Gold – ein guter „Notgroschen“?

Interview mit Kai Heinrich
Wir sprechen heute mit Kai Heinrich, den Vorstandsvorsitzenden der Plutos Vermögensverwaltungs AG, über Gold in Krisenzeiten. In Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, für einen „Notgroschen“ oder das Alter vorzusorgen. Ob und inwieweit Gold als Anlage geeignet ist, erklärt uns Kai Heinrich ganz genau.

Gold gilt als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Zu Recht?

Das kommt stark auf den Zeithorizont an, der betrachtet wird. Ein sicherer Hafen ist Gold auf lange Sicht gesehen in Bezug auf die Kaufkraft. Wenn das Ziel also ist, seinen Kindern und Enkeln ein gewisses Vermögen weiterzugeben, ist Gold ein gutes Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. 

Ein Trugschluss ist jedoch, dass man vor einer Krise in Gold investiert, nach einer Krise dieses Gold wieder verkauft und keinen Wertverlust hinnehmen muss oder gar Gewinn generieren kann. Gold unterliegt wie andere Rohstoffe und Aktien Kursschwankungen. Für einen kurzfristigen Zeitraum können andere Faktoren wie Inflation oder Währungsstärke eine zu große Rolle spielen, um Gold als sicher oder besser als „dauerhaft stabil“ zu betrachten. Für kurzfristige Absicherung oder um schnelles Geld in einer Krise zu verdienen, eignet es sich also nicht zwangsläufig. Gold ist eine Möglichkeit, langfristig Wert zu sichern. 

Ein Gleichnis besagt, dass im alten Rom für eine Unze Gold ein hochwertiger Anzug zu bekommen war, so ist es heute auch noch. Das beschreibt vielleicht am besten den Wertsicherungseffekt von Gold.

Der Goldpreis ist nahe am historischen Hoch. Ist aktuell der richtige Zeitpunkt zum Einstieg?

Spontan müsste man sagen mit Blick auf die Inflation und die aufgehäuften Schulden in der Welt, ja.  

Allerdings verhält es sich mit dem Timing eines Einstieges wie bei Aktien. Es kann kurzfristig zu Kursrückgängen oder auch einer Seitwärtsphase kommen, auch der USD als Handelswährung des Goldes darf nicht außer Acht gelassen werden. Blickt man allerdings längerfristig zurück, spielen kurzfristige Kursschwankungen keine Rolle mehr. Vor 50 Jahren kostete eine Unze ca. 65 USD, heute kostet sie 1800 USD. 

Gold ist ein begrenztes nicht vermehrbares Gut, anders als Währungen, die theoretisch unbegrenzt vermehrbar sind. Der Anstieg des Goldpreises in den letzten beiden Jahrzehnten kam in einem Umfeld relativ niedriger Inflation, aber bei einer gleichzeitig dramatischen Ausweitung der weltweiten Geldmenge zustande. Jetzt haben wir Inflationsraten, die wir zuletzt in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hatten. Während Währungen wie USD oder EUR nicht nur an Wert, sondern auch an Kaufkraft verlieren, bleibt die Kaufkraft hinter dem Gold relativ konstant, da die Goldmenge konstant bleibt. Daher kommt auch die traditionelle Idee, Gold zu benutzen, um sich gegen Inflation abzusichern. 

Allerdings ist Diversifikation hier entscheidend. Ein Portfolio, das nur aus Gold besteht, ist wenig sinnvoll, da auch eine wachsende Wirtschaft eine ebenso große Chance darstellt, die Gold nicht nutzen kann. Zusammenfassend ist Gold als Beimischung interessant. Je mehr Sorgen bezogen auf eine stagnierende oder schrumpfende Wirtschaft bestehen, desto mehr Gold sollte in Betracht gezogen werden.

Finden Sie ist Gold geeignet für eine Altersvorsorge?

Wie eben erwähnt, empfehlen wir Gold als Beimischung zur Vermögensanlage oder auch dem Vermögensaufbau. Eine ausschließliche Anlage in Gold eignet sich schon deshalb nicht, weil in der Rente regelmäßige Liquiditätsflüsse benötigt werden. Gold zahlt keine Zinsen und keine Dividenden. 

Der Goldpreis schwankt mitunter stark, siehe die Phasen Anfang der 80er Jahre oder von 2011 bis 2015. Wenn in dieses Phasen Kapital entnommen werden muss, wird verhältnismäßig stark am Kapitalstock gezehrt. Deshalb auch hier die Empfehlung zur Diversifikation, zur Streuung über mehrere Anlageklassen, die sich in Summe besser eignen als eine singuläre Anlage in Gold.

Neben Gold ist auch Silber ein beliebtes Edelmetall. Worin unterscheiden sich die Investments?

Gold und Silber sind Edelmetalle, werden seit vielen Jahrtausenden abgebaut und zu Schmuckstücken verarbeitet. In der Vergangenheit waren beide Metalle als Zahlungsmittel, in Form von Münzen, im Einsatz. Bis heute haben sie nichts von ihrem Glanz verloren und werden als Anlagemetalle gehandelt und als Industriemetalle verwendet. Bei so vielen Gemeinsamkeiten gibt es aber auch einige Unterschiede zwischen Gold und Silber.

Das gelbe Edelmetall gilt als sicherer Anker gegen Krisen. Dann entfaltet es erst seinen wahren Wert und legt im Preis oft noch zu. Silber hingegen zeichnet sich durch eine höhere Volatilität aus, was bedeutet, dass die Kurse stärker schwanken. Als bevorzugtes Industriemetall ist es anfällig für Wirtschaftsflauten. Dann verliert es häufig stärker an Wert. Umgekehrt sieht es in Wirtschaftshochs aus, hier kann es dann stärker zulegen. 

