Karsten Allesch: Die Folgen der Corona-Pandemie

Interview mit Karsten Allesch
Karsten Allesch ist geschäftsführender Gesellschafter des Deutschen Maklerverbunds (DEMV). Mit ihm sprechen wir über Auswirkungen auf das Gastgewerbe, Arbeitslosigkeit sowie die Sparquote.

Corona hat für Kurzarbeit, eine schlechte Auftragslage und teils komplett geschlossene Branchenzweige gesorgt; zudem zahlt der Staat die Hilfen häufig zu spät. Glauben Sie diese Faktoren werden Auswirkungen auf die Spareinlagen der Deutschen haben?

Karsten Allesch: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Unternehmen ist je Branche sehr unterschiedlich. Während das Gastgewerbe mit beispielsweise Hotels und Restaurants massiv betroffen sind, verzeichnen andere Branchen deutliche Zuwächse. Aufgrund der massiven staatlichen Unterstützung konnten die Auswirkungen auf andere Branchen verhindert werden. Problematisch ist, dass insbesondere die Arbeitnehmer, die ohnehin schon wenig verdient haben, durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit am stärksten betroffen sind. Diese Personen hatten allerdings auch schon in der Vergangenheit kaum die Möglichkeit zu sparen und verfügen vielfach auch über kaum Rücklagen. Die Arbeitnehmer, die im Homeoffice oder als Facharbeiter in Industrieunternehmen arbeiten, haben hingegen in der Coronazeit wenig ausgegeben und die Sparquote, nach unserer Beobachtung, eher erhöhen können.

Können Sie in Ihrem Beratungsalltag feststellen, dass Menschen häufiger Altersvorsorge- bzw. Investmentprodukte kündigen, weil sie möglicherweise Liquidität benötigen?

Karsten Allesch: In unserem Maklerverbund sind ca. 2.700 Versicherungsmaklerhäuser aktiv. Wenn ich mit unseren Mitgliedern spreche, dann brummt bei den meisten das Geschäft. Natürlich gibt es vor allem kleinere Selbständige, die Liquiditätsprobleme haben, und beispielsweise mit der Altersvorsorge die finanzielle Schieflage im Friseurbetrieb ausgleichen müssen. Das ist aber eher in einem überschaubaren Rahmen, denn letztlich kommen die staatlichen Hilfen, wenn auch mit deutlicher Verzögerung, bei den Betroffenen an.

Gehen wir davon aus, dass es ein Fehler ist, Altverträge aufgrund zu kündigen?

Karsten Allesch: Bei bestehenden Verträgen zur Altersvorsorge gibt es im Regelfall triftige Gründe diese nicht zu kündigen. Beispielsweise weil diese am Ende der Laufzeit steuerfrei ausgezahlt werden, eine Garantieverzinsung von 4 Prozent pro Jahr abwerfen oder, weil die Abschlusskosten längst bezahlt sind. Eine Kündigung sollte daher gut überlegt sein. Dies setzt allerdings eine gute Beratung voraus, um die Konsequenzen der Entscheidung zu überblicken.

Welche Alternativen gibt es um an Barmittel zu gelangen, z.B. die Verpfändung von Verträgen?

Karsten Allesch: Es gibt diverse Möglichkeiten und diese unterscheiden sich je nach Art, Tarif und Laufzeit der Altersvorsorge. Sie können bestimmte Verträge zur Altersvorsorge beleihen oder verpfänden. Ebenfalls gibt es professionelle Aufkäufer von Lebens- und Rentenversicherungen. Zudem besteht natürlich auch die Möglichkeit einen Kleinkredit aufzunehmen.

Verträge von Bank- und Versicherungsprodukten sind kompliziert. Was können Versicherungsnehmer und Investoren tun, um einen Überblick zu erhalten und wo erhalten sie den richtigen Ansprechpartner?

Karsten Allesch: Das stimmt leider. Wichtig ist es einen Fachmann zu finden, der unabhängig von einem Produktgeber berät. Versicherungsmakler sind dabei der natürliche Partner des Kunden, denn sie sind gesetzlich verpflichtet, die Interessen des Kunden als dessen sogenannter Sachwalter zu vertreten. Das ist vergleichbar mit einem Steuerberater oder Rechtsanwalt. Aber auch innerhalb dieser Berufsgruppe gibt es, wie überall, Koryphäen, Durchschnittsberater und Totalversager. Als Maklerverbund stellen wir unseren angeschlossenen Versicherungsmaklern hochwertige Weiterbildung, Zugang zu nicht frei am Markt zugänglichen Produkten mit verbessertem Versicherungsschutz und viele weitere Tools zur Verfügung, um die Voraussetzungen für eine bestmögliche Beratung zu schaffen. Wer auf der Suche nach einem vernünftigen Berater ist, wird in unserer Maklergemeinschaft mit Sicherheit fündig (Anmerkung der Redaktion: lacht).

Lebensversicherungen, Aktien oder fondsgebundene Rentenversicherungen: Die Liste an Angeboten ist lang. Wie schätzen Sie die Lage nach Corona für den privaten Altersvorsorge Markt ein? Werden weniger Menschen oder mehr Menschen privat vorsorgen und vor allem wie?

Karsten Allesch: Es werden immer mehr Menschen vorsorgen müssen. Von wollen kann hier keine Rede sein, denn wer nur auf die gesetzliche Rentenversicherung setzt, wird im Alter große finanzielle Probleme haben. Dabei werden vor allem renditestarke Produkte, die in Aktien investieren, im Vordergrund stehen. Natürlich schwankt eine solche Anlage in Unternehmen stärker, doch gibt es aufgrund der derzeitigen Niedrig- und Negativzinspolitik der Notenbanken kaum Anlagealternativen. Zudem werden staatlich geförderte Produkte, wie die betriebliche Altersvorsorge weiter Zulauf haben, denn die Förderung ist ein wichtiger Hebel, um die Rente im Alter sicherzustellen.

Herr Allesch, vielen Dank für das Gespräch!

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