Die Welt der Bauunternehmer

Interview mit Matthias Krieger
Welche Arbeit hinter einem Hausbau steckt, erkennen Bauherren spätestens dann, wenn sie sich den Traum vom Eigenheim verwirklichen lassen. Und selbst sie gewinnen meist nur wenige Einblicke in die tatsächlichen Tätigkeiten der Bauunternehmen. Von diesen gibt es unzählige auf dem Markt. Doch nur wenige von ihnen bieten „alles aus einer Hand“ – d.h. von der Grundstücksakquise bis hin zur Schlüsselübergabe wird alles von einem Unternehmen abgedeckt. Wir sprechen heute mit dem Geschäftsführer eines solchen Unternehmens. Matthias Krieger von Krieger + Schramm GmbH & Co. KG aus Dingelstädt ist daher genau der richtige Ansprechpartner, um uns tiefe Einblicke in die Baubranche zu geben und die einzelnen Tätigkeitsfelder näher zu erläutern.

Können Sie uns etwas über Ihre Erfahrung in der Baubranche und die spezifischen Fähigkeiten Ihres Unternehmens erzählen?   

Im vergangenen Jahr haben wir mit Krieger + Schramm unser 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Seit 1992 hat sich unser damals noch kleines Bauunternehmen zu einem leistungsstarken Wohnbauspezialisten entwickelt. Heute besteht Krieger + Schramm aus rund 150 Bauingenieuren, Architekten, Handwerkern, IT-, Personal-, Marketing- und Finanzierungsexperten. 

Am Hauptsitz in Dingelstädt und den Standorten Frankfurt/Main, Kassel, München und Berlin decken wir die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Grundstücksakquise über die Planung und Bauausführung bis hin zum Vertrieb. Wir bauen vorzugsweise in den Metropolen und in Etagenbauweise – für Kapitalanleger und Eigennutzer.

Die Baubranche ist sehr dynamisch und unterliegt vielen äußeren Einflüssen. Dazu gehören demografische Entwicklungen, sich verändernde Finanzierungsbedingungen genauso wie die Auswirkungen von Baumaterialien auf Gesundheit und Umwelt. Um erfolgreich am Markt zu bestehen, braucht es Weitsicht und die ergibt sich aus jahrzehntelanger Erfahrung. Manche Dinge – wie z. B. die Energiewende – lassen sich voraussehen. So haben wir vor vielen Jahren im Rahmen eines Forschungsprojektes mit dem Fraunhofer Institut den Grundstein für unsere heutige zu einem guten Teil autarke Energieversorgung gesetzt. Wir verbauen keine Systeme mit fossilen Brennstoffen mehr und setzen stattdessen auf die Kraft der Sonne.

Was sich in den letzten drei Jahrzehnten kaum verändert hat, ist die nach wie vor hohe Wertestabilität von Immobilien. Hingegen rückt das Thema Nachhaltigkeit erfreulicherweise immer mehr in den Fokus. Als Familienunternehmen liegt uns die Gesundheit der Menschen besonders am Herzen. Mit einer achtsamen Bauweise und Produktauswahl ermöglichen wir Wohnen und Arbeiten in gesunder Umgebung. Das bedeutet, wir verbauen schadstoffgeprüfte Innenmaterialien, sorgen schon bei der Bauausführung für Schimmelprävention und schließen den Bau mit einer Raumluftmessung ab. Dies ist besonders für Eigennutzer interessant, genauso wie unser Schutzschirm, der die Kreditrate bei einer Arbeitslosigkeit absichert. Kapitalanleger profitieren dagegen von unserer zehnjährigen Mitgarantie, der guten Lage der Objekte und unserem Finanzierungsservice. Wir bieten alles aus einer Hand.

Die Baubranche trägt eine große Verantwortung. Mir ist es wichtig, dass wir unseren Einfluss auf die Umwelt als Chance betrachten, sie positiv beeinflussen und möglichst vielen Nachhaltigkeitskriterien gerecht werden. Gemeinsam mit der Dagmar + Matthias Krieger Stiftung vergeben wir in diesem Jahr zum elften Mal den DMK Award für nachhaltiges Bauen. Mit dem Wettbewerb bieten wir vorbildlichen Akteuren aus der Baubranche eine Bühne und stellen besondere Projekte einem breiten Publikum vor.

