Wie beeinflusst KI die Markenbildung und wie können Führungskräfte profitieren?

Interview mit Michael Grübbeling
KI und Digitalisierung verändern die Markenführung grundlegend. Ich betrachte diese als wahre Revolution, die alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft durchdringt. Früher war Marke und Vertrieb hauptsächlich auf TV-Werbung, Printmedien und persönliche Interaktionen beschränkt. Heute ermöglichen Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data eine viel präzisere und personalisierte Ansprache der Kunden.

Willkommen zum exklusiven Interview mit Michael Grübbeling, einem renommierten Creative Director und Brand Consultant, der Führungskräfte im DACH-Mittelstand dabei unterstützt, die richtige Marken- und Digitalstrategie zu identifizieren. Michael, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit uns zu sprechen. Könnten Sie uns einen Einblick in Ihre Arbeit geben und wie Sie Unternehmen dabei helfen, sich erfolgreich zu positionieren?

Wie hat sich die Einführung von KI und die voranschreitende Digitalisierung auf die Art und Weise ausgewirkt, wie Unternehmen ihre Marken führen?

KI und Digitalisierung verändern die Markenführung grundlegend. Ich betrachte diese als wahre Revolution, die alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft durchdringt. Früher war Marke und Vertrieb hauptsächlich auf TV-Werbung, Printmedien und persönliche Interaktionen beschränkt. Heute ermöglichen Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data eine viel präzisere und personalisierte Ansprache der Kunden. Im Monitoring der Kundenbindung und der Maßnahmen-Erfolgsmessung ist Digitalisierung nicht mehr wegzudenken. Bei KI ist es wie mit den meisten Erfindungen: mit negativen Absichten genutzt, kann sie eine schlechte Sache sein. Aber wenn man sich Bereiche wie Gesundheit oder Bildung anschaut, dann ist es eine Bereicherung.

 

Welche neuen Herausforderungen und Chancen ergeben sich dadurch?

Die größte Herausforderung besteht darin, die Fülle an verfügbaren Daten zu bewältigen und gleichzeitig die Privatsphäre und Sicherheit der Kunden zu schützen. Investitionen in leistungsstarke Datenanalysetools sind daher unerlässlich, ebenso wie die strenge Datenschutzhandhabung. Gleichzeitig bieten sich enorme Chancen, wie Verbesserung des Kundenerlebnis durch personalisierte Interaktionen oder die Eröffnung ganz neue Erlebnisräume. Es bleibt abzuwarten, was die Einführung des AI Acts an weiteren Änderungen für die Kreativwirtschaft mit sich bringt, denn er regelt die Nutzung von KI und schützt parallel kreative und urheberrechtliche Interessen.

 

Inwiefern hat die Disruption durch neue Technologien wie KI und Automatisierung die traditionellen Ansätze zur Markenführung verändert? Welche Anpassungen müssen Unternehmen vornehmen, um weiterhin relevant zu bleiben und ihre Markenidentität zu bewahren?

Jede echte Disruption verändert die tradierte Landschaft im Management vollständig. Unternehmen müssen jetzt ihre Markenstrategien digital neu denken. Für mich ist der wichtigste Schritt hierbei alle Kanäle unter der Prämisse „Digital First“ zu integrieren. Dazu kommt mein Ansatz, nicht nur in KI zu investieren, sondern auch gesteigerte Umsätze durch innovative Anwendungen zu generieren.

Seit einiger Zeit arbeite ich mit meiner 4Q-Formel, die sich nicht nur in der deutschen B2B-Industrie, sondern auch bei B2C-Kunden bewährt hat. In meiner 36-jährigen kreativ-strategischen Karriere habe ich in zahlreichen Branding- und Werbeprojekten festgestellt, dass der Fokus auf diese Quotienten immer wieder zum Erfolg geführt hat:

 

IQ (Intelligenzquotient) – Rigoroser Pragmatismus: Marken müssen sicherstellen, dass ihre Produkte überall und jederzeit verfügbar sind, um das Leben der Kunden zu vereinfachen.

