Steffen Benecke: Mit den Einkommen reduzierten sich auch die Kassenbeiträge

Interview mit Steffen Benecke
Steffen Benecke ist selbständiger Versicherungsmakler in Wentorf. Mit ihm sprechen wir über PKV, Gründe für den Rekordverlust der GKV´s sowie Auswirkung der steigenden Lebenserwartung.

Bei den GKV’s wird ein Rekordverlust von annähernd 16 Mrd. Euro erwartet. Fachleute schätzen, dass dieser Wert auf 26 Mrd. Euro steigen wird. Was sind die Gründe?

Steffen Benecke: Die Gründe sind vielfältig: Gestiegene Kostenfrequenz im Zusammenhang mit dem Corona-Virus bei gleichzeitig reduzierten Einnahmen, weil viele Bereiche der Wirtschaft zurückgefahren werden mussten. Mit den Einkommen reduzierten sich auch die Kassenbeiträge. Flankiert wird das von dem Evergreen „Steigende Lebenserwartung“. Den Rentnern mit reduzierten Beiträgen und höheren Krankheitskosten stehen immer weniger aktiv berufstätige Beitragszahler gegenüber.

Es wird der Ruf laut nach Geldern aus Steuermitteln. Was halten Sie von dem Vorschlag?

Steffen Benecke: Ein bisschen ist das „Linke Tasche-Rechte Tasche“. Ein bisschen geht das aber auch auf Kosten der Privatversicherten. Steuermittel muss es dann für beide Krankenversicherungssysteme geben, sofern Sie nicht mehr auf „versicherungsfremde Leistungen“ der Kassenpatienten begrenzt sind.

Sind auch die PKV-Anbieter betroffen?

Steffen Benecke: Die Einflüsse sind dieselben. Die Auswirkungen unterscheiden sich. Der PKV-Beitrag, den ein Versicherter zahlt, hat nichts mit aktiv berufstätigen Beitragszahlern zu tun. Jede Alterskohorte finanziert sich selber. Dafür werden Alterungsrückstellungen gebildet.

Es ist auch ein Stück weit ein Märchen, dass ein PKV-Kollektiv auf Nachwuchs angewiesen sei, weil der Tarif ansonsten „vergreise“. Allerdings entmischen sich die Kollektive, wenn Gesunde sich woanders versichern und Kranke im Kollektiv verbleiben. Durch das Tarifwechselrecht nach §204 VVG wird aber seit einigen Jahren auch der Entmischung begegnet. Die Kalkulation mit den Alterungsrückstellungen ist allerdings auch kein Allheilmittel. Verlängert sich die Lebenserwartung, müssen die Rückstellungen ebenso aufgefüllt werden wie bei steigenden Kosten durch den medizinischen Fortschritt. Dass dies finanziell ebenfalls weh tut, wissen wir alle.

In welchen Fällen würden Sie einem Menschen raten, von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung zu wechseln?

Steffen Benecke: Wenn bestmöglich gesichert ist, dass dieser Mensch auf Dauer und auch im Alter über ausreichend Einkommen verfügt, um auch erheblich steigende Beiträge bezahlen zu können.

Während Deutschland altert und länger lebt, zahlen immer weniger ArbeitnehmerInnen ein. Was bedeutet diese Entwicklung für die GKV?

Steffen Benecke: Dann müssen die Beiträge steigen oder die Leistungen gekürzt werden. Die Balance zwischen den subventionierten Mitgliedern und denen, die für diese mitzahlen, muss gewahrt bleiben. In der GKV sind die Leistungen gesetzlich geregelt und können gekürzt werden. Ein PKV-Versicherter hat einen Vertrag und das Recht, in schlechtere Tarife zu wechseln. Es besteht aber kein einseitiges Leistungskürzungsrecht des Versicherers.

Herr Benecke, vielen Dank für das Gespräch!

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