Auszeichnungen sind auch für uns ein Wegweiser, um uns ständig weiterzuentwickeln. 2021 haben wir uns dem Bewertungsmodell der Ludwig Erhard Initiative gestellt, um uns selbst zu reflektieren und aus dem Expertenfeedback zu lernen. Die Jury zeichnete uns mit dem Exzellenzpreis in Gold aus, der uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Wie gehen Sie bei der Projektplanung und Terminierung eines Bauvorhabens vor?

Da wir den gesamten Prozess der Wertschöpfungskette abbilden, beginnt unsere Planung und Terminierung bei der Grundstücksakquise und endet mit der letzten Wohnungsübergabe. 

Bei der Frage nach der Grundstückseignung hilft uns die sogenannte Engpasskonzentrierte Strategie (EKS). Planer und Projektverantwortliche kommen zusammen, um die Zielgruppe zu identifizieren und die Chancen und Risiken des Bauvorhabens zu besprechen. Außerdem betrachten wir die direkte und nähere Umgebung des Grundstückes und klären, welche Kooperationspartner in Frage kommen. 

Für eine fristgerechte Fertigstellung müssen alle Abläufe auf den Baustellen gut strukturiert und standardisiert sein. Unsere Bauausführungs-Kernprozesse verwalten wir über einen Projektplan. Dort sind alle Abläufe, Verantwortlichkeiten und Fristen mit ihren gegenseitigen Abhängigkeiten integriert. Über eine Schnittstelle bekommt jeder Projektbeteiligte seine Aufgaben angezeigt und kann diese mit dem aktuellen Status an den Projektleiter zurückmelden.

Auf den Baustellen hilft uns das Lean-Management-System. Das bedeutet, alle Abläufe werden aufeinander abgestimmt und Verschwendung von Ressourcen konsequent vermieden. Das System versetzt den Bauleiter in die Lage, die Baustelle vorausschauend zu steuern.  Der Taktplan steht allen Beteiligten digital zur Verfügung. Ziel ist es, Ausführungsschwierigkeiten und Behinderungen frühzeitig zu erkennen und präventiv gegenzusteuern. Wir planen damit die internen Aufgabenpakete pro Kalenderwoche und stellen diese in Abhängigkeiten zu Schnittstellenabteilungen dar. Dieses Vorgehen vereinfacht auch den Handwerkern die Ressourcenplanung.  

Wie laufen die Kommunikation und Zusammenarbeit mit allen an einem  Bauprojekt beteiligten Parteien wie Architekten, Ingenieuren und Subunternehmen ab?

In den vergangenen Jahren haben wir viele Ressourcen in unsere digitale Infrastruktur gesteckt. Mit der Integration aller externen und internen am Bau beteiligter Personen in unsere Netzwerkkultur sorgen wir für reibungslose Prozessabläufe und für eine partnerschaftliche, wertschätzende Kommunikation.  Wir verwenden z. B. ausschließlich den Begriff Baupartner anstelle von Subunternehmer.

In unserer CRM-Software ist für jeden Baupartner ein Profil angelegt, sodass eine gewerksspezifische Auswahl möglich ist. Über eine entsprechende Software erfassen wir innerhalb der Bauphase alle anfallenden Nacharbeiten und versenden die einzelnen Positionen automatisch an den jeweiligen Baupartner. Auch das Nachhalten der Mängelbeseitigung erfolgt darüber. Auf diese Weise findet die Informationsversorgung stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort statt.

Besonderen Mehrwert in der Zusammenarbeit bietet das Building Information Modelling (BIM). Mit BIM ist es möglich, den digitalen Zwilling eines Gebäudes bereits in der Planungsphase zu erstellen. An diesem Modell arbeiten dann alle Planer fachbezogen parallel. Auch virtuelle Wohnungsbesichtigungen sind möglich.

Wie bewertet und identifiziert man potenzielle Risiken in einem Bauprojekt?

Mit einem Risikomanagementtool. Aber zunächst geht es darum, ein Risikobewusstsein über die gesamte Organisation hinweg zu schaffen und eine offene Kommunikation bei riskanten Entwicklungen zu fordern.