EQ (Emotionaler Quotient) – Einzigartige Kreativität: Es gilt, eine emotionale Bindung zu Kunden herzustellen und ein höheres Ziel zu verfolgen, das die Kunden anspricht.

TQ (Technischer Quotient) – Kontinuierliche Innovation: Marken sollten sich kontinuierlich weiterentwickeln, um neue Wege der Kundeninteraktion zu finden und unerfüllte Bedürfnisse zu erfüllen.

BQ (Businessquotient) – Außerordentliche Kundenorientierung: Unternehmen müssen schnell auf Kundenbedürfnisse reagieren und die Ersten sein, die diese mit ihren Produkten und Dienstleistungen erfüllen.

 

Welche Rolle spielen Datenanalyse und KI bei der Gestaltung und Pflege einer erfolgreichen Markenstrategie in der heutigen digitalen Landschaft? Wie können Führungskräfte diese Technologien nutzen, um fundierte Entscheidungen über die Markenführung zu treffen?

Datenanalyse und KI spielen eine zentrale Rolle in jeder erfolgreichen Markenstrategie. Durch die Analyse von Kundendaten können Unternehmen wertvolle Einblicke gewinnen, um ihre Zielgruppen besser zu verstehen und personalisierte Marketingbotschaften zu entwickeln. KI kann dabei helfen, diese Daten in Echtzeit zu verarbeiten und automatisierte Entscheidungen zu treffen, um die Wirksamkeit der Strategie zu maximieren. Ein wichtiges Werkzeug, das ich hier hervorheben möchte, ist ein richtig aufgesetztes Customer-Relationship-Management (CRM)-System, das alle verfügbaren Interaktionen der Kunden verfolgt, analysiert und in relevante Small Data für das Marketing übersetzt.

 

Angesichts der wachsenden Bedeutung von Personalisierung und Individualisierung in der Kundenansprache: Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Markenbotschaften in einer von KI geprägten Welt authentisch und relevant bleiben?

In einer KI-getriebenen Welt ist es entscheidend sicherzustellen, dass Markenbotschaften authentisch und relevant bleiben. Hierbei ist ein ausgewogener Einsatz von Automatisierung und persönlicher Interaktion unerlässlich, um die menschliche Note in der Markenkommunikation zu bewahren und die Kundenbindung zu stärken. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Implementierung eines E-Mail-Marketings, bei dem KI-gestützte Algorithmen verwendet werden, um automatisch personalisierte E-Mails auf der Grundlage des Kundenverhaltens zu generieren.

 

Wie können Führungskräfte sicherstellen, dass ihre Teams für die Herausforderungen der digitalen Disruption im Bereich der Markenführung gewappnet sind? Welche Fähigkeiten und Kompetenzen sind in dieser sich schnell verändernden Landschaft besonders gefragt?

Führungskräfte sollten sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter auf Augenhöhe mit den aktuellen technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind und so im Idealfall Disruption in ihrer Branche vorhersehen können. Dies gelingt, indem sie in Aus- und Weiterbildung investieren und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung fördern. Besonders gefragt sind Fähigkeiten im Umgang mit KI, Datenanalyse und Security sowie eine starke Kundenorientierung und die Fähigkeit, sich schnell an Veränderungen anzupassen.

 

Inwiefern können Unternehmen KI und Automatisierung nutzen, um die Effektivität ihrer Marketing- und Kommunikationsstrategien zu verbessern, ohne dabei die menschliche Note und den emotionalen Aspekt ihrer Markenbotschaften zu vernachlässigen? Welche Best Practices können Sie in diesem Zusammenhang empfehlen?

Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen ohne menschliche Note und emotionale Markenbotschaften sind auch weiterhin unerlässlich. Als Best Practices fällt mir sofort Research mit KI ein, um statistische Erhebungen durchzuführen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, künstliche Personas zu erzeugen, die die eigenen Marketing-Maßnahmen und Materialen gegenchecken und als interaktive Gesprächspartner ins Marketing integriert werden. Zudem kann die Erstellung individueller Bilderwelten, auch nationalspezifisch, helfen, eine breitere Zielgruppe anzusprechen. Die Nutzung von Produktfotos in unterschiedlichen Umgebungen demonstriert die Vielseitigkeit und Anwendbarkeit der Produkte. Durch die Erstellung von Contentplänen mit Inhalten für unterschiedliche Sprachen und Kulturen kann eine globale Reichweite erzielt werden. Auf einer viel einfacheren Ebene können Businessmeetings mitgeschrieben und eine Zusammenfassung im System hinterlegt werden, die bei Bedarf auch über die KI abgefragt werden kann.

 

Welche Rolle spielen Storytelling und Emotionen in der Markenführung, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung?

Storytelling und Emotionen sind entscheidend, um eine Marke zum Leben zu erwecken und eine starke emotionale Bindung zu den Kunden aufzubauen. Selbst in unserer digitalen Welt bleiben Geschichten ein mächtiges Instrument, um die menschliche Seite der Marke zu betonen und eine dauerhafte Markentreue zu fördern. Unternehmen sollten weiterhin auf relevante Geschichten und Emotionen setzen, um sicherzustellen, dass ihre Markenbotschaften authentisch und relevant bleiben. Die Kampagne eines Outdoor-Bekleidungsunternehmens, das Geschichten von Abenteurern und Entdeckern nutzt, um die Faszination für Natur und Abenteuer zu vermitteln ist mit Sicherheit viel interessanter als auf die Regenfestigkeit der Kleidung mit Kennzahlen hinzuweisen.

 

Inwieweit kann die Zusammenarbeit zwischen Marketing- und Technikteams die Entwicklung und Umsetzung einer effektiven Markenstrategie unterstützen?

Die Zusammenarbeit zwischen Marketing- und Technikteams ist für mich ein entscheidender Faktor für die Entwicklung und Umsetzung. Durch eine enge Zusammenarbeit können Marketingteams von technischem Fachwissen profitieren, um innovative Lösungen zu entwickeln, während Technikteams von Marketingexpertise lernen können, um die Nutzererfahrung zu optimieren. Für eine nahtlose Integration zwischen Marketing und Technologie rate ich meinen Kunden dazu, die Position eines Chief Marketing Technology Officer (CMTO) einzurichten, der beide Disziplinen beherrscht und verantwortet.

 

Welche Trends sehen Sie in Bezug auf die Integration von KI und virtueller Realität (VR) in die Markenführung und wie können Unternehmen diese Technologien nutzen, um innovative Markenerlebnisse zu schaffen?

KI und VR sind aktuell in aller Munde und bieten Unternehmen die Möglichkeit, innovative Markenerlebnisse zu schaffen und das Kundenerlebnis auf ein neues Niveau zu heben. Durch strategische Nutzung können sie einen echten Mehrwert für Kunden schaffen. Ein Beispiel hierfür sind virtuelle Showrooms für Automobilhersteller, in dem Kunden Fahrzeuge erkunden und konfigurieren können, um ein interaktives und personalisiertes Kauferlebnis zu schaffen. Hier sehe ich auch die nahtlose Schnittstelle zu einer realen Probefahrt und dem Kaufabschluss im richtigen Leben.

Ich glaube, die digitale Transformation bietet enorme Chancen für die Markenführung. Wer Kundenorientierung, Datenkompetenz, Agilität, Innovation und Mitarbeiterführung im Griff hat, wird auch in Zukunft erfolgreich sein. Denn die digitale Transformation ist ein fortlaufender Prozess. Es gibt kein Patentrezept für den Erfolg. Es ist wichtig, ständig zu lernen und offen für neue Ideen und Technologien zu sein. Warum sollte man sich nicht neu erfinden und Kunden auf andere Weise erreichen?

Vielen Dank, für das Interview. 

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