Kai Teute: Der Weg über eine SPAC – eine Alternative zum klassischen Börsengang

Interview mit Kai Teute
Kai Teute ist Geschäftsführer von der Equity Seven Unternehmensgruppe in Hamburg. Mit ihm sprechen wir im Interview über Special Purpose Acquisition Company, Vorteile von SPAC´s sowie Risiken für Investoren.

Special Purpose Acquisition Company sind neuerdings ein beliebtes Investmentvehikel. Was sind SPACs eigentlich und wie funktionieren diese Investments?

Kai Teute: Der Begriff SPAC steht für „Special Purpose Acquisition Company“, was auf deutsch so viel heißt wie: Ein Unternehmen, das nur zu dem Zweck ins Leben gerufen wurde, um ein anderes oder mehrere andere zu übernehmen. SPACs sind zunächst leere Firmenhüllen ohne eigenen Geschäftsbetrieb, die gegründet und an die Börse gebracht werden. Die Aktien dieser Gesellschaften werden meist zu überschaubaren Beträgen wie etwa zehn Dollar das Stück platziert. Es kann aber auch deutlich mehr oder deutlich weniger sein. Das so eingesammelte Kapital von in der Regel 200 bis 600 oder gar 800 Millionen Dollar steht dem SPAC-Management – den sogenannten Sponsoren – dann zur Verfügung, um auf die Suche nach einer Firma zu gehen, die sie erwerben und in den Spac-Mantel überführen können. So gesehen stellt der Weg über eine SPAC eine Alternative zum klassischen Börsengang dar. In den meisten Fällen wird dabei die zu suchende Firma vorab genauer beschrieben, damit das Suchfeld eingegrenzt wird. Das Management eines SPAC kann sich mit dem Abschluss der Transaktion aber auch nicht endlos Zeit lassen. Fast überall ist eine Frist vereinbart, die 2 Jahre nicht übersteigt. Gelingt in dieser Zeit kein Unternehmenskauf, so erhalten die Investoren Ihr Geld zurück. In vielen Fällen können Anleger, die mit dem zum Kauf ausgewählten Unternehmen nicht einverstanden sind, sogar vor Abschluss der Transaktion ihr Geld zurückverlangen.

Was sind die Vorteile von SPACs?

Kai Teute: Für das Unternehmen was letztlich vom SPAC gekauft wird, hat dieser Vorgang viele Vorteile. Für Unternehmen, die sich dem Kapitalmarkt öffnen wollen und sich Kapital beschaffen wollen ist das SPAC eine viel schnellere und kostengünstigere Variante als ein normaler Börsengang. Akquisekosten und langwierige Roadshows für Investoren finden eigentlich nicht statt. Aber auch für die Investoren eines SPAC gibt es Vorteile. Sie haben viel mehr Einblick in die Transaktion als dies bei herkömmlichen Börsengängen der Fall ist, denn die Unternehmen, die in die leeren Firmenhüllen übernommen werden, geben mehr Informationen preis, als dies in normalen Prospekten zu Börsengängen der Fall ist. Zwar kann der Investor auch beim SPAC nicht wirklich mitbestimmen, aber das Risiko scheint deutlich überschaubarer, denn wer mit einer Übernahme nach genauer Recherche nicht einverstanden ist, kann seine Aktien gegen Erstattung des Kaufpreises zurückgeben.

Welche Risiken gehen die Investoren bzw. Aktionäre ein?

Kai Teute: Das größte Risiko liegt für die Investoren sicherlich im Management dem sogenannten Sponsor des SPACs. Man sollte sehr genau darauf achten und auch welche Erfolge des Sponsors hier bereits vorzuweisen sind. Da das SPAC Management sich bis zu 20% der Anteile am SPAC für die zu leistende Arbeit einräumt und daneben auch das SPAC ggf. mit weiteren Gebühren belastet wird, kann der IPO Preis deutlich niedriger sein. Da die Manager diese Anteile meistens kostenlos erhalten, kann sich für sie ein Deal lohnen, der für die Investoren evtl. unattraktiv ist, sagen Kritiker. Daneben müssen natürlich genügend Übernahmekandidaten am Markt vorhanden sein. Durch das viele Geld der Notenbanken wir der Druck natürlich groß. Hier muss man als Investor genau aufpassen und ggf. auch seine Aktien zurückgeben, wenn man nicht überzeugt ist vom ausgewählten Unternehmen. Auch sind die Regulierungen für SPACs sehr gering. In Deutschland hat die Frankfurter Börse bereits vor Jahren die Anforderungen runtergeschraubt. So muss ein solcher Firmenmantel sich nicht an die Zulassungsregel halten, dass eine Firma seit mindestens 3 Jahren besteht und entsprechende Jahresabschlüsse vorgelegt hat.

Worin unterscheiden sich SPACs von klassischen Venture Capital Fonds?

Kai Teute: Ein Venture Capital Fonds ist meistens für mehrere Jahre aufgelegt und investiert in viele verschiedene Unternehmen und geht dabei zum Teil auch nur geringe Beteiligungsquoten ein. Ein SPAC hat im Gegenteil dazu meistens ein Unternehmen als Komplettübernahme zum Ziel. Für den Investor ist die Einsicht in den VC Fonds und eine Steuerung meistens nicht vorgesehen. Und die Einstiegssummen, um sich an einem VC zu beteiligen sind meistens höher als die Einstiegssumme der Beteiligung an einem SPAC. Insofern handelt es sich aus meiner Sicht um eine ganz andere Form der Anlage bei einem SPAC. In beiden Fällen allerdings ist das Management entscheidend. Wieviel Erfahrung bringt es mit? Welcher Trackrekord aus bereits getätigten Deals kann gezeigt werden? Letztlich muss der Anleger sich die Frage stellen, traue ich dem Management eine gute Performance zu.

Auch in Europa werden SPACs beliebter, u.a. haben Rocket Internet Chef Samwer und Ex-Commerzbank Chef Blessing angekündigt SPACs aufzulegen. Werden SPACs der neue Standard für die Finanzierung von Start-Up-Unternehmen bzw. für Neuemissionen an der Börse?

Kai Teute: SPACs sind im Wesentlichen nichts neues. An der Wallstreet waren sie lange Zeit als Blankoscheck Unternehmen bekannt. Erst Aufgrund der Corona Krise und die Reaktion der Zentralbanken den Markt mit Geld zu fluten habe sie einen solchen Hype erfahren. Aus meiner Sicht bereichern SPACs die Möglichkeiten für Unternehmen sich Kapital zu beschaffen. Insbesondere für Junge Unternehmen und Startups kann es eine kostengünstige und schnelle Variante sein, weiteres Wachstumskapital zu erhalten. Und das wird in Deutschland immer noch dringend benötigt, um neue Technologien voran zu bringen. Ob sie ein Standard werden können wird die Zeit zeigen. Ich bin da ehrlich gesagt ein wenig kritisch, da die Regulierungsbehörden bei einem Fehlschlag in der Zukunft, sicher hier die Leine anziehen werden. Und ob SPACs dann weiterhin ihre Vorteile, kostengünstig und schnell, behalten werden wage ich zu bezweifeln.

Herr Teute, vielen Dank für das Gespräch!

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