Bernhard Steenken: Nachhaltige Industrieproduktion

Interview mit Bernhard Steenken
Bernhard Steenken ist CEO bei SMS digital GmbH in Düsseldorf. Im Interview spricht er mit uns über Produktionsprozesse, intelligente Technologien sowie CO2-freie Stahlproduktion.

Digitalisierung ist in aller Munde. Wie weit ist Ihr Unternehmen in diesem Transformationsprozess?

Bernhard Steenken: Als Softwareunternehmen stehen wir hier natürlich an vorderster Stelle. Unsere Kunden sind Unternehmen aus der Metallindustrie. Wir helfen ihnen, ihre Anlagen und Maschinen mit digitalen Applikationen auszustatten, um Produktionsprozesse vorausschauend zu gestalten, wodurch Ressourcen geschont und Kosten minimiert werden. Dazu nutzen wir intelligente Technologien wie künstliche Intelligenz und Machine Learning. Mit diesen innovativen Methoden gelingt es, das Anlagenmanagement, die Produktionsplanung, sowie das Qualitäts- und Energiemanagement vorausschauend zu steuern und zu optimieren. Mit digitalen Lösungen, die den Personaleinsatz vor Ort reduzieren, und mit klimafreundlichen Lösungen für eine CO2-freie Stahlproduktion erfüllen wir die stetig steigenden Anforderungen an eine nachhaltige Industrieproduktion.

Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für Sie bzw. Ihr Unternehmen, wenn es darum geht, mittels digitaler Technologien Arbeits- und Lebensverhältnisse angenehmer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten?

Bernhard Steenken: Die Digitalisierung bietet so viele Möglichkeiten, Prozesse im Unternehmen effizient und nachhaltig zu gestalten. Gerade produzierende Industrien müssen den Hebel umlegen, um langfristig effizient und nachhaltig zu sein. Vor allem im Hinblick auf die immer nähertretenden Klimaziele muss der Co2-Ausschuss nun drastisch minimiert werden. SMS group kann Unternehmen hierbei schon heute unterstützen. Im Zusammenspiel mit neuen Verfahren, wie etwa der MIDREX®-Technologie, bei der Wasserstoff als Reduktionsmittel anstelle von Erdgas bei der Herstellung von grünem Roheisen zum Einsatz kommt. Hier hat SMS group einen enormen Wettbewerbsvorteil. Wir kombinieren 150 Jahre Erfahrung im Anlagenbau mit innovativem Software-Knowhow. Dabei arbeiten bei uns Experten rund um den Globus, mit hochentwickelten Fähigkeiten. Dieses Synergiepotenzial macht uns extrem vielseitig und bringt uns immer weiter in Richtung grüne Stahlproduktion.

Das bundesweite Ergebnis bei der Selbsteinschätzung zum Stand der Digitalisierung liegt durchschnittlich bei 3 – auf einer Skala von 1 (voll entwickelt) bis 6 (wenig entwickelt). Warum werden digitale Technologien noch so wenig eingesetzt?

Bernhard Steenken: Viele Unternehmen wissen einfach nicht, was Digitalisierung alles leisten kann. Digitalisierung wird noch immer als sehr abstrakt und nicht greifbar wahrgenommen. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, unsere Erfahrungen zu teilen und die digitale Transformation durch wertstiftende Lösungen für die Schwerindustrie unserer Kunden erfolgreich zu gestalten. Mithilfe von digitalen Lösungen kann der Kunde quasi die Zukunft seiner Produktionsprozesse voraussagen, und das hat einen signifikanten positiven Einfluss auf Kostenreduktion und Ressourcenschonung. Unternehmen müssen erkennen, welcher große Mehrwert in ihren Daten liegt, den sie bisher noch nicht nutzen. Wir sind überzeugt, dass für viele unserer Kunden die Hemmschwelle schwindet, indem wir sie in ihrem Transformationsprozess begleiten und beraten und ihnen zeigen, welche finanziellen Optimierungsmöglichkeiten sich aus der Digitalisierung ergeben.

Sind Sie der Meinung, dass die Politik die Digitalisierung in Unternehmen fördern und finanziell unterstützen soll? Was sind Ihre Vorschläge?

Bernhard Steenken: Attraktive Konditionen und Anreize sind hier sicherlich sehr förderlich und regen Unternehmen dazu an, mehr in digitale Technologien zu investieren. Investitionen könnten etwa durch verbesserte Abschreibungs- und Verlustabzugsmöglichkeiten oder durch Zuschüsse gefördert werden. Es gibt bereits eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten. Der bürokratische Aufwand darf Förderungen allerdings nicht im Weg stehen.

Wie es so schön heißt: „Die Digitalisierung ist gekommen, um zu bleiben“ bedeutet, dass Unternehmer/innen über eine gewisse „Veränderungsresistenz“ nachdenken sollten, um der Digitalisierung den Boden zu ebnen. Fühlen Sie sich da auch angesprochen?

Bernhard Steenken: Digitalisierung bleibt nicht nur, sie wird auch immer ausgereifter. Wir machen aus Big Data Smart Data. Angesichts des wirtschaftlichen Wettbewerbs werden nur Unternehmen überleben, die auf Digitalisierung setzen. Natürlich setzen wir digitale Lösungen auch in unseren eigenen Werkstätten ein. Auch bieten wir unseren Kunden keine fertigen zukunftsweisende Technologien „vom Band“ an, sondern konfigurieren sie gemeinsam mit ihnen ganz nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen immer weiter. Für Unternehmen liegt hier ein außerordentliches Potenzial, mit digitalen Lösungen flexibel auf Veränderungen in ihren Produktionsabläufen reagieren zu können, sodass Ressourcen optimal eingesetzt werden.

Da die digitale Transformation die gesamte Wirtschaft vor unternehmerische Herausforderungen stellt, braucht es vielleicht einen Anreiz für Unternehmen, um im internationalen Vergleich schneller aufzuholen. Wie kann man das Tempo bei der Digitalisierung anziehen und die Kosten angemessen verteilen?

Bernhard Steenken: In Bezug auf das Geschäft wird die digitale Transformation die Art und Weise, wie Unternehmen heute interagieren, erheblich verändern. Durch die digitale Transformation eines Stahlwerks kann die EBITDA-Marge um bis 6 bis 8 Prozent gesteigert werden.

Oft aber werden mit der Digitalisierung erst einmal hohe Kosten verbunden. Natürlich braucht es hier zunächst ein Invest, aber der Return on Invest liegt oftmals unter einem Jahr. Gerade moderne Bezahlmodelle wie Software-as-a-Service (SaaS) oder Equipment-as-a-Service (EaaS) bieten Unternehmen die Möglichkeit, CAPEX in OPEX zu verwandeln und Investitionskosten niedrig zu halten. Für eine umfassende Digitalisierungsstrategie sind komplexe Prozesse miteinander zu verbinden. Dementsprechend ist eine digitale Transformation keine rein technische Herausforderung, sondern eine Unternehmenstransformation, die auf maximale Effizienz abzielt. Wir bieten unseren Kunden modulare Lösungen für eine schrittweise Implementierung, ganz nach dem individuellen Bedarf. Dementsprechend ist es möglich, klein anzufangen und die Ersparnisse der ersten Projekte zu nutzen, um weitere Projekte zu realisieren.

Herr Steenken, vielen Dank für das Gespräch!

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