Recruiting-Kanäle: „Die Mischung macht’s“

Interview mit Patrick Pieles
Dass in Deutschland seit einiger Zeit ein großer Fachkräftemangel besteht, ist gemeinhin bekannt. Doch wie wirken Recruiting-Unternehmen durch ihre Expertise und ihr Können entgegen? Können sie Unternehmen mit gefragten Fachkräften versorgen und erfolgreich vermitteln? Und welche Netzwerke und Kanäle nutzen sie für ihre Vermittlung im Zeitalter der Digitalisierung? Diese und weitere Fragen klärt für uns im Folgenden Patrick Pieles, Vice President Full Time Contract Talent D/CH der Robert Half Deutschland GmbH & Co. KG in Berlin. 

Welche Recruiting-Kanäle sind besonders effektiv, um Fachkräfte in einem umkämpften Arbeitsmarkt anzusprechen?

In Zeiten eines so ausgeprägten Arbeitnehmermarktes gibt es nicht DEN einen effektivsten Kanal. Die Mischung machts, und es kommt insbesondere darauf an, wen man erreichen will. Unterschiedliche Quellen sind für unterschiedliche Kandidaten gut. Egal welche digitale Plattform man benutzt, man ist nicht allein. Es empfiehlt sich eine gute Netzwerkpflege und die ständige Suche nach Empfehlungen aus diesem Netzwerk. Dazu gehört auch, seine Kontakte bei den Arbeitsagenturen und Jobcentren gut zu pflegen. Der persönliche Kontakt zu den Personen im Netzwerk ist wichtig. So sind z.B. auch Messen eine gute Option, neue Kontakte zu knüpfen.

Wie können Unternehmen moderne Technologien und Online-Plattformen nutzen, um potenzielle Bewerber in Zeiten des Fachkräftemangels zu erreichen?

Man sollte den Bewerbungsprozess so unkompliziert wie möglich gestalten und für Bewerber auf möglichst vielen Wegen erreichbar sein. Bei der Auswahl selbst können moderne Technologien wie künstliche Intelligenz oder ausgefeilte Suchalgorithmen zwar behilflich sein, sie ersetzen aber am Ende nicht den geübten Blick eines erfahrenen Recruiters. Ohnehin halte ich es für wichtig, lieber ein persönliches – zumindest telefonisches – Gespräch zu viel zu führen als eins zu wenig. Die besten Mitarbeiter verstecken sich nicht immer hinter den schönsten Lebensläufen.

Welche Rolle spielen soziale Medien und professionelle Netzwerke bei der Rekrutierung von Fachkräften?

Je nach Zielgruppe sind Karriere Netzwerke wie XING oder vor allem LinkedIn unersetzlich. Die Präsenz in anderen sozialen Medien muss ebenfalls gegeben sein. Auch wenn man dort nicht immer direkt neue Talente akquiriert, ist es wichtig, als kompetenter Partner für die Jobsuche wahrgenommen zu werden. Kommt es dann zum konkreten Bedarf eines Jobsuchenden, profitiert man von der sehr niedrigen Kontakthürde auf diesen Plattformen.

Wie wichtig ist die aktive Ansprache von Kandidaten und der Aufbau von Talentpools, um auch langfristig dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

Die Direktansprache von Kandidaten ist nicht über alle Berufsbilder hinweg zielführend. Einfachere kaufmännische Sachbearbeiter oder Kundenservice Mitarbeiter sind eher selten in den größeren Karrierenetzwerken anzutreffen, sodass die Direktansprache hier eher nicht das Mittel der Wahl ist. Suche ich allerdings für eine Position, für die sich mehrere geeignete Kandidaten auf einer dieser Plattformen finden, sollte man diesen Weg unbedingt nutzen. Wichtig hierbei ist eine personalisierte Ansprache aus der zu erkennen ist, dass man sich bereits mit dem Werdegang des Bewerbenden auseinandergesetzt hat. Ein 08/15 Copy Paste Text führt eher zu geringen Antwortquoten und schöpft das Potenzial einer guten Direktansprache nicht aus.

Welche Rolle spielen traditionelle Rekrutierungsmethoden wie Jobmessen und persönliche Netzwerke immer noch in Zeiten des Fachkräftemangels?

Wie eingangs bereits erwähnt, ist ein berufliches Netzwerk aus Kontakten unterschiedlicher Branchen und Berufsbilder unersetzlich. Häufig hört man, dass die besten Einstellungen aufgrund persönlicher Empfehlungen gemacht wurden. Hier gilt das Motto: „Gute Leute kennen gute Leute und Kontakte schaden nur dem, der sie nicht hat.“

Jobmessen eigenen sich vor allem, um junge Talente für Einstiegspositionen im Unternehmen zu begeistern. Ihre Bedeutung ist durch die fortschreitende Digitalisierung und den Aufstieg sozialer Netzwerke und Karriereplattformen in den letzten Jahren zwar zurückgegangen, sie sind und bleiben aber wichtige Orte des Austauschs, nicht nur mit Kandidaten, sondern mit der gesamten Industrie.

Herr Pieles, vielen Dank für das Interview.

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