Henry Brömme-Herrmann: Außenstehende halten Provisionshöhen oft für unverhältnismäßig

Interview mit Henry Brömme-Herrmann
Wir sprechen mit Henry Brömme-Herrmann, Geschäftsführer der IMMOVISTA GmbH aus Dresden, über Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt.

Zum Ende dieses Jahres 2020 hat der Gesetzgeber festgelegt, dass bei Kauf einer Wohnung oder eines Hauses der Käufer nur noch zur Hälfte die Maklercourtage zahlen muss. Ist das eine gute Regelung?

Henry Brömme-Herrmann: Die Regelung hat zur Folge, dass die Verkäufer die Provision auf den Kaufpreis aufschlagen, welcher sich dadurch erhöht. Da der Kaufpreis die Berechnungsgrundlage der Kaufnebenkosten ist, erhöhen sich die Kosten für die Käufer weiter. Es wird also für die Kunden teurer, man betreibt nur Augenwischerei. Es ist daher keine gute Lösung. Das der Makler dann seine Courtage erst vom Käufer erhält, wenn er die vom Verkäufer gezahlte Provision anhand von z.B. einem Kontoauszug nachweist ist eine Zumutung. Bevor der Verkäufer nicht gezahlt hat, muss der Käufer nicht zahlen. Wer sich so etwas ausdenkt handelt praxisfern und unternehmerfeindlich. Schon das Bestellerprinzip im Mietwohnungsbereich hat zur Folge, dass wir diesen Bereich kaum noch bedienen. Wir haben viele Anfragen nach Mietwohnungen, dürfen aber von den Kunden nur dann eine Courtage verlangen, wenn die darauf angemietete Wohnung vorher nicht bei uns im Angebot war und von uns am Markt für den Kunden neu akquiriert wurde. Das kann zeitlich niemand leisten, die laufenden Kosten stehen einer Wirtschaftlichkeit dieses Prinzips klar im Wege. Der Leidtragende ist der Kunde, so ist es durch die höheren Kosten ab Ende Dezember auch bei dem neuen Gesetz.

Es heißt, Einzelbeauftragungen bei voller Zahlung der Maklergebühren sind dennoch weiterhin möglich. Was bedeutet das genau?

Henry Brömme-Herrmann: Dies bedeutet, dass ein Auftraggeber die komplette Provision übernehmen kann, dann zahlt der Käufer keine Provision. Da die Courtage natürlich im Kaufpreis eingerechnet wurde, ist dies wie oben beschrieben nur Augenwischerei. Die dauerhaft günstigste Lösung ist die Zahlung der vollen Courtage durch den Kunden.

Dem Käufer muss nachgewiesen werden, dass der Verkäufer eines Objektes mindestens 50% Maklergebühr selbst bezahlt hat, um den Provisionsanspruch des Maklers an den Interessenten zu begründen. Das hört sich kompliziert an, oder?

Henry Brömme-Herrmann: Dies habe ich unter Punkt 1 schon erläutert.

Wenn Makler aber weiterhin von beiden Seiten – Käufer und Verkäufer – beauftragt werden, bekommen sie trotzdem zweimal Provision. Also trifft Sie die Gesetzesänderung doch gar nicht so hart?

Henry Brömme-Herrmann: Wenn beide Seiten die volle Provision zahlen, dann ist es natürlich in Ordnung. Problematisch ist die neue Abwicklung mit der Nachweispflicht der Zahlung des Auftraggebers. Viele Verkäufer wollen die Courtage erst nach Eingang des Kaufpreises an den Makler zahlen. Die Kaufpreisfälligkeit tritt aber erst Monate nach dem Notartermin ein. Erst danach zahlt dann auch der Kunde, das ist eine wirtschaftliche Zumutung, da dauerhaft hohe Kosten drücken. Bei dem Verkauf von Neubauprojekten erhalten wir unsere Courtage vom Auftraggeber in der Regel erst nach Baubeginn. Dies kann manchmal 1 Jahr nach Vertriebsstart sein. So arbeitet man und erhält erst viel, viel später das Geld für diese Arbeit. Wie soll man diese Zeit überbrücken? Bisher war der Anspruch der Courtage beim Käufer nach dem Notartermin gegeben. Nur so macht es Sinn und ist gerecht. Ich habe nur fest angestellte Mitarbeiter. Diese haben Dienstwagen und besuchen regelmäßig teure Schulungen. Wie soll das alles weiter finanziert werden? Die Wald- und Wiesenmakler, die von daheim als Einzelunternehmer arbeiten, haben dann einen Vorteil. Wenn man Sozialbeiträge zahlen soll, müssen auch regelmäßige Einnahmen gegenüberstehen.

Beim Verkauf von Mehrfamilienhäusern oder Gewerbeeinheiten gilt diese Regelung allerdings nicht. Warum denn nicht, und ist das nicht eine Benachteiligung für den Käufer?

Henry Brömme-Herrmann: Eine Benachteiligung ist es nicht, da der Käufer so Geld spart! Es ist naiv zu denken, es verschwinden Kosten. Nein die werden nur im Kaufpreis versteckt und erhöhen die Kaufnebenkosten. Die dadurch weiter steigenden Kaufpreise ziehen den ganzen Markt hoch. Selbst private Verkäufer die ohne Makler verkaufen orientieren sich an höheren Kosten und es wird für alle Kunden teurer. Dieses Gesetz ist ein populistisches Wählergeschenk einer SPD im Umfragetief in Form einer Mogelpackung! Die höheren Kaufnebenkosten kommen ja dem Staat, der jeweiligen Gemeinde sowie dem Notar zugute. Wir sprechen oft mit diesen Berufsgruppen über das Thema und es wird ausschließlich als undurchdachte Mogelpackung belächelt.

Welche Rolle spielt der Lobbyverband IVD (Bundesverband der Immobilienmakler) bei dieser Änderung des Maklergesetzes?

Henry Brömme-Herrmann: Der IVD hat lange versucht das Gesetz in der Form zu verhindern. Jetzt wo es kommt wird versucht werden, das unzumutbare Handling mit dem Nachweis des gezahlten Provisionsteils der Verkäufer an den Makler zu berichtigen. Mir ist bewusst, dass Außenstehende die Provisionshöhen oft für unverhältnismäßig halten. Diesen Leuten ist jedoch auch nicht die Kostenstruktur eines Maklerbüros bewusst.  Die Immobilienportale wie Immobilienscout24, Immowelt usw. verlangen jeden Monat mehrere tausend Euro für die unterschiedlichen Onlineinserate. So wird man als Makler z.B. verpflichtet für Neubauprojekte einzelne Projektbuchungen abzuschließen. Schauen Sie sich doch selber mal die Preislisten dazu im Internet an. Ich habe mir schon den Spaß gemacht und den Meckerern die Rechnungen eines Monats vorgelegt. Die Kinnlade klappte immer runter und ging kaum wieder hoch. Nicht umsonst gibt es immer wieder Maklerbüros die in die Insolvenz gehen. Selbst an Banken angelagerte Maklerunternehmen, wie z.B. bei der Deutschen Bank haben es nicht überlebt. In Märkten mit extrem hoher Nachfrage wie Berlin, München oder Hamburg mag es sicher einfacher sein. In vielen anderen deutschlandweiten Regionen ist das Maklergeschäft kein Zuckerschlecken und weit von der im TV vermittelten Dynamik entfernt.

Herr Brömme-Herrmann, vielen Dank für das Gespräch.

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