Wilfried Sauer: Geld ist genug im Markt

Interview mit Wilfried Sauer
Wilfried Sauer ist Geschäftsführer von topcom communications GmbH. Mit ihm sprechen wir im Interview über Private-Equity-Unternehmen, Investitionen sowie Risikokapitalgeber.

Private-Equity-Unternehmen werden im Volksmund häufig als Heuschrecken bezeichnet. Woher kommt dieser zweifelhafte Ruf?

Wilfried Sauer: Dieser Begriff wurde seinerzeit von H. Müntefering geprägt, Etliche PW-Unternehmen haben Unternehmen gekauft, „filetiert“ – oder ausgeschlachtet – und dann in einzelnen Teilen nach kurzer Zeit wieder teuer verkauft. Also wie Heuschrecken: Einfallen, alles leerfressen und wieder abhauen.

Halten Sie die Kritik an Ihrer Branche gerechtfertigt?

Wilfried Sauer: Pauschale Kritik ist nie gut. Sicher gibt es welche, die diesen Ruf tapfer verteidigen.  Die, mit denen ich zusammenarbeite, haben ein mittel- bis langfristiges Interesse an ihren Investitionen und versuchen diese nachhaltig weiterzuentwickeln

Wie agieren und arbeiten Private-Equity-Unternehmen wirklich? Welchen Bedarf decken Sie?

Wilfried Sauer: Sie dazu vorige Antwort. Sie bringen frisches Know-how und Geld ins Unternehmen.  Und sie haben in der Regel eine klare Wachstumsstrategie, gekoppelt mit einer Steigerung der Ertragskraft. Dabei denken sie selbstverständlich anders, als inhabergeführte Unternehmen. Aber das muss ja nicht schlecht sein.

Woher kommt eigentlich das Geld, dass Sie investieren?

Wilfried Sauer: Geld ist genug im Markt, das angelegt werden muss. Family Offices, Pensionsfonds, offene oder geschlossene Fonds…

Risikokapitalgeber sind auf Rendite aus. Ist das eine Chance oder eher ein Risiko für einen Übernahmekandidaten?

Wilfried Sauer: Böse formuliert: Das darwinistische System gewinnt. Wer im Markt keinen Gewinn erwirtschaftet, hat keine Existenzberechtigung. Das hat mit PE / Risikokapitalgebern nichts zu tun. Das ist das Gesetz der Marktwirtschaft. Da PE-Unternehmen das Geld ihrer Anleger vermehren müssen, sind sie darauf aus, ihre Investments weiterzuentwickeln – aus eigener Kraft, durch Zukauf… Wie der Name Risikokapital sagt: Das kann auch mal schiefgehen, ist bei PE-Gesellschaften aber eher selten

Während sich der US-Kongress mit einer stärkeren Regulierung der Branche befasst, wird in Europa um Risikokapital geworben. Wie steht es um den europäischen Private-Equity-Markt im internationalen Vergleich?

Wilfried Sauer: Meine ganz persönliche Meinung: Wir sind in Deutschland und in vielen EU-Ländern noch sehr konservativ eingestellt. PE ist bei uns im Vergleich zu anderen Ländern wie USA noch unterentwickelt. PE kann wie ein Katalysator wirken.  Hier haben wir deutlichen Nachholbedarf. Das gilt auch für die Akzeptanz zu PE und der Mentalität, scheitern zu dürfen. Wir hier sind konditioniert, keine Fehler zu machen, Scheitern ist ein Makel. In USA gehört Scheitern zum normalen Prozess. Gescheitert – gelernt – nächstes Mal besser gemacht.

Hat der Brexit Auswirkungen auf die europäische Private Equity Szene?

Wilfried Sauer: Da gibt es bessere Ansprechpartner als mich. Aber unüberwindbare Hürden sehe ich nicht.

Herr Sauer, vielen Dank für das Gespräch!

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