Paul Lassak: Natürlich ist ein gemeinsamer Rententopf eine Alternative

Interview mit Paul Lassak
Paul Lassak ist selbständiger Zukunftsplaner & Investmentstratege. Mit ihm sprechen wir über Vorsorge für das Alter, gemeinsamer Rententopf sowie ausreichende eigenverantwortliches Handeln.

Die Idee der Altersvorsorgepflicht für Selbstständige ist nicht neu. Was halten Sie davon?

Paul Lassak: Natürlich sollen auch Selbstständige ein finanziell sorgenfreies Leben im Alter genießen dürfen. Dazu zählt selbstverständlich auch die Vorsorge für das Alter. Das dies verpflichtend sein soll, ist per se nicht verkehrt. Die Frage, die sich stellt, ist: Wie soll diese Verpflichtung aussehen? Es muss eine Sicherheit für beide Seiten hergestellt werden. Der Staat muss sich absichern können, dass Selbstständige nach Beendigung ihrer beruflichen Tätigkeit nicht auf Kosten des Staates leben, nur weil sie in den Jahren zuvor schlecht für ihre private Zukunft gewirtschaftet haben. Gleichzeitig ist es wichtig, dass es eine Wahlfreiheit gibt, wie die Selbstständigen vorsorgen möchten, ohne gezwungen zu werden in einem staatlichen Rentenauslaufmodell das Geld zu verbrennen.

Selbstständige bezahlen deutlich höhere Beiträge an die Kranken- und Pflegeversicherung als Arbeitnehmer mit vergleichbarem Einkommen. Woran liegt das?

Paul Lassak: Der Beitrag für Selbstständige ist nicht höher oder niedriger als für Menschen im Angestelltenverhältnis. Der Beitrag berechnet sich anhand einer prozentualen Größe, die aktuell bei 14,6 Prozent liegt, plus ein je nach Krankenversicherung individueller Zusatzbeitrag zwischen 0,35 und über 2 Prozent. Den Vorteil, den eine angestellte Person genießt, ist die anteilige Übernahme der Kosten durch den Arbeitgeber:in. Dadurch hat diese Person von ihrem Bruttogehalt etwas mehr als eine selbstständige Person mit dem gleichen Gewinn. Mit einer frühzeitigen Vorsorge kann eine selbstständige Person zumindestens Zuschläge auf Grund von Vorerkrankungen vermeiden.

Wenn die Altersvorsorgepflicht auch auf Selbstständige ausgeweitet wird: Was bedeutet das für Solo-Selbstständige?

Paul Lassak: Für eine vorausschauende selbstständige Person wird sich im Optimalfall nicht viel ändern, denn sie sorgt bereits vernünftig für das Alter vor und hat das im eigenen Geschäftsmodell berücksichtigt. Die Existenzgründungsphase gestaltet sich dadurch natürlich etwas schwieriger, da eine zusätzliche finanzielle Belastung hinzukommt. Gleichzeitig ist die Verpflichtung, wie eingangs erwähnt, auch nur zum Schutz der Selbstständigen und des Haushaltes des Staates gedacht. Denn nicht jede selbstständige Person baut ein attraktives Unternehmen in der Größe auf, dass es in den 60igern einen Verkaufserlös erzielt, von dem die Person und die unter Umständen wirtschaftlich abhängigen Personen dann 20-30 Jahre gut leben können. Die Kalkulation eines funktionierenden Geschäftsmodells schließt auch immer die Altersvorsorge ein. Wenn die zu zahlende Vorsorge das Unternehmen wirtschaftlich ins Wanken bringt, dann muss nicht an der Vorsorge gerüttelt, sondern das Geschäftsmodell überarbeitet werden.

Wie soll die Altersvorsorgepflicht ausgestaltet, wie vorgesorgt werden?

Paul Lassak: In der Politik werden schon verschiedene Varianten diskutiert. Interessant finde ich den Ansatz, dass Selbstständige in die gesetzliche Rente einzahlen müssen, wenn sie sich nicht selbst um eine ausreichende private Vorsorge kümmern bzw. diese nachweisen können. Auf diese Weise können alle Selbstständigen eigenverantwortlich die zu ihnen passende Lösung auswählen. Wer dazu nicht bereit ist oder keine Ambitionen zeigt, eigenverantwortlich zu handeln, muss dann in das gesetzliche System investieren.

Was wären die Alternativen dazu? Ein gemeinsamer Rententopf für Angestellte und Selbständige?

Paul Lassak: Natürlich ist ein gemeinsamer Rententopf eine Alternative. Wenn der Rententopf dem gleichen Finanzierungskonzept unterliegt wie bisher, dann jedoch nicht. Früher oder später darf am Rentensystem nicht mehr vorsichtig optimiert, sondern muss konsequent revolutioniert werden. Eine fondbasierte Lösung ist für die Zukunft sowohl für Selbstständige als auch Angestellte unausweichlich und bietet gleichzeitig der deutschen Wirtschaft eine großartige Möglichkeit. Die privaten Krankenversicherungen haben es mit einem individuellen Risikomanagement vorgemacht, wie eine vernünftige Absicherung und gleichzeitig solide wirtschaftliche Situation erzeugt werden kann.

Herr Lassak, vielen Dank für das Gespräch!

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