Thomas Spieß: Oft sind die Preise für eine Immobilie zu hoch angesetzt

Interview mit Thomas Spieß
Thomas Spieß ist Inhaber der Spieß Finanzberatung in Münster. Mit ihm sprechen wir über Hypothekenzinsen, Auswirkungen auf die Kreditvergabe sowie Zinsbindung.

Die Preise für Wohn-Immobilien steigen seit Jahren, zudem steigen die Bauzinsen laut einer Studie von Interhyp. Dennoch sind Käufer scheinbar jeden Preis bereit zu zahlen, um die Immobilie erwerben. Ist das ein Trend, den Sie ebenso im geschäftlichen Alltag bestätigen können?

Thomas Spieß: Die Preise für Wohn-Immobilien steigen noch stärker in Städten, die gefragt sind, wie hier in Münster und Umgebung. Die Hypothekenzinsen sind seit einiger Zeit auf einem historischen Tiefstand. Die meisten meiner Kunden sind nicht bereit, jeden Preis zu zahlen, es muss ja mit dem monatlichen Budget zusammenpassen. Teilweise sind die Preise, die Verkäufer für eine Immobilie aufrufen, viel zu hoch angesetzt, dass man dem Kunden ehrlich seine Einschätzung geben und ihm gegebenenfalls auch von dem ein oder andere Objekt abraten muss.

Gibt es durch Corona Auswirkungen auf die Kreditvergabe bei Baukrediten und gibt es andere Fremdkapitalgeber als Banken für Bauherren?

Thomas Spieß: Corona hat hier im Münsterland bisher bei meinen Anfragen nur geringe Auswirkungen. Es gibt natürlich situationsbedingt bei dem ein oder anderen Arbeitgeber Kurzarbeit. Andere Fremdkapitalgeber außer Banken sind mir nicht bekannt.

Laut dem statistischen Bundesamt vergeben Banken, Kredite in deutlich anderen Sphären, als noch im vergangenen Jahr. Ist das angesichts der von Kurzarbeit und möglicher Firmeninsolvenzen ein Risiko?

Thomas Spieß: Die Statistik ist mir nicht bekannt. Zwar sind die Kaufpreise in den letzten 10 Jahren gestiegen, allerdings sind die Zinsen in den letzten 10 Jahren auch stark gesunken. Daher ist die Kreditsumme gestiegen, allerdings nicht unbedingt die Zins- und Tilgungsrate. Ob das für Kreditnehmer ein höheres Risiko ist, das kann man pauschal nicht sagen. Das ist natürlich abhängig, in welcher Branche man tätig ist. Es gibt z.B. die Möglichkeit, sich bei der Kreditrate gegen evtl. Arbeitslosigkeit abzusichern, allerdings nicht bei jedem Institut.

Manche Fachleute meinen, dass das böse Erwachen meist in der Phase nach zehn Jahren kommt, wenn die Zinsbindung endet. Können Sie uns das näher erklären?

Thomas Spieß: Wenn jetzt als Beispiel für 100.000€ und zehnjähriger Zinsbindung ein Zins von 1% gezahlt wird und 2% getilgt werden, dann sind nach 10 Jahren noch knapp 79.000€ vom Kreditbetrag offen. Wenn dann der Zins bei 3% liegt und 2% getilgt werden, ist die monatliche Kreditrate um 30% höher. Daher ist aus meiner Sicht der Berater gefragt, damit die Kreditnehmer nicht bei einem Zinsanstieg bei einer neuen Zinsfestschreibung ein hohes Risiko tragen. Die wenigsten meiner Kunden entscheiden sich für eine 10 jährige Zinsbindung bei der aktuellen Zinslage!

Könnten Sie sich Szenarien, wie die US-Immobilienblase von 2008, auch in Deutschland vorstellen?

Thomas Spieß: Das Szenario kann ich mir nicht vorstellen.

Herr Spieß, vielen Dank für das Gespräch!

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