Das Risikomanagementtool dient als Werkzeug, um mögliche Risiken abzubilden. Unternehmen müssen manchmal die Idealroute zum Ziel verlassen. Eine flankierende Risikostrategie hält sie bestmöglich auf dem idealen Weg. 

Die Risikoanalyse umschließt die regelmäßige und systematische Prüfung von internen und externen Entwicklungen und Ereignissen, die zu negativen oder auch positiven Abweichen der Ziele führen können. Frühwarnindikatoren sind festgelegt. 

Auf Grundlage der möglichen identifizierten Risiken legt die Geschäftsführung geeignete Maßnahmen zur Steuerung fest. Mit unserem Chancen- und Risikokompass haben wir einen Wegweiser geschaffen, der Strategie, Leitplanken und Kennzahlen umfasst.

Wie gewährleistet man die Sicherheit auf Baustellen und geht mit eventuell auftretenden Sicherheitsrisiken um?

In unserem digitalen Bauleiterkompass ist der Arbeitsschutz ein zentrales Thema. Als Basis dient das Arbeitsschutzrecht inklusive Baustellenverordnung. Beides ist in Deutschland sehr streng geregelt. Die uneingeschränkte Einhaltung ist die absolute Voraussetzung. Wir setzen auf das Vieraugenprinzip. Das heißt, unsere Bauleiter sind täglich auf den Baustellen, um alle Sicherheitsvorkehrungen und die Einhaltung aller Schutzmaßnahmen am Bau zu überprüfen. Zum anderen stellen wir der Bauleitung einen externen Sicherheitsbeauftragten an die Seite. Dieser Sicherheits- und Gesundheitskoordinator besichtigt die Baustelle in kurzen Intervallen. Dabei begutachtet er alle Risikopotenziale ganz genau. Er prüft beispielsweise, ob das Baugerüst im richtigen Abstand an der Wand steht, ob alle Prüfsiegel vorhanden sind und ob alle Sicherheitskomponenten an den verschiedenen Maschinen einwandfrei funktionieren. Im Anschluss erstellt der Sicherheitsbeauftragte einen ausführlichen Bericht oder informiert sofort, wenn Handlungsbedarf besteht. Dann greift ein Maßnahmenkatalog und es wird direkt gehandelt. Jeder Baupartner muss spätestens zwei Wochen vor Arbeitseinsatz eine handwerkerspezifische Gefährdungsbeurteilung bei uns abgeben. Alle Richtlinien sind auf den Baustellen für jeden ersichtlich und der Bauleiter führt regelmäßige Unterweisungen durch. Das Sicherheitskonzept ist lückenlos durchgeplant. Aber auch die Eigenverantwortung spielt eine wichtige Rolle.

Wie würden Sie die Zukunftsaussichten für Ihr Unternehmen beurteilen und wie für die gesamte Branche?

Einige Entwicklungen, wie die globale Pandemie, internationale Krisensituationen und eine besonders hohe Inflation lassen sich kaum voraussehen. Deshalb treffen uns Ressourcenknappheit, gestiegene Zinsen und Inflation natürlich auch. Bei allem, was sich nicht vorausahnen lässt, kommt es auf die Anpassungsbereitschaft und -fähigkeit an.  Auch dafür bedarf es Erfahrung und ein funktionierendes Team, das mit Leidenschaft mitgestaltet und die Ärmel hochkrempelt. So ein Team entwickelt sich auf einem stabilen Wertefundament, auf das ich seit der Gründung von Krieger + Schramm besonderen Wert lege. 

Wohnen ist und bleibt ein konstantes Grundbedürfnis, verteilt über alle Einkommensklassen. Es gab schon immer gute und weniger gute Jahre in der Baubranche. In den guten Jahren gilt es eine Resilienz zu entwickeln, die ein Unternehmen über die mageren Zeiten trägt. Das werden nicht alle schaffen. Aber wir dürfen nicht vergessen, wer baut, gestaltet die Zukunft. 

Wir blicken positiv nach vorne und haben in unserem Unternehmenszweck das festgehalten, was wir seit der Gründung von Krieger + Schramm leben: „Wir schaffen Raum für Gesundheit und nachhaltige Lebensqualität. Gemeinsam bauen wir heute die Stadt von morgen.“

Herr Krieger, vielen Dank für das Interview.

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Matthias Krieger

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