Wer in Kunst investiert, will oft Leidenschaft mit Rendite verbinden. Funktioniert auch oft, doch gerade bei diesem Investment sind Recherche und Fachkenntnis nötig. Dabei hat sich Kunst als Investment über die Jahre als sichere Kapitalanlage bewährt. Warum ist ein Totalverlust bei Kunstwerken fast komplett ausgeschlossen?
Dr. Georg Frhr. von Gumppenberg: Recherche vielleicht weniger, aber Fachkenntnis und die Beschäftigung damit, was man sammeln oder auch nur kaufen möchte. Leider stimmt die landläufige Meinung nicht, dass Kunst unbedingt wertbestätig ist. Es gibt unendlich viele Fälle, in denen man für seine Werke kaum mehr Geld bekommt. Ich denke da an die Malerei des 19.Jh., an Biedermeier- oder Eichenmöbel, Zinn oder Teppiche, um nur einiges zu nennen. Es gibt zig-tausend Menschen nur in Deutschland, die malen, bildhauern oder sich sonst künstlerisch betätigen. Nur ein winziger Prozentsatz setzt sich am Ende aller Tage auf dem Markt durch und behält seinen Wert. Zum Totalverlust: Eine Biedermeierkommode oder ein Teppich der 50- oder 60-er Jahre mag nominell noch einen gewissen Wert besitzen, aber solche Dinge sind auf dem Markt kaum mehr verkäuflich.
Sammler betonen allerdings, dass Kunst keine reine Wertanlage ist. Was ist darunter zu verstehen?
Dr. Georg Frhr. von Gumppenberg: Das Geld auf dem Girokonto – bei null Zinsen oder die ja nur noch virtuelle Aktie im Depot, ohne Kupons schneiden zu können – machen wenig Spaß. Das Bild an der Wand und die Kommode darunter mit einen schönen Designobjekt darauf, das macht Spaß, jeden Tag.
Oftmals ist es der diffuse Kunstmarkt, der potenzielle Anleger dann doch abschreckt. Warum ist der Kunstmarkt so undurchschaubar?
Dr. Georg Frhr. von Gumppenberg: Für den, der sich im Kunstmarkt aus längerer Erfahrung und Beschäftigung damit gut oder halbwegs gut auskennt, ist der Markt gar nicht mehr so undurchschaubar. Sicher, im Handel – Galerien oder Auktionshäuser – wird nicht gerne über Käufer und Verkäufer gesprochen. Die oft überbordenden Datenschutzverordnungen nehmen wir achselzuckend zur Kenntnis und haben uns daran gewöhnt. Warum aber soll der Persönlichkeitsschutz im Kunstmarkt nicht gelten? Das hat aber nichts mit der Unsicherheit eines breiten Publikums zu tun, den Kunstmarkt als „intransparent“ anzusehen. Wer sich mit dem Markt beschäftigt, v.a. auf seinem Sammelgebiet, der weiß sehr wohl, wie ein Wert zustande kommt. Wer aber das erste oder zweite Mal über eine Kunstmesse läuft, der wundert sich sicher, wie und warum der eine oder andere Preis aufgerufen wird. Das hat aber nichts mit dem Markt zu tun, sondern mit dem Kenntnisstand des Besuchers.
Das Kunstgebiet ist riesig und reich an Gattungen und Stilrichtungen. Aber welche Kunstwerke sind als Investition geeignet?
Dr. Georg Frhr. von Gumppenberg: Qualität, Qualität, Qualität. Gute oder besser höchste Qualität hat die größte Chance, dass sich der Preis hält oder gar steigt.
Auf welche steuerlichen Aspekte muss man beim Investieren in Kunst achten?
Dr. Georg Frhr. von Gumppenberg: Ich bin leider kein Steuerexperte und kann dazu nichts sagen.
Relativ neu im Kunstmarkt sind auch Art-Consultants. Wie können Kunstberater Anlegern effektiv helfen?
Dr. Georg Frhr. von Gumppenberg: Viele, nicht alle Kunstberater kennen sich gut im Markt bzw. in einem Spezialgebiet aus. Sie bringen dem potentiellen Käufer den Wissensvorsprung mit, den er – noch – nicht hat. Wer sich neu im Kunstmarkt tummelt, lässt sich leicht von angeblich „günstigen“ Schnäppchen „blenden“, kann gute von normaler Qualität nicht unterscheiden, weiß nicht, welcher Künstler schon in einer wichtigen Ausstellung war oder wo eine solche geplant ist. Weiß nicht, ob eher das Frühwerk eines Künstlers gesucht ist oder ein späteres. Da kann ein guter Kunstberater wirklich helfen. Ich halte mich übrigens aus dem aktiven Kaufberatung weitgehend raus. Mein Schwerpunkt liegt bei der Vermarktung insbesondere in Erbfällen.
Man sollte kein Geld in ein Kunstwerk stecken, das man schnell wieder kapitalisieren muss. Worauf sollte man Ihrer Meinung nach bei einem Kunstinvestment noch achten?
Dr. Georg Frhr. von Gumppenberg: Wenn man schon „investieren“ will, dann immer nur mit einem niedrigen Betrag seines frei verfügbaren Vermögens. Nie einen Kredit aufnehmen, um Kunst zu kaufen, es sei denn, man ist sich 100-% sicher. Aber wer ist das schon. Don’t put all your eggs in one basket.