Clemens Utschig-Utschig: Digitalisierung als Motor für langfristige Innovationen

Interview mit Clemens Utschig-Utschig
Clemens Utschig-Utschig ist Chief Technology Officer (CTO) und Head of IT Technology Strategy bei Boehringer Ingelheim. Im Interview beantwortet im Interview unsere Fragen zum digitalen Transformationsprozess sowie einer kontinuierlichen Investition in die IT-Infrastruktur.

Digitalisierung ist in aller Munde. Wie weit ist Ihr Unternehmen in diesem Transformationsprozess?

Clemens Utschig-Utschig: Wir bei Boehringer Ingelheim treiben seit Jahren den digitalen Transformationsprozess entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette voran. Das umfasst bei uns Forschung, Entwicklung und Produktion, aber auch das Personalwesen und natürlich die IT. Unser digitales Labor “BI X” forscht an innovativen Lösungen für unsere drei Geschäftsbereiche: Humanpharma, Tiergesundheit und Biopharmazeutische Auftragsproduktion. Aktuell arbeiten pandemiebedingt rund 70 Prozent unserer 52.000 Mitarbeitenden von zu Hause aus. Dies ist nur möglich, weil wir seit Jahren kontinuierlich in die IT-Infrastruktur investiert haben.

Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für Sie bzw. Ihr Unternehmen, wenn es darum geht, mittels digitaler Technologien Arbeits- und Lebensverhältnisse angenehmer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten?

Clemens Utschig-Utschig: Durch digitale Technologien können wir unsere Arbeit weiter optimieren. Als forschendes biopharmazeutisches Unternehmen hilft uns die Digitalisierung dabei, noch mehr bahnbrechende Therapien für Menschen und Tiere zu entwickeln. Ein wichtiger Bestandteil sind dabei Partnerschaften, einerseits mit Start-Ups und andererseits mit großen Technologieunternehmen. So untersucht unsere Forschungskooperation mit Google Quantum AI die Potenziale von Quantum Computing für die pharmazeutische Forschung und Entwicklung.

Das bundesweite Ergebnis bei der Selbsteinschätzung zum Stand der Digitalisierung liegt durchschnittlich bei 3 – auf einer Skala von 1 (voll entwickelt) bis 6 (wenig entwickelt). Warum werden digitale Technologien noch so wenig eingesetzt?

Clemens Utschig-Utschig: Diese Frage lässt sich so allgemein nicht beantworten. In einigen Bereichen nutzen wir bereits digitale Technologien wie selbstverständlich. Denken Sie an viele Apps, die wir auf unserem Smartphone haben. Bereits 65 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger in Deutschland nutzen beispielsweise Online-Banking. Die deutschen Krankenkassen haben in den vergangenen Jahren viele digitale Lösungen entwickelt und sind im internationalen Vergleich in diesem Feld sehr gut aufgestellt.

Sind Sie der Meinung, dass die Politik die Digitalisierung in Unternehmen fördern und finanziell unterstützen soll? Was sind Ihre Vorschläge?

Clemens Utschig-Utschig: In Deutschland und Europa sind wir seit langem gut dabei, Grundlagenforschung zu betreiben – zum Beispiel an den Universitäten und in den außeruniversitären Forschungsorganisationen. Die praktische Nutzung dieser Grundlagenforschung für die Entwicklung innovativer Produkte kommt aber häufig zu kurz. In diesem Punkt sind uns Unternehmen in Asien und in den USA vielfach voraus. Das liegt unter anderem daran, dass die Risikobereitschaft dort stärker ausgeprägt ist. Die Politik sollte den Transfer von Grundlagenforschung hin zu innovativen Unternehmensprodukten stärker unterstützen, aber auch die Rahmenbedingungen für privates Risikokapital verbessern.

Wie es so schön heißt: „Die Digitalisierung ist gekommen, um zu bleiben“ bedeutet, dass Unternehmer/innen über eine gewisse „Veränderungsresistenz“ nachdenken sollten, um der Digitalisierung den Boden zu ebnen. Fühlen Sie sich da auch angesprochen?

Clemens Utschig-Utschig: Wir bei Boehringer Ingelheim begreifen die Digitalisierung als Chance für Gegenwart und Zukunft. Als Familienunternehmen richten wir uns langfristig und nachhaltig aus. Wir sehen daher die Digitalisierung als Motor für langfristige Innovationen in allen Unternehmensbereichen.

Da die digitale Transformation die gesamte Wirtschaft vor unternehmerische Herausforderungen stellt, braucht es vielleicht einen Anreiz für Unternehmen, um im internationalen Vergleich schneller aufzuholen. Wie kann man das Tempo bei der Digitalisierung anziehen und die Kosten angemessen verteilen?

Clemens Utschig-Utschig: Digitalisierung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daran wirkt die Wirtschaft mit, aber auch die Politik und die Bürgerinnen und Bürger selbst. In vielen Alltagsbereichen ist die Digitalisierung schon angekommen – was zeigt, dass wir uns der Vorteile bewusst sind. In anderen Bereichen muss man aber nachlegen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine transparente wie chancenorientierte Kommunikation würde die Bereitschaft zu einer stärkeren Teilnahme an diesem Transformationsprozess erhöhen.

Herr Utschig-Utschig, vielen Dank für das Gespräch!

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