Daniel Ritzerfeld: Finanzielle Schieflage der gesetzliche Krankenversicherung

Interview mit Daniel Ritzerfeld
Daniel Ritzerfeld ist Versicherungsmakler in seinem Versicherungsbüro Ritzerfeld & Partner GmbH in Düsseldorf. Mit ihm sprechen wir über medizinischen Fortschritt, steigende Lebenserwartung sowie private Krankenversicherung.

Bei den GKV’s wird ein Rekordverlust von annähernd 16 Mrd. Euro Fachleute schätzen, dass dieser Wert auf 26 Mrd. Euro steigen wird. Was sind die Gründe?

Daniel Ritzerfeld: Die Kosten für die medizinische und gesundheitliche Versorgung haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht und werden auch in Zukunft weiter steigen. Gründe hierfür ist der medizinische Fortschritt (teure neue Medikamente + Operationen), die Geldentwertung (Inflation) sowie die steigende Lebenserwartung.  Unserer Meinung nach haben die gesetzlichen Krankenkassen in den letzten Jahren versäumt, diese Kostenentwicklung an die Versicherten weiterzuleiten, wodurch mittlerweile die finanzielle Schieflage entstanden ist. 

Es wird der Ruf laut nach Geldern aus Steuermitteln. Was halten Sie von dem Vorschlag?

Daniel Ritzerfeld: Diese finanzielle Schieflage jetzt aus Steuermitteln zu beseitigen, halten wir für nicht richtig. Zumal dieser Steuerzuschuss für die Krankenkassen auch jährlich wiederkehrend notwendig würde, da das Kernproblem weiterhin besteht. Zum Beispiel können wir auch keine Steuermittel für die Wohngebäudeversicherungen verlangen, da durch die zunehmenden Naturgewalten die Schäden und damit die Kosten steigen. Hier ist es die Aufgabe der Versicherungswirtschaft, bedarfsgerechte Prämien zu ermitteln. Kurz gesagt: keine Steuermittel, sondern wie in der privaten Versicherungswirtschaft ist kostendeckendes Wirtschaften für die Zukunft vielversprechender. 

Sind auch die PKV-Anbieter betroffen?

Daniel Ritzerfeld: Für die Private Krankenversicherung ist das Thema medizinischer Fortschritt, Inflation und die steigende Lebenserwartung ebenfalls eine Herausforderung für die Zukunft. Durch umschauendes Wirtschaften und kontinuierliche Anpassung der Beiträge an die sich verändernde Situation steht die Private Krankenversicherung derzeit vor keiner finanziellen Schieflage. Im Gegenteil, die Rücklagen der Privaten Krankenversicherungen (ca. 247 Mrd. € (Stand 2018)) würden die jährlichen Ausgaben der Privaten Krankenversicherungen für ca. 9 Jahre decken. Dabei haben sich die Beitragsanpassungen in den letzten 10 Jahren, mit 3 % p.a., analog denen der gesetzlichen Krankenversicherung verhalten. 

In welchen Fällen, würden Sie einem Menschen raten, von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung zu wechseln?

Daniel Ritzerfeld: Für all jene, denen eine freie Arztwahl sowie der Zugang zur neusten, innovativsten, medizinischen Versorgung wichtig ist, ohne dem Risiko einer Leistungskürzung in der Zukunft sowie durch Altersrückstellungen für demographische Sicherheit sorgen möchten, empfehle ich den Wechsel in die Private Krankenversicherung. Das System der PKV funktioniert seit Jahrzehnten und die PKV ist schuldenfrei!

Während Deutschland altert und länger lebt, zahlen immer weniger ArbeitnehmerInnen ein. Was bedeutet diese Entwicklung für die GKV?

Daniel Ritzerfeld: In Zukunft wird das Umlageverfahren der gesetzlichen Krankenversicherung stärker unter Druck geraten, wodurch Beitragserhöhungen stärker als in der Privaten Krankenversicherung ausfallen können. In der Privaten Krankenversicherung bildet jede Person seine individuellen Altersrückstellungen, wodurch Generationsgerechtigkeit entsteht! Im Gegensatz zur GKV findet ein Kapitaldeckungsverfahren Anwendung. 

Herr Ritzerfeld, vielen Dank für das Gespräch!

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