Tom Friess: Ziel war es, die Folgen der Finanzkrise einzudämmen

Interview mit Tom Friess
Tom Friess ist Vorsitzender der Geschäftsleitung bei VZ VermögensZentrum GmbH in München. Mit ihm sprechen wir über Negativzinsen, Freibeträge sowie politischen Widerstand.

Was sind Negativzinsen und warum gibt es sie?

Tom Friess: Der Zins ist der Preis, den Schuldner Gläubigern dafür zahlen, dass diese ihnen vorübergehend Geld überlassen. Diese Regel haben die Notenbanken außer Kraft gesetzt: Sie haben die Zinsen, zu denen sich die Banken bei ihnen refinanzieren, erst auf null Prozent gesenkt und dann in den negativen Bereich gedrückt. Ziel war es, die Folgen der Finanzkrise einzudämmen und dafür zu sorgen, dass die Banken weiter Kredite vergeben, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Die Corona-Krise gab den Notenbanken einen neuen Anlass, diese Politik fortzusetzen.

Warum berechnen einige Banken ihren Kunden Negativzinsen?

Tom Friess: Für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) müssen Banken aktuell 0,5 Prozent Zinsen pro Jahr zahlen. Um nicht auf diesen Kosten sitzen zu bleiben, geben immer mehr Institute diese an ihre Kunden weiter – zumal ihre Ertragslage ohnehin unter der Zinssituation leidet.

Die Debatte um „Strafzinsen“ wird intensiv geführt. Wer muss eigentlich Negativzinsen zahlen und warum?

Tom Friess: Anfangs haben die Banken nur institutionelle Kunden und hochvermögende Privatanleger mit Strafzinsen belastet. Mittlerweile gehen jedoch immer mehr Institute dazu über, auch normale Sparer und Kleinanleger zur Kasse zu bitten: Bei vielen Banken und Sparkassen liegen die Freibeträge mittlerweile deutlich unter 100.000 Euro. Einige Institute verlangen Negativzinsen sogar schon ab dem ersten Euro. Denn die Geldinstitute müssen ihrerseits 0,5 Prozent für ihre Einlagen bei der EZB zahlen.

Gibt es politischen Widerstand gegen einen Negativzins?

Tom Friess: Politiker unterschiedlicher Parteien haben bereits an die Banken appelliert, zumindest Kleinsparer von den Negativzinsen auszunehmen. Noch vehementer setzen sich Verbraucherschutzorganisationen gegen die Strafzinsen ein.

Banken waren in den vergangenen Jahren aktiv, wenn es darum ging neue Entgelte zu erschaffen. Gibt es einen Verbraucherschutz, bzw. wie kann die Einzelperson sich vor Negativzinsen schützen?

Tom Friess: Der Einfluss der Verbraucherschützer ist in dieser Frage begrenzt. Schließlich handelt es sich um eine freie geschäftspolitische Entscheidung der Banken, ob sie Strafzinsen einführen oder nicht. Doch Anleger und Sparer sind dem nicht willkürlich ausgesetzt. Sie sollten zumindest einen Teil ihres Geldes von den Bankkonten abziehen und stattdessen gewinnbringend investieren – zum Beispiel am Aktienmarkt. Dort unterliegt ihr Kapital zwar Kursschwankungen, doch auf lange Sicht waren am Aktienmarkt bislang in der Vergangenheit fast immer deutlich positive Renditen zu erzielen. Für Personen, die keine Erfahrung mit der Börse haben oder die ihre Anlagen optimieren möchten und die mindestens 100.000 Euro investieren können, bietet das VZ Vermögenszentrum gerne Hilfestellung.

Herr Friess, vielen Dank für das Gespräch!

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