Judith Schmied: Kein Staat in Europa kann sich höhere Zinsen erlauben

Interview mit Judith Schmied
Judith Schmied ist Expertin beim Finanzteam 26 in Neu-Ulm/Pfuhl. Mit ihr sprechen wir über Sparguthaben, verminderten Wert des Vermögens sowie Kaufkraftverlust.

Sparkonten werfen keine Erträge mehr ab und die Inflation mindert den Wert des Vermögens. Es stimmt sogar, dass die Inflation das Sparguthaben auffrisst. Welche Alternativen zum klassischen Sparkonto gibt es? Sind Geldinvestments noch eine probate Anlage?

Judith Schmied: Unserer Meinung nach sind auf lange Dauer Aktienanlagen die sinnvollere Alternative – das empfehlen wir schon lange. Trotzdem ist eine gute Mischung sinnvoll – und für kürzer laufende Anlagen sollte immer noch ein Notgroschen auf dem Tagegeldkonto sein. Wenn es aber um Geldanlage auf längere Zeit geht, dann kommt man kaum um Aktienanlage herum. Allerdings gibt es Menschen, die damit nicht mehr ruhig schlafen können, selbst wenn sie Strafzinsen zahlen und die Inflation aufgezeigt wird. Dafür gibt es noch Geldanlagen, die garantiert sind- hierüber haben wir einen Blogeintrag geschrieben. Eine gute, sichere Geldanlage ist immer eine Aufteilung auf verschiedene Anlageklassen. Das galt schon vor 100 Jahren und das gilt immer noch.

Hat das Sparbuch auf ewige Zeiten ausgedient oder lohnt es sich noch auf steigende Zinsen zu hoffen?

Judith Schmied: Sparbuch? Hat das nicht schon lange ausgedient? Wenn, dann ein Tagegeldkonto- für die kurzfristigen Geldanlagen oder um Geld zu parken, um regelmäßig in Aktienfonds zu investieren, wenn man das nicht als Einmalanlage machen möchte.

Welche Chancen gibt es, dem Kaufkraftverlust zu entkommen? Ist es noch möglich die Kaufkraft zu erhalten, selbst wenn man Geld zurücklegen will?

Judith Schmied: Unserer Meinung nach geht das nur mit Sachwerten – Aktien, Immobilien. Wenn man sich auskennt auch Kunst, Oldtimer – aber das ist auf jeden Fall etwas für Profis- und wie immer als Beimischung interessant, aber nicht als einzige Geldanlage. Dann ist es Casino.

Sollten konservative Anleger deshalb den Schritt an die Börse wagen?

Judith Schmied: Unbedingt, wenn Sie noch Zeit haben, denn Aktien können kurzfristig hohe Verluste bringen, langfristig (über 10 Jahre und mehr) gibt es eine sehr gute Chance auf Rendite.

Wie unterscheiden sich die Strategien der EZB und der US-Nationalbank Federal Reserve? Welche agiert besser im Kampf gegen einen Kaufkraftverlust und Inflation?

Judith Schmied: Hier maße ich mir kein Urteil zu.

Wie lange kann man noch mit Minuszinsen rechnen, obwohl die Banken hohe Gewinne in den Bilanzen ausweisen und die Kunden eigentlich am Unternehmenserfolg beteiligen könnten?

Judith Schmied: Kein Staat in Europa kann sich höhere Zinsen erlauben – bei der hohen Verschuldung. Diese Staaten werden alles dafür tun, dass die Zinsen nicht extrem nach oben gehen, denn sonst hätten sie alle ein Problem. Daher glaube ich nicht an stark steigende Zinsen. Warum sollten die Banken dann mehr Zinsen geben, wenn sie selbst, wenn Sie Geld verwahren möchten, dafür zahlen müssen?

Frau Schmied, vielen Dank für das Gespräch!

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