Enrico Ritter: Jeder hat ein anderes Sicherheitsbedürfnis

Interview mit Enrico Ritter
Enrico Ritter ist selbständiger Honorarberater in Leipzig. Im Interview beantwortet er Fragen zum Vermögen der Deutschen, Investoren an der Börse sowie Fondsmanager.

Das Vermögen der Deutschen wächst Jahr für Jahr. Niedrige Zinsen haben das sichere Investieren aber nicht einfacher gemacht. Ist es überhaupt möglich mit Sparbüchern, Tageskonten und ähnlichen Produkten zumindest die Inflation zu schlagen?

Enrico Ritter: Nein.

Wie viel Geld sollte in liquiden Mitteln verfügbar gehalten werden?

Enrico Ritter: Klassisch sind hier zwischen 2-4 Monatsgehältern zu nennen. Alternativ kann man auch 5.000,-€ pro Person im Haushalt nehmen. Je nach dem was dem Mandanten lieber ist. Jeder hat aber ein anderes Sicherheitsbedürfnis und Lebensplanung und darauf sollte unbedingt geachtet werden.

Experten sind sich einig: an Aktien führt kaum ein Weg vorbei. Welche grundlegenden Regeln sollten Investoren an der Börse beachten?

Enrico Ritter: Definition ist hierbei Anlageziel/-zweck/ -sinn (ESG-Kriterien definieren). Anlagebetrag definieren (Haushalts-/Budgetplanung), Liquidität beachten, um Krisen aussitzen zu können. Die persönliche Risikobereitschaft ist exakt zu klären. Auch die Kosten der Anlagen sind zu beachten. Außerdem ist auch die Diversifikation/Streuung zu bedenken.

Disziplin bedeutet zudem, konsequent am Plan festzuhalten (Rebalancing) und nicht vom Investor zum Spekulanten zu werden.

ETF gelten als einfaches und kostengünstiges Mittel, um breit gestreut an der Börse zu investieren. Worauf sollte bei der Auswahl geachtet werden?

Enrico Ritter: Auf die Größe des ETF, damit Handelbarkeit immer gewährleistet ist.

Gewünscht wäre es, ausschüttend oder thesaurierent zu sein. Sie sollten synthetisch oder voll repliziert sein. Zu Prüfen ist zudem die Sparplanfähigkeit bei der Depotbank sowie die  inhaltliche Überschneidung der einzelnen ETF.

Die wenigsten Fondsmanager schlagen den Markt. Lohnt es sich trotzdem sich mit dem Thema aktive Fonds zu beschäftigen?

Enrico Ritter: Aus meiner Erfahrung ja, besonders im ESG-Bereich sind die ETF Inhalte nicht immer dem Wertegerüst des Mandanten entsprechend.

Welche Vor- und Nachteile haben Versicherungsmäntel?

Enrico Ritter: Vorteile: steuerliche Förderung je nach Modell in der Einzahlung oder Auszahlung + Gewinne bei Fondswechsel nicht relevant für Freibetrag / lebenslange Rente möglich durch Versichertenkollektiv / Rebalancing/Ablaufmanagement inklusive ohne Zusatzkosten / Laufzeit sehr lang wählbar für Steueroptimierung im Rentenalter.

Nachteile: Kosten zusätzlich für Versicherungsverwaltung / kein Sondervermögen im Insolvenzfall / beschränkte Auswahl an ETF/Fonds / je nach Modell eingeschränkte Verfügbarkeit.

Viele Menschen träumen vom Eigenheim. Ist die selbstgenutzte Immobilie eine gute Investition?

Enrico Ritter: Das ist ein sehr emotionales Thema. Rein finanziell ist es sehr teuer und lohnt sich eher nicht (steigende Preise+hohe Provisionen+Notar+Steuer) und im Vergleich zur ETF-Anlage nicht flexibel. Aber es ist auch die einzige Altersvorsorge, die ich heute schon nutzen kann. Das muss gegeneinander abgewogen werden.

Auch Edelmetalle erfreuen sich großer Beliebtheit bei Anlegern. Was macht Gold, Silber und Co. so attraktiv? Was sind die Nachteile?

Enrico Ritter: Attraktiv sind diese durch das Image/Gefühl/Historie. Zudem haben sie eine hohe Sicherheit im Krisenfall sowie die Wertentwicklung der letzten Jahre/Jahrzehnte.

Nachteil: Im Krisenfall sind sie schwierig zu nutzen (Lebensmittelkauf etc.), Edelmetalle produzieren nichts und zahlen auch keine Dividende. Die Lagerung ist teuer oder zu Hause schwierig.

Was halten Sie von alternativen Sachwertinvestments in Form von Nachrangdarlehen, KG-Beteiligungen oder Genussrechten?

Enrico Ritter: Diese Anlagen nutze ich in der Beratung nicht, da mir das Risiko und die Transparenz nicht ausreicht, um eine seriöse Empfehlung zu geben. Ein enorm hoher Teil dieser Anlagen landet vor Gericht und der Berater verliert seinen Ruf und hatte selbst gar keinen Einfluss auf die Anlagen. Hinzu kommt, dass die Verfügbarkeit/Liquidierbarkeit sehr schwer möglich ist.

Herr Ritter, vielen Dank für das Gespräch!

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