Dr. Hendrik Brandis: SPACs sind hochattraktiv

Interview mit Dr. Hendrik Brandis
Dr. Hendrik Brandis ist Partner & Co-founder von Earlybird Venture Capital. Im Interview beantwortet er Fragen zu SPACs sowie Risiken für Investoren.

Special Purpose Acquisition Company sind neuerdings ein beliebtes Investmentvehikel. Was sind SPACs eigentlich und wie funktionieren diese Investments?

Dr. Hendrik Brandis: SPACs sind gelistete Gesellschaften, die von ihren Investoren in einem Börsengang zunächst mit Kapital ausgestattet werden, um dann gemäß einer vorher vereinbarten Strategie ein Zielunternehmen zu übernehmen. 

Was sind die Vorteile von SPACs?

Dr. Hendrik Brandis: Anders als Private Equity- (PE) oder Venture Capital (VC) Fonds bieten SPACs unmittelbare Liquidität für ihre Investoren. Für die sogenannten Sponsoren sind SPACs hochattraktiv, da diese in der Regelnach getätigter Acquisition 20% der SPAC Anteile “geschenkt” bekommen. Für das akquirierte Unternehmen bietet ein SPAC die Möglichkeit für ein schnelles und unkompliziertes Listing an der Börse, meistens verbunden mit einer relevanten Kapitalerhöhung.

Welche Risiken gehen die Investoren bzw. Aktionäre ein?

Dr. Hendrik Brandis: Die Investoren oder Anleger investieren ihr Kapital, ohne das am Ende akquirierte Unternehmen zu kennen. Sie vertrauen dabei voll und ganz auf Fähigkeiten der Sponsoren – und das obwohl die Vorteile nicht vollständig gleich verteilt sind. So kann es zum Beispiel sein, dass Investoren Geld verlieren – die Sponsoren über ihre 20% aber dennoch signifikant verdienen. 

Worin unterscheiden sich SPACs von klassischen Venture Capital Fonds?

Dr. Hendrik Brandis: SPACs bauen in der Regel kein Portfolio auf, sondern akquirieren gezielt nur ein Unternehmen. Es entsteht also ein sogenanntes “Klumpenrisiko”. Bedeutet: Die Sponsoren verdienen auch dann, wenn die Investoren kein Gewinn machen oder sogar Geld verlieren. Andererseits bieten SPACs im Gegensatz zu Private Equity- oder Venture Capital Fonds den Investoren unmittelbare Liquidität.

Auch in Europa werden SPACs beliebter, u.a. haben Rocket Internet Chef Samwer und Ex-Commerzbank Chef Blessing angekündigt SPACs aufzulegen. Werden SPACs der neue Standard für die Finanzierung von Start-Up-Unternehmen bzw. für Neuemissionen an der Börse?

Dr. Hendrik Brandis: SPACs sind sehr “teuer” für den Investor und in meinen Augen ein Ausdruck der aktuellen “Liquiditätsschwemme” an den Märkten. Investoren wissen zum Teil schlicht nicht wohin mit dem Kapital und sind daher bereit, das für sie im Grunde relativ unattraktive Modell eines SPACs zu finanzieren. SPACs sind daher ein Ausdruck des aktuellen Höhenflugs der Kapitalmärkte. Sobald die Märkte kippen, werden wir vermutlich nur noch vereinzelt SPACs sehen. SPACs als den neuen Standard für die Finanzierung von Startups oder für Neuemissionen sehe ich daher nicht.

Herr Dr. Brandis, vielen Dank für das Gespräch!

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