anja Zalik.

Was hat Sie dazu inspiriert, sich intensiv mit dem Thema „KATA-Coaching“ auseinanderzusetzen, und wie hat sich Ihre Erfahrung in diesem Bereich entwickelt?

Seit den frühen 2000er Jahren habe ich mich erstmalig mit dem Thema Lean Management und Prozessoptimierung befasst. Hier ging es klassisch um Verbesserungen, die im Rahmen von kleinen Projekten im Produktionsbereich erzielt wurden. Dabei fiel mir auf, dass die erzielten Erfolge sehr punktuell waren und häufig nur durch enormen Aufwand erhalten werden konnten. Es fand keine kontinuierliche Verbesserung statt. Zudem waren die Führungskräfte und das Management zwar an den Ergebnissen der Verbesserungen interessiert, haben aber selbst dazu nichts beigetragen bzw. haben es ihren Mitarbeitern häufig sogar schwer gemacht, Verbesserungen zu erzielen, da sie sie ständig mit neuen Aufgaben oder Anforderungen konfrontierten, die sie von ihrem Tagesgeschäft ablenkten. 

Durch die Übernahme des Unternehmens, in dem ich zu der Zeit tätig war, von einem internationalen Konzern, bekam ich später die Gelegenheit, mich intensiv mit der Toyota-KATA zu beschäftigen und auf einem Firmenevent Mike Rother persönlich kennenzulernen. Seine Umsetzung der Toyota-KATA faszinierte mich von Anfang an. Die Idee, dass kontinuierliche Verbesserung nicht nur ein Ziel, sondern ein ständiger Prozess sein sollte, weckte mein Interesse. Die Vorstellung, dass die Führungskräfte ihre Mitarbeiter dabei kontinuierlich unterstützen sollten, sich zu verbessern, zu lernen und ihre Wissensgrenzen zu erweitern, hat mich begeistert. Im Laufe der Jahre habe ich mich intensiv mit der Coaching- und Verbesserungs-KATA beschäftigt, indem ich sowohl selbst gelernt als auch andere darin geschult habe. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass KATA-Coaching eine leistungsstarke Methode ist, um die Fähigkeiten von Teams und Mitarbeitern nachhaltig zu entwickeln und eine Kultur kontinuierlicher Verbesserung zu schaffen. In meinen Augen ist sie ein unverzichtbarer Bestandteil für alle Unternehmen, die in dieser herausfordernden Zeit der Veränderungen erfolgreich in die Zukunft gehen wollen.

Welche konkreten Vorteile haben Sie in der Anwendung von KATA-Coaching-Techniken in der Führung und im Management beobachtet?

Die Anwendung von KATA-Coaching-Techniken in der Führung und im Management hat eine Vielzahl von Vorteilen gezeigt. Zum einen hilft es dabei, klare Ziele zu setzen und den Fortschritt systematisch zu verfolgen. Der Fokus der täglichen Arbeit liegt auf der Unterstützung der Mitarbeiter. Diese sollen bei der kontinuierlichen Verbesserung unterstützt werden und ihnen wird geholfen, Routinen zu entwickeln, ihre Wissensgrenzen zu erweitern und zielgerichtet an Problemen und deren Ursachen zu arbeiten. Es fördert auch die Fähigkeit, Probleme frühzeitig zu erkennen und anzugehen, was zu schnelleren Lösungen führt. Darüber hinaus stärkt es die Teamarbeit und die Eigenverantwortung der Mitarbeiter, da sie aktiv an der Verbesserung ihres Arbeitsumfelds beteiligt sind. Zum anderen wird das Verhältnis zwischen der Führungskraft und dem Management und den Mitarbeitern deutlich verbessert, da die Führungskraft sich als Unterstützer seiner Mitarbeiter sieht. Die Führungskraft tritt hier als Coach auf, der den Mitarbeiter fördert und fordert. Dieser kann aber im Rahmen seiner eigenen Entwicklung seine Erfahrungen sammeln und ist nicht nur bloßer Befehlsempfänger. Der klare Vorteil ist für das Unternehmen, dass durch die KATA-Coaching-Techniken die Mitarbeiter eine Wertschätzung ihrer Arbeit und ihrer Erfahrung erfahren, die sie in das Unternehmen einbringen dürfen und sollen. 