Schaut man sich aber auch hier die langfristige Entwicklung an, verzeichnen beide ähnliche Zuwächse, mit Vorteilen mal für das eine und mal für das andere Metall.

Der Silberpreis folgt in der Regel dem Goldpreis. Ist Silber derzeit unterbewertet oder Gold überbewertet?

Es trifft zu, dass beide eine hohe Korrelation aufweisen, aber es bedeutet nicht, dass bei einer Änderung dieser Korrelation eine Ineffizienz im Markt vorliegen muss. 

Es gibt die Kennzahl der Gold/Silber-Ratio, die den Gold- im Verhältnis zum Silberpreis angibt. Schaut man sich diesen Wert an, dieser kann auch online jederzeit abgerufen werden, liegen wir derzeit über dem langjährigen Durchschnitt. Daraus jetzt aber abzuleiten, dass es günstiger ist, in Silber zu investieren ist zu kurz gesprungen, da das Verhältnis eben auch durch Faktoren wie Inflation oder Wirtschaftsaussichten beeinflusst wird. Im Schnitt lässt sich für die letzten 50 Jahre ein leicht ansteigender Trend feststellen, so dass eben auch kein Gleichgewichtspreis festgelegt werden kann.

Wir sind derzeit in beide Metalle investiert, je nach Risikoausprägung des Kunden mit verschiedenen Gewichtungen.

Welche Möglichkeiten haben private Anleger in Edelmetalle zu investieren?

Die gängigsten Methoden sind

1. Der physische Erwerb

Wichtig: Gold ist von der Mehrwertsteuer befreit, das bedeutet, dass der Kauf steuerfrei ist. Silber hingegen wird als Industriemetall geführt, weshalb der Käufer die übliche Steuer in Höhe von 19 Prozent verrichten muss. Aufgepasst werden sollte in der Stückelung. Je geringer das Gewicht, desto höher sind die Spannen zwischen An- und Verkauf. In diesem Fall sollte aber über eine sichere Verwahrung nachgedacht werden, was zusätzliche Kosten verursacht.

2. Der Bezug über Wertpapiere, sogenannte ETCs, zu Deutsch börsengehandelte Rohstoffe, direkt ins Wertpapierdepot. Viele Fondsanbieter haben in ihrem Korb mittlerweile Anlagen, die die Preisentwicklung der Edelmetalle 1:1 nachbilden. Dabei gibt es Unterschiede, ob die Edelmetalle physisch hinterlegt sind oder nur über Derivate abgebildet werden. Die physischen Anlagen sind meist etwas teurer, im Extremfall hat man aber gegenüber dem Emittenten einen Auslieferungsanspruch. Zu beachten ist, dass es sich hierbei rechtlich meist um Zertifikate handelt, d.h. es wird zusätzlich zur verbrieften Entwicklung des Metalls auch das Emittentenrisiko des Anbieters getragen.

3. Eine weitere Möglichkeit ist eine indirekte Investition über beispielsweise Aktien- oder Aktienfonds. Die Idee ist zum Beispiel Gold- oder Silberminenaktien zu kaufen, die historisch eine sehr hohe Korrelation mit dem Goldpreis haben. Wenn in eine Minenaktie investiert wird, wird auch indirekt in die geförderten Metalle investiert. 

Probleme hierbei sind:

a. Das individuelle Risiko des Unternehmens. Nur weil der Goldpreis steigt, ist nicht zwangsweise gegeben, dass es dem Unternehmen gut geht. 

b. Meist werden mehrere Rohstoffe gefördert, so dass es keine 100%-ige Deckungsgleichheit gibt.

c. Die höhere Schwankungsbreite der Kurse, die sich meist stärker bewegen als der Rohstoff selbst.

Man soll ja immer das Risiko streuen, die Konjunkturprojekte erhöhen ja gerade auch die Liquidität am Markt. Wie sehen Sie mittel- und langfristig die Entwicklung von Gold?

Die Prognose vom Goldpreis ist genauso schwierig, wie Prognosen von Aktien- oder Währungen, da dieser von vielen Faktoren abhängt. 

Die Kaufkraft von Gold wird basierend auf der Erfahrung von Jahrtausenden recht konstant bleiben. Der Preis unterliegt jedoch wie bereits erwähnt Schwankungen. Oft leidet der Goldpreis wie aktuell unter steigenden Zinsen, weil Gold selbst keine Zinsen zahlt. Es wird dann von den Opportunitätskosten gesprochen. Zudem macht ein starker Dollar dem Goldpreis zu schaffen, weil der Erwerb für andere Währungsräume dann teurer wird. Beide Tendenzen haben wir in diesem Jahr gesehen. Dagegen hat eine hohe Inflation meist zu steigenden Goldpreisen geführt. So lässt sich auch der geringe Kursrückgang in diesem Jahr trotz steigender Zinsen und eines starken Dollars erklären.

Zurück zur Frage, wir sind und bleiben in Gold positioniert und investiert, weil es Stabilität ins Portfolio bringt und Risiken diversifiziert. Angesichts aller besprochenen Gründe, allen voran noch einmal die Schuldenmenge weltweit und auch die Inflation als Dauerthema, gehen wir von einer weiteren positiven Entwicklung aus.

Herr Heinrich, vielen Dank für das Interview.

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