Durch die erhöhte Eigenverantwortung besteht auch eine deutlich größere Bindung des Mitarbeiters an das Unternehmen, was in Zeiten des Fachkräftemangels eine nicht zu unterschätzende Komponente für den Erfolg eines Unternehmens ist.

Was ist der Unterschied zwischen Verbesserungs-KATA und KATA-Coaching?

Der Unterschied zwischen Verbesserungs-KATA und KATA-Coaching liegt in der Herangehensweise. Die Verbesserungs-KATA ist der Prozess, bei dem Teams und auch einzelne Mitarbeiter systematisch Hindernisse identifizieren, Hypothesen aufstellen, Experimente durchführen und den Fortschritt messen. KATA-Coaching beschreibt die Rolle des Coaches oder Mentors (in der Regel die Führungskraft), der die Teams oder Mitarbeiter bei diesem Prozess unterstützt, ihnen Fragen stellt, Feedback gibt und sie auf ihrem Weg zur kontinuierlichen Verbesserung begleitet. Der Coach fungiert als Wegweiser und Unterstützer, während die Teams die eigentliche Arbeit ausführen.

Welche Schlüsselprinzipien und Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach erforderlich, um effektives KATA-Coaching in einer Führungskräfteposition durchzuführen?

Effektives KATA-Coaching erfordert eine Kombination aus Fähigkeiten und Prinzipien. Dazu gehören das Verständnis der KATA-Methodik selbst, die Fähigkeit, offene Fragen zu stellen und aktiv zuzuhören, Empathie für die Herausforderungen der Teammitglieder, die Fähigkeit zur Förderung von Eigenverantwortung und die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen und anzupassen. Ein effektiver KATA-Coach sollte auch in der Lage sein, eine unterstützende und vertrauensvolle Beziehung zu den Teams und einzelnen Mitarbeitern aufzubauen. Gleichzeitig muss er in der Lage sein, sich selbst zurückzunehmen, den Coachee dort abzuholen, wo er gerade steht und keine Lösungen vorzugeben. Der Coach fungiert hier als Dienstleister für sein Team oder seine Mitarbeiter, der sie letztendlich bei ihrer eigenen Entwicklung unterstützt und sie in diesem Prozess begleitet.

Wie gehen Sie mit Herausforderungen oder Widerständen um, die bei der Implementierung von KATA-Coaching in einer Organisation auftreten können, und welche Ratschläge würden Sie anderen Führungskräften in ähnlichen Situationen geben?

Die Implementierung von KATA-Coaching kann auf Widerstand und Herausforderungen stoßen, insbesondere in Organisationen mit etablierten Arbeitsweisen. Teilweise führt dies auch zu Ängsten bei den Führungskräften, da sie ihre eigene Rolle als „Problemlöser“ verlieren und stattdessen ihre Mitarbeiter unterstützen sollen, diese Aufgabe selbst zu übernehmen. Dies erfordert von der Führungskraft ein beträchtliches Maß an Veränderungswillen und Offenheit gegenüber der eigenen Rolle. Mein Rat an andere Führungskräfte ist es, geduldig zu sein und den Wert der Methode zu kommunizieren. Es ist wichtig, frühzeitig Unterstützung von der Geschäftsleitung zu gewinnen und nach kleinen Erfolgen zu suchen, um das Vertrauen der Führungskräfte und der Teams zu gewinnen. Ich beginne immer mit einzelnen Teams und Führungskräften, die sich hierfür offen positionieren. Ängste und Vorbehalten sollten in jedem Fall ernst genommen und auch angesprochen werden. Auch das Aufzeigen von konkreten Ergebnissen und die transparente Kommunikation der langfristigen Ziele können hilfreich sein, um den Wandel erfolgreich umzusetzen.

Insgesamt bietet KATA-Coaching eine effektive Möglichkeit, kontinuierliche Verbesserung in Organisationen zu fördern und Teams und Mitarbeiter zu befähigen. Mit den richtigen Fähigkeiten und Prinzipien können Führungskräfte diese Methode nutzen, um erfolgreichere und agilere Teams aufzubauen, die den ständigen Veränderungen in der heutigen Geschäftswelt gewachsen sind.

Frau Zalik, vielen herzlichen Dank für das Interview.

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